WhatsApp und die Rechtschreibung

Kinder und Jugendliche können schlechter schreiben, weil sie chatten. Ist das die Wahrheit oder nur Einbildung und wie viel Schuld tragen moderne Kommunikationswege wirklich?

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Wer einen Blick in den Chatverlauf seiner Kinder wirft, gewinnt schnell den Eindruck, dass die Rechtschreibung heute kaum noch Bedeutung hat. Groß- und Kleinschreibung, Zeichensetzung und grammatikalische Grundformen, z. B. das Verwenden von Artikeln oder Präpositionen, scheinen bei WhatsApp und Co. gänzlich abhanden gekommen zu sein.

Rechtschreibleistung hat sich verschlechtert

Es gilt als erwiesen, dass sich die Schülerleistung in Aufsätzen im Laufe der Jahre verschlechtert hat. „Ich fant den Film gemein aber das Madchen ist auch selber schult daran das die anderen Kinder die Puppe wekgenommen haben“, schrieb ein Schulkind 2012 in seinem Aufsatz.

Der emeritierte Germanistik-Professor Wolfgang Steinig verglich Hunderte solcher Aufsätze aus den Jahren 1972, 2002 und 2012 auf ihre Rechtschreibung. Er fand heraus, dass Kinder heute mehr Fehler machten: Von 7 Fehlern über 12 auf bis zuletzt 17 Fehler durchschnittlich. Laut seiner Einschätzung seien Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Schichten sowie Kinder mit Migrationshintergrund anfälliger für Fehler. Ebenso machten Jungen mehr Fehler als Mädchen. Seine Studien genießen eine gute Reputation, sie sind allerdings nicht repräsentativ.

Einige Bildungsexpertinnen und -experten sehen den Grund für die Verschlechterung in der Rechtschreibreform, die für viele undurchsichtig und vor allen Dingen uneinheitlich durchgeführt worden sei. Die häufigsten Fehler lägen in der Groß- und Kleinschreibung und bei der richtigen Schreibweise von das / dass, so Germanist Uwe Grund, der sich seit mehreren Jahrzehnten mit den Folgen der Rechtschreibreform auseinandersetzt.

Aber: Bildungsforscherinnen und -forscher geben Entwarnung

Zwar stimmt es, dass sich Kinder und auch Erwachsene weniger Mühe geben, wenn sie online schreiben: Wörter enthalten Vertipper, Kommas werden vernachlässigt, andere Satzzeichen werden entweder ganz vergessen oder übermäßig eingesetzt und die Groß- und Kleinschreibung wird ganz einfach ignoriert. Dennoch seien sich die Schülerinnen und Schüler des Kontexts bewusst, in dem sie schreiben, so Michael Rödel, Deutsch-Professor aus München. Informelles Schreiben in Chats und auf sozialen Netzwerken sei von anderen Gepflogenheiten geprägt, als z. B. das Schreiben in der Schule oder für Bewerbungen. Die alleinige Schuld trifft WhatsApp und Co. seiner Meinung nach also nicht.

Das Problem sei viel eher, dass Kinder und Jugendliche in ihrer Schulausbildung zunehmend weniger Zeit und Möglichkeiten hätten, das korrekte Schreiben zu trainieren. Dabei ist Übung der Schlüssel zu einer gefestigten Rechtschreibung.

Worauf Eltern achten sollten

Da der Lehrplan in den höheren Klassen keine Rechtschreib-Übungen mehr vorsieht, sollten Schülerinnen und Schüler auch in der Freizeit die Rechtschreibung üben. Hier einige Tipps, die Eltern dafür beachten können:

  • Lieblingslektüre lesen. Comics und Graphic Novels können stimulierend auf die Leselust wirken. So kommen Kinder vielleicht über Umwege auch zu einem klassischen Roman – müssen sie aber nicht. Jede Art des Lesens ist gut!
  • Spielerisch üben. Durch Quizze, Zuordnungs- und Paarübungen werden Kinder spielerisch dazu angeregt, sich mit den Regeln der Rechtschreibung auseinanderzusetzen.
  • Postkarten schreiben. Kleine Mini-Aufsätze, über die sich jeder freut: Ermuntern Sie Ihre Kinder, aus dem Urlaub Karten an Verwandte oder Freundinnen und Freunde zu schreiben.
  • Diktate zu Hause üben. Zu Hause gibt es mehrere Wege, wie Eltern mit Ihren Kindern Diktate so üben können, dass kein Druck ausgeübt wird und es auch noch Spaß macht. Hier finden Sie unsere Tipps.
  • Selbst auf die Rechtschreibung achten. Wenn Eltern ihren Kindern eine Notiz schreiben, sollten sie auf die Rechtschreibung achten. Kontrollieren Sie gemeinsam mit Ihren Kindern Texte, die Sie z. B. für Geburtstagskarten oder Briefe schreiben. So lernen Ihre Kinder gleich mit, ohne dass sie sich dabei an den Pranger gestellt fühlen.

Titelbild: © Syda Productions/shutterstock.com

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