Gibt es mehr als eine Intelligenz?

Intelligenz zeigt sich nicht nur daran, wie gut man Matheaufgaben lösen kann. