Wie Sprachen dein Denken formen

Mehrere Sprachen zu sprechen, ist nicht nur praktisch. Es hilft dir auch, in anderen Bereichen besser lernen zu können. Was Englisch mit Mathe zu tun hat.

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Wie das Gehirn beim Lernen funktioniert

Wenn du eine neue Information aufnimmst, dann registriert dein Gehirn viele einzelne Faktoren: Die Schriftart des Texts, den du liest oder das Wort, das du hörst. Es merkt sich, welche Bewegung du machst, während du etwas aufschreibst oder wie du dich dabei fühlst. Je mehr Sinne beim Lernen angeregt werden, desto besser kann die Information in deinem Kurzzeitgedächtnis gespeichert werden. Wenn du diese Information dann durch Übungen regelmäßig wiederholst, trainierst du dein Gehirn und die Information wandert vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis.

Um eine Fremdsprache optimal zu lernen, musst du also so häufig wie möglich mit ihr in Kontakt kommen. Deswegen lernst du, wenn du z. B. ein Auslandsjahr machst und ständig mit der Fremdsprache in Berührung kommst, mehr, als wenn du ein Schuljahr lang nur für wenige Stunden diese Sprache lernst. Dein Gehirn merkt sich, was du im Moment des Sprechens fühlst, siehst, denkst oder wie du etwas sagst. Dieses Gehirn-Training ist auch in anderen Lernbereichen hilfreich.

Mehrsprachigkeit fördert die Fähigkeit, Probleme zu lösen

Untersuchungen konnten nachweisen, dass das Gehirn von Menschen, die mehrere Sprachen sprechen, alle Sprachen gleichzeitig zur Verfügung hat. Es unterdrückt jedoch die Sprachen, die gerade nicht benötigt werden und aktiviert die Sprache, die gebraucht wird. Spricht dich z. B. ein Tourist auf Englisch an, kannst du ihm innerhalb von Sekunden auf Englisch antworten. Dein Gehirn hat ausgewählt, dass dies nach deiner Erfahrung der beste Lösungsweg für das „Problem“ ist.

So wird dein Gehirn durch Sprachen darin trainiert, herauszufinden, wie es auch andere Situationen schnell lösen kann: Stehst du z. B. vor einem mathematischen Problem, hast du mehrere Lösungswege zur Auswahl. Dein Gehirn könnte sie dir zwar alle anbieten, wählt aber aufgrund der vorliegenden Informationen den Lösungsweg aus, der am besten passt.

Als mehrsprachige Person kannst du dich besser und schneller entscheiden als jemand, der nur eine Sprache spricht. Und das nicht, weil du andere Bereiche deines Gehirns benutzt. Sie sind nur durch die verschiedenen Sprachen besser trainiert.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden auch heraus, dass durch das Sprechen mehrerer Sprachen deine Gedächtnisleistung verbessert wird und du dich besser abwechselnd auf unterschiedliche Dinge konzentrieren kannst. Sie nennen das „flexibles Denken“. Indem du mehrere Sprachen sprichst, kannst du dich nicht nur besser verständigen, du tust deinem Gehirn einen Gefallen, da du es ständig trainierst.

Sprache beeinflusst räumliche Wahrnehmung

Je nachdem, in welcher Sprache du denkst, kannst du auch deine Vorstellung vom Raum besser steuern. Menschen, die sich mit Ost, Nord, West und Süd in ihrer Sprache ausdrücken, wissen jederzeit, wo Norden ist und können das Wissen schneller abrufen als jene, die z. B. links und rechts zur Orientierung verwenden. Auch wenn sie den Ort, an dem sie sich befinden, gar nicht kennen. Sprache wirkt sich auch auf die Empfindung von Zeit aus. Während Sprachen, in denen von links nach rechts geschrieben wird, die Vergangenheit eher links einordnen und die Zukunft rechts von sich, ist es z. B. im Arabischen genau umgekehrt. Dort wird von rechts nach links geschrieben.

Wer mehrere Sprachen spricht, hat mehrere Denkweisen

Schon in den 1960er Jahren hat die Sprachforscherin Susan Ervin-Tripp Frauen untersucht, die Japanisch und Englisch sprachen. Sie sollten dieselben Sätze in beiden Sprachen beenden. Abhängig von der Sprache fiel das Ergebnis ganz unterschiedlich aus. Die Forscherin schlussfolgerte, dass sich Gedanken in Abhängigkeit von der Sprache formen, die man spricht. Wenn du also mehrere Sprachen sprichst, hast du auch mehr als eine Denkweise. Je nachdem, in welcher Sprache du etwas gefragt wirst, änderst du deine Sichtweise, Vorlieben und Abneigungen.

Titelbild: © ivosar/shutterstock.com

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