Berufe: Wie wird man … Schauspieler?

Viele Jugendliche träumen davon, Schauspieler oder Schauspielerin zu werden. Julia Schatz hat es geschafft. Wie man seinen Traum Wirklichkeit werden lässt, hat sie uns im Interview verraten.

So klappt's mit dem Lernen – jetzt im Video anschauen!

Julia Schatz spielt im Theater und steht vor der Kamera. Auch wenn das Schauspielerleben nicht immer einfach ist, liebt sie ihren Beruf.

Julia, du hast dir mit deiner Schauspielausbildung einen Jugendtraum erfüllt. Wann genau hast du festgestellt, dass du unbedingt Schauspielerin werden willst?

Julia Schatz: „Ich war 14 oder 15 Jahre alt. Damals wurde jemand für eine freie Amateurtheaterproduktion gesucht. Ich hatte überhaupt nichts mit dem Theaterspielen am Hut, trotzdem wollte ich es ausprobieren. Mir hat das Ganze so gut gefallen, dass ich während meiner restlichen Schulzeit Theater spielte. Als ich dann mit der Schule fertig war und mir Gedanken darüber machen musste, was ich eigentlich werden will, war sofort klar, dass ich alles über das Schauspiel wissen und lernen möchte. Für mich kam keine andere Ausbildung in Frage. Ich wollte Schauspielerin werden.”

Wie sah dein weiterer Weg aus?

Julia Schatz: „Ich bin durch Deutschland gereist und habe Aufnahmeprüfungen an mehreren Schauspielschulen gemacht. An der Fritz-Kirchhoff-Schule ,Der Kreis’ wurde ich dann genommen. So zog ich 2001 mit 17 Jahren nach Berlin und begann meine Ausbildung als Schauspielerin, die ich drei Jahre später abschloss.”

Schauspielerin Julia Schatz

Julia Schatz © Matthias Arndt

Welche Arten von Schauspielschulen gibt es in Deutschland?

Julia Schatz: „Die Fritz-Kirchhoff-Schule ist eine private Schule. Das bedeutet, dass die Schüler Schulgeld zahlen müssen, was man an staatlichen Schulen nicht muss. Der Nachteil bei einer staatlichen Schule ist jedoch, dass dort sehr viele Schüler unterrichtet werden. An meiner Schule waren wir insgesamt nur 30 bis 35 und in einem Semester maximal sechs Schauspielschüler. Somit war der Unterricht sehr intensiv, da auf jeden individuell eingegangen wurde. Worauf man jedoch bei einer privaten Schule achten sollte, ist, dass sie staatlich anerkannt ist. So wie eben die Fritz-Kirchhoff-Schule. Es gibt viele private Schauspielschulen in Deutschland, mit deren Abschlüsse man kaum etwas anfangen kann, weil diese nicht staatlich anerkannt sind.”

Muss man auf eine Schauspielschule gehen oder kann man auch auf einem anderen Weg Schauspielerin oder Schauspieler werden?

Julia Schatz: „Wenn man an ein professionelles Theater möchte, muss man eine Ausbildung an einer Schauspielschule absolviert haben. Beim Fernsehen wird eine solche Ausbildung nicht mehr unbedingt gefordert. Ich bin jedoch der Meinung, dass sich eine Schauspielausbildung unbedingt lohnt.”

Was macht die Ausbildung so lohnenswert?

Julia Schatz: „Während einer Schauspielausbildung lernt man alles, was einem das Spiel auf der Bühne aber auch vor der Kamera enorm erleichtert: Atemtechnik, Sprachtechnik, Tanz, Akrobatik. Natürlich geht es dabei nicht darum, Akrobatik oder jeden Tanz perfekt zu beherrschen, sondern darum, seinen Körper und Bewegungsabläufe im Allgemeinen kennenzulernen. Vielleicht kann man die Ausbildung ein bisschen mit einer Psychotherapie vergleichen. Man lernt sich selbst kennen. Denn erst wenn man sich selbst kennt, kann man etwas anderes zeigen und verkörpern.”

Du spielst Theater, aber hast auch schon Filme gedreht. Was ist da der Unterschied in den schauspielerischen Tätigkeiten?

