Das Wenn-dann-Prinzip – Funktioniert Bestechung bei Teenagern?

Das Wenn-dann-Prinzip ist im Menschen verankert. Und so beruft man sich auch bei der Kindererziehung gern auf dieses „Naturgesetz“. Katja evaluiert Sinn und Unsinn dieser Taktik.

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Selbst Babys kennen das Prinzip: Wenn ich schreie, kommt jemand. Das ist für die Erklärung einiger Verhaltensweisen auch nicht die schlechteste Methode. „Wenn du dich gut festhältst, fällst du nicht runter.“ Logisch, oder?

Manipulierender oder Manipulierter?

Je schneller Kinder diesen Kausalzusammenhang auch sprachlich verstehen, desto mehr setzen Eltern ihn zur „Manipulation“ ein. Wir belohnen Kinder für etwas, dass sie gut machen. Das ist eine ganze Weile umsetzbar, zumindest bis wir an unsere finanziellen oder räumlichen Grenzen stoßen, nämlich dann, wenn das Zimmer überquillt vor Belohungsspielzeug. Oder wenn die Kinder anfangen, uns Eltern zu erziehen. Beispiel gefällig? „Wenn ich das Ü-Ei kriege, bin ich an der Kasse ganz artig.“ Sie finden, das klingt nach Bestechung? Stimmt! Ist es aber andersherum ebenso. Genau in dem Moment erkennt man, dass Belohnung nicht in allen Lagen hilft. Diese Erkenntnis ist mir ziemlich schnell gekommen.

Geschenke an Feiertagen – ein willkommenes Druckmittel?

Eine nicht so clevere Idee ist die Drohung mit Nicht-Belohnung. Wir fixieren die Kinder auf drei Großereignisse: Geburtstag, Ostern, Weihnachten. Bei letzterem kann man das drohende Ausfallen von Geschenken dem imaginären Weihnachtsmann oder Christkind in die Schuhe schieben. Das große Problem an der Umkehrung der Kausalkette: Wir halten uns nicht daran. Wir untergraben unsere Glaubwürdigkeit. Was lernen unsere Kinder daraus? WENN unsere Eltern etwas sagen, DANN trifft das nicht ein! Fatal eigentlich. Deshalb sollten Feiertage als solche angesehen werden. Geschenke gibt es an diesen Tagen aus Tradition und nicht als Belohnung.

Wie belohnt man richtig?

Das Prinzip der sparsamen und gezielten Belohnung kann sehr motivierend sein. Wir sollten uns aber auf besondere Leistungen beschränken. Zu entscheiden, was hier belohnenswert ist, fällt oft schwer. Ich habe hauptsächlich die schulische Leistung dafür herangezogen. Manche argumentieren, die gute Note sei schon die Belohnung für gute Leistungen. Nein, es ist eine Einschätzung und Bewertung. Wer schon sein täglich Brot verdienen muss, weiß: Lob macht zufrieden, aber nicht satt. Es muss nicht gleich die Städtereise sein, die man verspricht. Es sind manchmal auch kleine Rituale wie ein gemeinsames Essen oder andere Aktivitäten.

Raum für Steigerungen lassen

Man darf nicht zu groß anfangen, sodass noch Spielraum für Steigerungen bleibt. Schwierig wird es, wenn das eine Geschwisterkind sich richtig anstrengen muss für gute Noten und das andere ein Naturtalent ist. Dann fängt man an, mit zweierlei Maß zu messen. Was bei dem einen die Zwei ist bei dem anderen die Drei. Nur ist es bei dem einen Kind Faulheit, denn die Zwei hätte auch eine Eins sein können. Bei dem anderen Kind war es Anstrengung und ist eben keine Vier geworden.
Einfacher wird es, wenn die Kinder selbst Ziele entwickeln und darauf hinarbeiten.Das dauert eine Weile. Belohnung gibt es hier immer nur am Zeugnistag. Auf alle Fälle gehört essen gehen dazu. Die Geschenke entwickeln sich im Laufe der Zeit von Büchern über Spiele für diverse Elektrogeräte zu der Erlaubnis für den Besuch besonderer Ereignisse (Konzerte, Reisen usw.), die sogar vom Taschengeld bezahlt werden. Die Erlaubnis ist hier Belohnung genug.

Aber auch in diesem Bereich drehen wir den Spieß gern um und drohen mit schlechten Zukunftsaussichten. Das ist jedoch nicht greifbar, weder für Grundschulkinder noch für Pubertierende, die auf dem „YOLO“-Trip sind. Gerade Teens kommen da gern mit Schulabbrechern als Gegenbeispiel, die jetzt YouTube-Stars sind.

In Verhandlung treten

Natürlich haben meine Kinder auch zwischendurch Wünsche, die sich weder auf die drei genannten Großereignisse verschieben lassen, noch mit den Zeugnisnoten in Verbindung zu bringen sind.
Da meine Bemühungen fruchtbar waren, aus meinen Kindern selbstständig denkende Wesen mit eigener Meinung zu formen, habe ich mich mittlerweile darauf eingestellt, dass meine Wenn-Dann-Argumentationen sofort als Diskussionsgrundlage herhalten müssen. Sie werden mit Gegenargumenten bombardiert. So wird die Belohnung zur Verhandlungsache. Aus Wenn/Dann ist Leistung und Gegenleistung geworden. So ermüdend und unsinnig ich die Diskussionen manchmal finde, lasse ich mich doch meistens darauf ein. Ich hege dabei die Hoffnung, das meine Kinder an mir üben und später im Berufsleben genauso vehement für eine angemessenen Entlohnung ihrer Leistungen eintreten. Natürlich sind die eigenen Eltern und spätere Vorgesetzte nicht vergleichbar, aber vielleicht hilft es. Sie lernen, dass man nicht nur fordern kann, sondern etwas dafür anbieten muss.

Allerdings habe ich späteren Arbeitgebern gegenüber einen entscheidenden Vorteil: Ich kann einfach so das WLAN-Passwort ändern! Die letzte Stufe ist die Erpressung. 😉

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Über die Autorin

Gastautorin Katja

Katja

Katja, Jahrgang 1975, Mutter von zwei – mal mehr mal weniger pubertierenden – Teenagern. Sie ist Mitgründerin von SHEworks!, dem Onlinemagazin für Gründerinnen und Unternehmerinnen. Ihre Leidenschaft für Social Media gibt sie beratend weiter. Wenn ihre Finger die Tastatur heiß getippt haben, entspannt sie sich mit Vorliebe bei der Gartenarbeit oder Handarbeiten.


Titelbild: © Christopher Elwell/shutterstock.com

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