Lernen in den Schulferien – sinnvoll oder ätzend?

In den Ferien Englischvokabeln vertiefen, Mathe pauken, im Deutschbuch nacharbeiten – bringt das Schulkinder weiter? Ist es wirklich so schlimm, den Schlendrian einschleichen zu lassen?

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Wenn ich von meiner Schulzeit erzähle, dann klingt das für meine Kinder wie „Großmutter erzählt vom Krieg“, nur in schön. Wir hatten bis maximal 13 Uhr Unterricht, mussten weder Präsentationen halten, noch gab es Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter oder einen Klassenrat – das war damals, jedenfalls bei uns im Dorf, nicht nötig. Obwohl die weiterführende Schule, die ich besuchte, über 1000 Schülerinnen und Schüler hatte.

In den Ferien büffeln, um aufs Gymnasium zu kommen?

Hätte uns damals die Lehrkräfte oder die Eltern vorgeschlagen, doch in den Ferien zu lernen, dann hätten wir denen einen Vogel gezeigt. Ferien waren zum Verreisen und Erholen da, das stand außer Frage. Heute ist das anders: Die Kinder sollen Bücher über die Ferien lesen, was ich noch nachvollziehen kann, und teilweise ganze Aufsätze schreiben oder Stoff nachholen, den sie bisher nicht ordentlich gepaukt haben.

Es ist nicht so, dass ich hier den Schulen und Lehrkräften den schwarzen Peter zuschieben will. Auch manche Eltern machen da einen unglaublichen Druck. Ein Kind aus meiner Nachbarschaft, ein Grundschüler, hatte neulich drei Wochen Hausarrest und sollte Vokabeln pauken, weil er in Englisch eine 3+ geschrieben hatte. Die Eltern sind nämlich sehr erpicht darauf, dass ihr Sohn nach der vierten Klasse aufs Gymnasium wechselt.

Eigenmotivation als Basis von nachhaltigem Lernen

Da kann ich nur den Kopf schütteln. Zu Hause lernen, und auch in den Ferien, das kann ja durchaus Sinn ergeben: In besonderen Situationen, wenn es sich nicht vermeiden lässt, oder wenn sich das Kind aus eigener Motivation dazu aufrafft. Auch ich habe als Kind zwei Mal in den Ferien gelernt: Beim ersten Mal wollte ich das Latinum nach drei Jahren AG wirklich unbedingt bestehen. Und da mir Latein nicht lag, musste ich wirklich hart ranklotzen. Das Latinum habe ich dann auch erhalten. Und das andere Mal lernte ich in den Weihnachtsferien vor dem Abi. Da habe ich sogar meine Familie ohne mich in den Skiurlaub fahren lassen, weil ich lieber lernen wollte. Ansonsten wäre es mir aber nicht im Traum eingefallen, mir die Ferien mit Lernen zu vermiesen.

Bei meinen Kindern poche ich deswegen nicht darauf, dass sie ihre geliebten Ferien mit Pauken verbringen. Das würde nur für schlechte Laune sorgen und die braucht in den Ferien kein Mensch.

Lernstoff kann auch spielerisch angeeignet werden

Eigentlich kann ich mir nur einen einzigen guten Grund vorstellen, warum man in den Ferien lernen sollte: Weil man Lust dazu hat. Zum Beispiel, weil man einen Sprachkurs im Ausland macht, wo man nebenbei sehr viel über das Land und dessen Kultur mitbekommt. Oder mit einer Lernfreizeit, wie es sie bei uns in der Stadt gibt, und die vom Land gefördert wird: Da können Kinder in den Schulferien gemeinsam mit anderen spielerisch lernen, und zwar unter Anleitung von Pädagoginnen und Pädagogen. Aber auch hier stehen gute Betreuung, viel Zeit zum Spielen und Freude an der Sache im Vordergrund.

Und nur so ergibt das in meinen Augen Sinn – ohne Freude am Lernen bleibt sowieso nichts haften. Lust aufs Lernen bekommt man aber nur, wenn im Gegenzug auch ausreichend Zeit fürs Nichtstun vorhanden ist. Und deswegen sind, zumindest in meiner Familie, die Ferien ausschließlich dazu da, sich vom Schulalltag zu erholen.

Müßiggang ist auch wichtig

Es gibt sowieso schon genügend Leistungsdruck für die Kinder von heute, da darf das Zuhause ein gemütlicher Ort sein –  Abschalten, Ausruhen, Nichtstun, das sind die Schlüsselqualifikationen bei uns! Haben Kinder das verinnerlicht, sinkt ihr Risiko als Erwachsener in die Burn-out-Falle zu laufen.

Denn man lernt nicht für die Schule, sondern fürs Leben, das stimmt auch in den Ferien: Auch Müßiggang will gelernt sein!

Non vitae, sed scholae discimus. Und das weiß ich auch nur noch, weil ich damals freiwillig gelernt habe.

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Titelbild: © carballo/shutterstock.com

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