Bloggerin Ella über das Kleid für ihren Sohn

Bloggerin Ella hat ihrem Sohn ein Kleid genäht. Weil er es sich gewünscht hatte.

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Kleid für den Sohn

Der blaue Stoff mit den niedlichen Einhörnern hatte ihren Sohn begeistert. Er wünschte sich unbedingt ein Kleid mit diesem Stoff von seiner Mutter Ella. Sie ist freie Autorin für Handarbeitsbücher und veröffentlichte Fotos vom entstandenen Kleid bei Instagram. Mit dem Hinweis, dass es für ihren fünfjährigen Sohn sei. Es erreichten sie viele Fragen: Ob ihr Sohn das Kleid draußen anziehen dürfe, ob sie keine Angst hätte, dass er gehänselt werde und ob sie glaube, dass ihr Sohn homosexuell oder transgeschlechtlich sei. Kurzerhand beantwortete sie alle Fragen in einem Beitrag auf ihrem Blog Ringelmiez und erhielt enorm positive Rückmeldungen. Wir haben mit ihr über ihre Motivation und ihr Anliegen gesprochen.

Liebe Ella, dein Sohn trägt gerade gerne Kleider. Was würdest du Eltern raten, deren Sohn ein Kleid tragen möchte, die aber Angst haben, dass er gehänselt wird?

Ella: „Sie müssen sich klarmachen, dass sie als Eltern diejenigen sind, die Angst haben und nicht das Kind. Als erwachsener Mensch sieht man Einschränkungen, die Kinder nicht sehen. Bevor wir sie mit unserer Angst beladen, sollten wir überlegen, ob diese Einschränkungen wünschenswert sind. Ist es sinnvoll, die Einschränkungen unseren Kindern weiterzuvererben? Das wird sie aber vermutlich nicht vor Hänseleien schützen. Möchte man seinem Kind beibringen, ein angepasstes Leben zu führen und Teile seiner Selbst zu unterdrücken, weil sie anderen missfallen könnten? Oder möchte man fördern, dass das eigene Kind sogar irgendwann andere Kinder mobbt? Ich möchte das nicht. Ich hoffe, dass ich meinen Kindern vermitteln kann, zu sich selbst und zu ihren Freundinnen und Freunden zu stehen.“

Für dich ist es selbstverständlich, dass dein Sohn Kleider trägt. Trotzdem hast du einen Blogbeitrag dazu verfasst.

Ella: „Für viele Menschen ist es nicht selbstverständlich, dem Wunsch eines Jungen nach weiblich konnotierter Kleidung oder Accessoires nachzukommen. Da hat die Vorstellung Oberhand, es gäbe nur zwei Geschlechtlichkeiten. Wer sich nicht entsprechend seines vermeintlichen Geschlechts verhält, fällt unangenehm auf. Insbesondere Weiblichkeit gilt in vielen Köpfen als Makel. Ganz besonders, wenn ein Mann Anzeichen von Weiblichkeit zeigt oder gerne weiblich konnotierte Kleidung trägt. Noch immer existiert diese irrationale Verbindung zwischen ‚Mann gibt sich weiblich‘ und ‚Mann ist schwul oder transgeschlechtlich‘.“

Was war deine Motivation hinter deinem Blogbeitrag?

Ella: „Mit meinem Artikel wollte ich deutlich machen, dass Weiblichkeit nichts Schlechtes ist. Egal, welches Geschlecht die Person hat, die sie annimmt. Ich wollte bewusst machen, dass Transgeschlechtlichkeit und Homosexualität normal sind. Und es war mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass diese Dinge – also das Tragen weiblicher Kleidung durch Jungs – und Transgeschlechtlichkeit oder Homosexualität nichts miteinander zu tun haben.“

Was muss passieren, damit Menschen alles tragen können, ohne schiefe Blicke zu kassieren?

Ella: „Das wird erst passieren, wenn die Personengruppen – in diesem Fall homosexuelle und transgender Menschen – nicht mehr ausgegrenzt werden und mit der gleichen Selbstverständlichkeit überall teilhaben können.“

Wie kann das erreicht werden?

Ella: „So einfach ist das nicht. Die Allgemeinheit muss für die Anliegen dieser marginalisierten Menschen sensibilisiert werden. Und die Gesellschaft muss aktiviert werden, diese Menschen nicht zu benachteiligen. Dazu gehören rechtliche Aspekte der Gleichstellung genauso wie eine Aufnahme dieser Menschen in jeden Bereich unseres alltäglichen Lebens. Das bedeutet, dass jeder Einzelne von uns erst seinen Kopf und dann seine Arme aufmachen muss.“

Kann hier eine mediale Debatte helfen?

Ella: „Ja, dafür braucht es eine breite Debatte, die so öffentlich geführt wird, wie es nur geht. Auf allen Kanälen. Ganz besonders wichtig an dieser Debatte wäre, dass sie von und mit marginalisierten Menschen geführt wird und nicht über sie. Denn das sind die Menschen, denen die Aufmerksamkeit und das offene Gehör gebührt, weil nur sie die Problematik aus der Perspektive schildern können. In diese müssen wir uns hineinversetzen, wenn wir verstehen wollen.“

Was wünscht du dir für deinen Sohn?

Ella: „Ich wünsche allen meinen Kindern, dass sie ein Leben führen können, mit dem sie zufrieden sind. Meinem kleinen Sohn im Speziellen wünsche ich, dass was auch immer aus seiner momentanen Liebe zu Kleidchen, Haarspangen, Nagellack und pinkfarbenen Schuhen wird, sein weit geöffnetes Herz und seine uneingeschränkte Freude an sich selbst nicht verloren geht.“

Vielen Dank für das Interview!



Titelbild: © issarapong srirungpanich/shutterstock.com

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