6 Tipps für binnendifferenzierten Unterricht

Lernende bringen unterschiedliche Voraussetzungen mit, um die gleichen Konzepte und Kompetenzen zu erfassen. 6 Tipps, wie Lehrkräfte das in der Unterrichtsvorbereitung berücksichtigen können.

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Um eine Gruppe Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Lernprofilen gut unterrichten zu können, ist der binnendifferenzierte Unterricht ein geeignetes pädagogisches Konzept. Es geht dabei nicht so sehr um eine Sammlung von Übungsmaterialien, sondern darum, dass Lehrkräfte ermöglichen, dass alle Lernenden die gleichen wertvollen Erfahrungen im Unterricht sammeln. Dabei wird sowohl die vertikale Heterogenität – das Leistungsniveau – als auch die horizontale Heterogenität – das Vorgehen in der Herangehensweise in der Unterrichtsplanung – berücksichtigt.

Dazu passt die Lehrerin bzw. der Lehrer die Lerninhalte, die Wissensvermittlung, die Verarbeitung sowie die Lernumgebung den Herausforderungen einer heterogenen Lerngruppe an. Wir geben sechs Tipps zur Unterrichtsplanung mit Binnendifferenzierung:

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  1. Behutsam einsteigen. Schülerzentrierte Unterrichtsformen sind meistens gewöhnungsbedürftig für die Lernenden. Das Maß an Entscheidungsfreiheit und Eigenverantwortung sollte schrittweise gesteigert werden. So können zu Beginn z. B. drei mögliche Aufgaben gegeben werden, aus der eine für eine Viertelstunde eigenständig bearbeitet werden soll. Erst nach einigen „Übungsrunden“ sollten ganze Unterrichtseinheiten oder Projekte binnendifferenziert gestaltet werden.
  2. Arbeitspakete schnüren. Der binnendifferenzierte Unterricht bietet, meistens nach einer gemeinsamen Input-Phase, den Lernenden die Möglichkeit, in der Übungsphase eigenverantwortlich zu arbeiten. So können sie nicht nur den Lerninhalt aufbereiten, sondern auch das selbstständige Arbeiten trainieren. Damit sie dabei nicht zu sehr in der Aufgabenstellung schwimmen, bieten sich klar abgesteckte Arbeitspakete an. Häufig sind die Arbeitspakete offen gestaltet. Die Bearbeitung durch die Schülerinnen und Schüler folgt keinem festen Schema, sondern kann z. B. im Stationenlernen mit verschiedenen Hilfsmitteln zu individuellen Ergebnissen führen.
  3. Schwierigkeitsstufen einbauen. Die Arbeitspakete können bei der Vorbereitung in Pflicht- und Kürpakete oder Grund- und Vertiefungspakete unterteilt werden. Eine andere Variante verschiedene Schwierigkeitsstufen einzubauen ist es, die Schülerinnen und Schüler eine erste gemeinsame Aufgabe lösen zu lassen. Anschließend können sie unterschiedlich schwierige Aufgaben lösen und so zusätzliche Aufgaben „freischalten“. Diese Gamifizierung des Unterrichts erinnert an das Erreichen von Leveln in Computerspielen und hat einen motivierenden Effekt bei den Lernenden.
    Die von der KMK festgelegten Kompetenzen und Leitideen sind so weit gefasst, dass sie von den Schülerinnen und Schülern in unterschiedlicher Ausprägung erworben werden können. Daher bietet es sich an, für die einzelnen Teilkompetenzen verschiedene Niveaustufen festzulegen und die Übungen entsprechend des Niveaus, z. B. als Mindestniveau – mittleres Niveau – Expertenniveau, anzubieten. Lernen die Schülerinnen und Schüler bereits relativ selbstständig, können sie selbst auswählen, welches Niveau sie für die jeweilige Kompetenz bearbeiten wollen.
  4. Auswahl anbieten. Neben der Auswahl der Aufgaben sollten sich die Schülerinnen und Schüler auch entscheiden können, ob sie allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen an den Aufgaben arbeiten möchten. So können sie sich gegenseitig ihre Ergebnisse präsentieren und Lösungsansätze diskutieren. Außerdem können verschiedene analoge und digitale Hilfsmittel angeboten werden, die die Lernenden entweder zur Bearbeitung der Aufgaben oder zur abschließenden Präsentation anwenden können.
  5. Wissen anwenden lassen. Im binnendifferenzierten Unterricht sollte nicht allein auf die Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler geachtet werden. Auch Begabungen, Interessen oder die individuelle Herangehensweise an die Aufgabenstellung sollten bei der Auswahl der Unterrichtsmaterialien einfließen. Dazu bieten sich Plan- und Projektarbeiten an, in denen sich die Schülerinnen und Schüler in ihren Rollen selbst organisieren können.
  6. Präsentieren lassen. Der binnendifferenzierte Unterricht bietet im Vergleich zum Frontalunterricht einige Freiräume. Nach den Phasen der Einzel- bzw. Stillarbeit sollten die Arbeitsergebnisse durch methodische Ansätze, wie den „Markt der Möglichkeiten“, präsentiert und ggf. auch diskutiert werden. Dadurch wird die Gruppe der Lernenden wieder zusammengeführt und die Ergebnisse gesichert.

Beispiele für binnendifferenzierten Unterricht in Mathe:

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Titelbild: © Monkey Business Images/shutterstock.com