Neue Studie: Was wirklich bei Lese-Rechtschreib-Schwäche hilft

Es gibt viele Methoden, die eine Legasthenie verbessern sollen, doch nur wenige nützen wirklich. Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) haben in einer Meta-Analyse ausgewertet, wie eine Lese-Rechtschreib-Schwäche am besten therapiert werden kann. Den größten Erfolg bringen demnach ein gezieltes Training der Wortleseflüssigkeit sowie regelmäßiges Üben über einen langen Zeitraum.

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Zwischen fünf und sieben Prozent der Bevölkerung sind von Legasthenie betroffen. Kinder, die eine Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) haben, werden oft verspottet, gelten als faul oder minderbemittelt. Doch eine LRS hat nichts mit Intelligenz zu tun. Selbst Hochbegabte können Legastheniker sein. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Legasthenie vererbt und folglich genetisch bedingt ist. Eine fehlende Lese- und Rechtschreibförderung, verminderte Intelligenz sowie das soziale und emotionale Umfeld werden als Ursache für eine LRS ausgeschlossen.

Erfolgreiche Therapien bei Legasthenie

Ein Team der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der LMU München hat nun nachgeforscht, welche Therapien bei einer Legasthenie helfen. Dabei kamen sie auf folgende Ergebnisse:

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  • Ein gezieltes Training der Wortleseflüssigkeit, das auf einer Durchgliederung der einzelnen Silben basiert, hat die größten Aussichten auf Erfolg. Kinder lernen dabei, einzelne Laute und Silben zu unterscheiden und den entsprechenden Schriftbildern zuzuordnen. Erst nach und nach kommt die Eingliederung und Erkennung der Zeichen und Laute in Worten und Sätzen hinzu.


  • Außerdem führt eine längere Förderung zu besseren Erfolgen als eine Kurzzeitintervention. Kompaktkurse oder Blockseminare bringen demnach nicht so viel wie eine kontinuierliche Unterstützung und Förderung. Mindestens eine Stunde pro Woche für ein halbes oder ein Jahr sollte ein Legastheniker gefördert werden.

Andere Behandlungsverfahren haben wenig bis gar keinen Einfluss auf die Lese-Rechtschreibschwäche. Demnach zeigten weder farbige Kontaktlinsen noch Medikamente eine Verbesserung der Legasthenie.

Ganzheitliche Förderung

Gerd Schulte-Körne, Direktor der Klinik für Kinder und Jugendpsychiatrie an der LMU, warnt, dass eine reine Sprachtherapie nicht reicht. Kinder mit einer LRS sind einer großen Belastung ausgesetzt und leiden oftmals unter ihren schlechten Noten in den schreib- und leselastigen Fächern. Diese Belastung kann zu Lernunlust und Schulangst führen. „Oft geht es darum, die Kinder erst mal zu motivieren und ihr Selbstwertgefühl zu steigern‟, erklärte Schulte-Körne der Süddeutschen Zeitung.

In den Schulen finde diesbezüglich zu wenig Förderung statt. Der Wille sei zwar vorhanden und es gebe viele tolle und motivierte Lehrerinnen und Lehrer, „aber da sitzen dann in der Stunde Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche, Dyskalkulie und ADHS zusammen, die Lehrkräfte sind meist nicht geschult und auf keinen Schüler kann gezielt eingegangen werden”, erläuterte Schulte-Körne weiter.

In ein paar Wochen soll eine neue Leitlinie zur Legasthenie erscheinen. Dort können Eltern, Lehrkräfte sowie Therapeutinnen und Therapeuten nachlesen, welche Maßnahmen bei einer LRS sinnvoll sind und was eher schadet.

Titelbild: ©Darryl Sleath_Shutterstock