„Ich mach Schluss mit dir!“

Sabine vergleicht das Liebesleben ihrer Teenager-Tochter mit ihren eigenen Erinnerungen. Eigentlich alles wie immer – wenn da nicht Snapchat wäre.

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Dunkle Locken und schöne Grübchen

Heute erzähle ich ein bisschen was aus meinem Leben: Damals war ich so alt wie mein liebstes Tochterkind heute – 14 Jahre. Ich saß an meinem Schreibtisch und versuchte meine Gedanken zu sortieren. Vor mir mehrere Seiten mit Liebesbriefen und Gedichten. Ach, was war er süß! Dunkle Locken und so schöne Grübchen! Seitenweise Liebespoesie, selbstgebaute Segelflugzeuge mit meinem Namen drauf und jeden Mittag stand er an der Bushaltestelle, um mich abzupassen.
Leider fiel sein Liebeswerben nicht auf fruchtbaren Boden. Ich mochte ihn – mehr aber nicht. Ich konnte mir in diesem Alter noch nicht vorstellen, einen festen Freund zu haben. Irgendwie war das noch ein ganz gruseliges Thema für mich.

„Ich mag dich, aber … “

Es war also eine „Abfuhr“ angesagt – nennt man das heute noch so? Da ich ein bisschen feige war, dachte ich mir, dass ein Brief wahrscheinlich die beste Lösung sei. Ein paar Seiten nette Worte und darin verpackt ein „ich mag dich, aber …“. Was ich nach der Übergabe nicht bedacht hatte, war der Fakt, dass er ja irgendwie reagieren wird. Mein Ziel war: Brief schreiben, übergeben und nie wieder darüber sprechen – und natürlich „Freunde bleiben“. Die Realität sah ganz anders aus: Er stand mit Tränen in den Augen vor unserer Haustür. Und auch danach sahen wir uns weiterhin jeden Tag im Schulbus – ich tat so, als ob nichts gewesen wäre, er war schwer verletzt und sauer.

Gelernt hatte ich: Handlungen haben Konsequenzen – ob sie mir gefallen oder nicht.

Vollgequatschte Anrufbeantworter

Ein paar Jahre später war das Dilemma um eine Komponente reicher: Ein eigenes Telefon. Zwar war ich während meines Studiums festen Beziehungen gegenüber nicht mehr abgeneigt, aber auch hier passte der Topf nicht immer auf den Deckel. Mal wollte ich, mal wollte jemand mich. Mit meinem Wissen, dass Briefe nicht das perfekte Mittel zum Beenden einer Beziehung sind, durfte jetzt der Anrufbeantworter herhalten. Entweder nutzte ich ihn, um den Werbenden ins Leere laufen zu lassen oder quatschte einem armen Kerl das Band in epischer Länge voll. Oder zumindest solange, bis es piepte – gerne auch sieben Mal hintereinander. Mein Opa erklärte mir mal, dass man einen Fehler so lange wiederholen muss, bis man aus ihm gelernt hat.
Auch wenn ein Anrufbeantworter dazwischen geschaltet war und man mit den Jährchen etwas abgebrühter wurde: Handlungen haben Konsequenzen – irgendwann läuft man sich doch wieder über den Weg.

Das Onlinedating-Zeitalter

Dass ich damals in vielen Punkten ziemlich feige war, ist mir heute klar. Eine ganz neue Qualität des unpersönlichen Miteinanders bekam ich einige Zeit später am eigenen Leib zu spüren. Nach meiner Scheidung habe ich mich in der Welt des Onlinedatings umgesehen. Keine Briefe, die einem mitteilten, dass es nicht klappen wird, keine tränenreichen Verabschiedungen am Telefon, sondern: Nichts. Man traf sich, verstand sich und hörte nie wieder etwas voneinander. Im besten Fall wurde man online ignoriert, im schlechtesten gelöscht. Anfangs regte mich das maßlos auf: „Diese Unhöflichkeit, diese Beziehungslosigkeit im Netz!“ Später nahm ich es als Teil des Spieles hin.

Schlussmachen in zwei Sätzen

Nun ist meine Tochter in dem Alter, in dem man sich langsam für das andere Geschlecht interessiert. Bei ihr beschränken sich gemeinsame Unternehmungen mit Jungs noch auf ein lustiges Miteinander bei den Pfadfindern. Der Tag ist jedoch nicht mehr lange hin, an dem sie wie ich am Schreibtisch sitzen wird und darüber nachdenkt, wie sie Prinz Charming eine Abfuhr erteilt. Eins ist schon mal sicher: Sie besitzt kein Briefpapier. Und auf unseren Anrufbeantworter spricht nur noch meine Mutter.

Bei ihr wird sich alles auf ihrem Handy abspielen. Es ist jetzt schon das Kommunikationsmedium Nummer eins. Und es kann noch unpersönlicher sein als alles, was ich so ausprobiert habe. Denn während man in einem Brief seine Worte noch mit Bedacht wählen musste, sind die Messages nur noch maximal zwei Sätze lang. Telefonieren muss sie mit dem Teil sowieso nur mit mir und soziale Netzwerke sind was für alte Menschen wie mich.

Per Snapchat die Liebe gestehen

Ich muss wohl kaum erwähnen, dass Dating, Beziehungführen und Schlussmachen mittlerweile komplett per WhatsApp, Snapchat und Co. stattfindet. Das sind meilenweite Unterschiede zu meinen damaligen Erfahrungen. Wenn man alleine Snapchat betrachtet, wird einem klar, wie unglaublich unverbindlich alles sein kann. Schnell mal eine Message verschickt, in der man seine Liebe gesteht und sie verschwindet gleich wieder in den Tiefen des Netzes. Eine Stunde später lässt es sich wunderbar leugnen, dass man den Typen süß findet. Eine SMS zum Schlussmachen ist wohl mittlerweile Standard.

Liebe mit einem dicken Fell

Was ich meiner Tochter jedoch unbedingt auf ihren (digitalen) Lebensweg mitgeben werde: Handlungen haben Konsequenzen!
Denn auch wenn der nervige Typ einem nach der Schule ewig weit weg vorkommt und sich eine Message leicht versenden lässt – am nächsten Tag sitzt er wieder neben dir in der Schule. Und spätestens dann sieht man, was man angerichtet hat.

Unsere Kinder werden in Liebesdingen nichts anderes erleben, als es Generationen vor ihnen getan haben. Sie werden sich verlieben, werden Liebeskummer haben, auf Wolke sieben schweben und wieder abstürzen. Was sie jedoch brauchen werden, ist ein dickes Fell und ein entspannter Umgang mit einer schnell verschickten Message. Im Zweifelsfall gilt dann doch ganz oldschool: Persönlich nachfragen! Denn Händchenhalten geht nur im realen Leben!

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Über die Autorin

Gastautorin Sabine

Sabine

Sabine (44) schreibt. Online könnt ihr ihrem Patchwork-Familienleben mit ihrer Teenie-Tochter „Pippi“ und dem „Popstar“ unter bebusybee folgen – oft chaotisch und manchmal ein bisschen bissig. Wer immer noch nicht genug zu lesen hat, der schaut bei Ordnungsliebe vorbei – noch so eine Leidenschaft von ihr: Das Organisieren.




Titelbild: © Zurijeta/shutterstock.com

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