Julia Schatz: „Im Theater muss man alles, was man zeigen möchte, mit dem Körper und entsprechend großen Bewegungen unterstreichen und unterstützen. Beim Dreh ist das durch die Nahaufnahme nicht nötig. Außerdem kann man beim Dreh einen Satz, eine Szene so oft wiederholen, bis sie sitzt. Das geht beim Theater natürlich nicht ‒ egal was passiert, man muss einfach weiterspielen. Dafür hat man beim Theater viel mehr Zeit, sich auf die Rolle und den Text vorzubereiten. Beim Fernsehen oder Film muss alles von 0 auf 100 gehen: Der Text muss ganz spontan und manchmal in kürzester Zeit sitzen.”

Wo fühlst du dich wohler? Auf der Bühne oder vor der Kamera?

Julia Schatz: „Auf der Bühne im Theater! Hier bereitet man sich sechs bis acht Wochen gemeinsam auf ein Stück vor. Und da man so eng zusammenarbeitet, ist man fast wie eine Familie. Man muss sich aufeinander verlassen. Und das ist eine schöne Zeit. Beim Film hat man kaum die Möglichkeit, dieses Gefühl füreinander zu bekommen.”

Was liebst du an deinem Beruf?

Julia Schatz: „Ich liebes es, verschiedene Seiten zu zeigen: Eine Rolle spielen zu dürfen, die total schlecht drauf oder heruntergekommen ist. Dann aber auch wieder einen königlichen und eleganten Charakter. Mich auf die verschiedenen Rollen vorzubereiten und mich auf sie einzulassen, das liebe ich. Und das Tolle am Theater ist einfach, dass man direkt durch den Applaus oder andere Reaktionen ein ehrliches Feedback vom Publikum erhält. Applaus zu bekommen, ist ein schönes Gefühl und zeigt einem, was man geleistet hat.”

Schauspielerin Julia Schatz

Julia Schatz © Matthias Arndt

Und was stört dich manchmal?

Julia Schatz: „Die Arbeitssuche! Wenn man nicht gerade an einem Theater für mehrere Jahre ein Festengagement hat, gibt es in diesem Beruf kaum eine Sicherheit. Die Arbeitsverträge sind in der Regel zeitlich befristet und dann muss man immer wieder suchen. Manchmal schreibt man bis zu 100 Bewerbungen im Monat.
Und dann gibt es noch einen Punkt, der den Beruf nicht immer einfach macht: Man hat keine Zeit. Egal, ob man beim Theater oder beim Film beschäftigt ist, das Leben dreht sich um die Arbeit. Der Beruf lässt sich nur schwer mit einem privaten Leben vereinbaren. Dafür muss man bereit sein.”

Wie können sich schon Kinder und Jugendliche, die Schauspieler oder Schauspielerinnen werden wollen, darauf vorbereiten?

Julia Schatz: „Ich empfehle, immer schon etwas in die Richtung zu machen, z. B. bei der Theater-AG, an einer anderen Amateurbühne oder eben bei Theaterworkshops. Dort kann man schon vieles erlernen, das man später für die Ausbildung braucht und man bekommt einen Einblick, wie es in einem Theater zugeht. Außerdem kann es einem bei der Entscheidung, ob man sich diese Tätigkeit als Beruf vorstellen kann, erleichtern. Denn diese Erfahrungen beantworten Frage wie ,Wie komme ich mit Aufführungen vor Publikum klar?’ oder ,Kann ich mich vor so vielen Menschen zeigen und öffnen?’.

Welche Fähigkeiten und Eigenschaften muss man sonst mitbringen, um eine Chance auf diesen Beruf zu haben?

Julia Schatz: „Man muss es von ganzem Herzen wollen. Es sind manchmal sehr schwere Zeiten. Eine Sieben-Tage-Woche mit 12 oder 14 Arbeitsstunden am Tag ist keine Seltenheit. Außerdem muss man kämpfen können und kritikfähig sein. Bei einem Dreh kann schon einmal ein Satz fallen wie ,Boah, bist du dick geworden’. Das gehört dazu und damit muss man umgehen können. Deswegen ist der Beruf nicht für jeden geeignet.”



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