Nachsitzen und Spicken? Sowas hat Mama doch nie getan!

Welche Jugendsünden verschweigt man seinen Kindern? Und darf man sie über Schandtaten aus der Schulzeit anlügen? Ich kam kürzlich in die Bredouille …

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„Musstest du früher in der Schule mal nachsitzen, Mama?“, wollte mein Sohn (11) aus gegebenem Anlass neulich von mir wissen.

Ich ging kurz in mich und überlegte, wie schrecklich ich wohl rüberkomme, wenn ich die Wahrheit sage. Aber meine Kinder anzulügen, halte ich für falsch – also sagte ich mutig und wahrheitsgemäß: „Nein. Und geschwänzt habe ich auch nie, nicht eine Stunde. Ich hätte mich das gar nicht getraut. Ich war so eine brave Schülerin, es gab keinen Grund, mich nachsitzen zu lassen.“

Neuer Dreh: Abschreiben und spicken lassen im Lichte der Solidarität

„Hm“, meinte der Sohn und sah mich enttäuscht an. Ich schämte mich ein bisschen und versuchte, meinen Ruf zu retten, indem ich gestand: „Aber ich habe manchmal abgeschrieben! In Mathe und Physik, weil ich da so schlecht war.“

„Mathe ist doch einfach, Mama! Wie kann man das nicht können?“, gab der Sohn ungläubig von sich. „Tja, ich konnte das halt nicht. Dafür war ich super in Englisch, Französisch, Italienisch und so. Und habe die anderen auch gerne abschreiben lassen.“

Als gewiefte Mutter ergriff ich die Chance, um von meinem Dasein als unauffällige Vorzeigeschülerin abzulenken und wies auf die soziale Komponente beim heimlichen Spickenlassen hin. Schließlich ist das Geben und Nehmen und nur wer auch abschreiben lässt, bekommt vom Sitznachbarn nicht die kalte Schulter gezeigt, wenn er selbst nicht weiterweiß.

Skandalpotenzial beim anderen Elternteil – verschweigen oder verraten?

Diese Sichtweise aufs Spicken langweilte den Sohn rasch. Auf der Suche nach weiteren Skandalen erkundigte er sich, ob ich denn wenigstens mal sitzengeblieben sei, was ich abermals verneinte. Die Sitzenbleiber waren ja damals die Coolen und ich war bis zur Oberstufe wirklich weit von Coolness entfernt.

Eine Millisekunde lang erwog ich, ihm ein paar wirklich spektakuläre Geschichten aus dem Schulleben seines Vaters aufzutischen. Diese hätten das Skandalpotenzial für eine ganze Schülerhorde gehabt, aber von einem Extrem ins andere zu schwanken, ist selten eine gute Idee.

Lieber gelegentlich nachsitzen, als so uncool sein wie Mama

Da kam mir der rettende Gedanke: „Ich habe doch mal geschwänzt, fällt mir gerade ein!“ , rief ich triumphierend.
„Ach ja?“, wollte es der Sohn genauer wissen. „Und welches Fach?“
„Öhm, den Tanzkurs in der Schule. Die letzten Stunden habe ich so getan, als würde ich hingehen, bin aber stattdessen spazieren gegangen. Da waren nämlich viel mehr Mädchen als Jungs und ich blieb immer übrig.“
Falls ich dachte, damit meinen Coolness-Faktor zu steigern, hatte ich mich geirrt. Das Resultat meiner schlimmsten Schulschwänzerei erregte beim Sohn Mitleid: „Ach, Mama“, sprach er milde und legte mitfühlend den Arm um mich.

Nach diesem Gespräch erschien er mir aber recht erleichtert: Lieber mal nachsitzen, als so uncool sein wie seine Mutter. So schlecht hat er es gar nicht getroffen!

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Titelbild: © Iakov Filimonov/shutterstock.com

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