Vorurteile bei Vornamen: Warum es Kevin schwerer hat

In der Schule und im Berufsleben gilt leider immer noch: Der Vorname beeinflusst die Fremdwahrnehmung. Das zeigte eine Befragung unter Lehrkräften.

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Eltern wollen nur das Beste für ihr Kind. Deswegen überlegen sie wochen- oder monatelang, wie sie das neue Familienmitglied nennen wollen. Einige entscheiden sich für einen traditionellen Namen, um ihre Familie oder enge Freunde zu ehren. Andere wählen moderne Namen, die ihnen in Filmen, Serien oder beim Stöbern in Büchern und Foren aufgefallen sind. Es gibt auch „Modenamen“, die im Laufe einer Generation häufig auftreten, z. B. „Mandy“, „Kevin“ oder „Finn“.

Der Vorname des Kindes gibt Aufschluss, z. B. über das Geschlecht, die Generation, die geografische oder ethnische Herkunft oder die Konfession. Leider müssen Eltern schon in der Grundschule damit rechnen, dass der Vorname des Kindes mit Vorurteilen belegt sein könnte – selbst bei den Lehrkräften.

Vorurteile von Lehrkräften bei Vornamen

In einer Studie der Uni Oldenburg zur Assoziation von Vornamen bei Lehrerinnen und Lehrern fanden Erziehungswissenschaftlerinnen heraus, dass es Unterschiede in der Wahrnehmung gibt. So hielten die 500 ausgewerteten Pädagoginnen und Pädagogen Kinder mit den Namen „Kevin“, „Chantal“, „Mandy“, „Cindy“, „Justin“, „Marvin“, „Angelina“ oder „Maurice“ für weniger leistungsstark und stattdessen für eher verhaltensauffällig. Der Name gebe Auskunft über die Herkunft und den sozialen Status des Kindes, woraus die Lehrerinnen und Lehrer erste Rückschlüsse ziehen könnten, erklärte Studienkoordinatorin Astrid Kaiser. Das geschehe häufig unbewusst und unreflektiert. Besser sieht es laut Studie hingegen für die Vornamen „Charlotte“, „Sophie“, „Marie“, „Hannah“, „Nele“, „Katharina“, „Emma“, „Alexander“, „Maximilian“, „Simon“, „Lukas“ und „Jakob“ aus.

Besonders „Kevin“ kommt unter den Vornamen schlecht weg. Eine Lehrerin schrieb, sie empfinde „Kevin“ nicht als Namen, sondern als Diagnose. Andere Vornamen wurden zusätzlich als zu modisch empfunden, darunter „Jacqueline“, „Marvin“, „Michelle“, „Dennis“, „Marcel“ oder „Pascual“. Die Ungleichheit in den Bildungschancen hängt also teilweise schon von der Wahl des Vornamens ab.

Vorurteile in der Berufswelt

Auch Namen, die auf „y“ enden, kommen bei Lehrkräften aber auch Personalern eher schlechter an, z. B. „Mandy“ oder „Cindy“. Kurze Vornamen sind dagegen gern gesehen, z. B. „Mia“ oder „Tim“. Die Namensagentur Endmark untersuchte dazu 750 Männer- und Frauennamen auf ihre Karriereverträglichkeit. Kurz Vornamen seien prägnanter und einprägsamer. So bleibe man bei Personalern leichter im Gedächtnis. Ist der Name zudem auch in anderen Sprachen leicht auszusprechen, erhöht sich die Chance, bei internationalen Kontakten hängen zu bleiben. Sind Eltern mit Migrationshintergrund in Deutschland gut vernetzt und haben einen multiethnischen Freundeskreis, neigen sie eher dazu, ihrem Kind einen deutsch klingenden Vornamen zu geben, um die Karrierechancen zu erhöhen. Karrierekiller seien kombinierte Vornamen in Verbindung mit Bindestrich-Nachnamen, wie „Ann-Katrin Müller-Lüdenscheid“. Da Vornamen wie „Laura“ oder „Leon“ modern klingen, würden Personaler und Berufskontakte auf jüngere und attraktivere Personen schließen. Damit würde häufig sogar auf die Intelligenz geschlossen, noch bevor man die Person kennengelernt hätte, fand Psychologe Udo Rudolph von der TU Chemnitz heraus. Also, was tun, um dem Kind nicht die Zukunft zu vermasseln?

Was Eltern tun können

Erziehungswissenschaftlerin Kaiser empfiehlt, dass Eltern sich beraten lassen sollten. Nicht nur Freunde und Familie, sondern auch Lehrerinnen und Lehrer oder Ärzte und Ärztinnen können hier hilfreich sein. Wer will, kann außerdem einen Blick in die Liste der beliebtesten Vornamen eines Jahrgangs der Gesellschaft für die deutsche Sprache schauen. Aber Vorsicht, vielleicht steckt in den Top 10 schon der nächste „Kevin“.

Titelbild: © YanLev/shutterstock.com

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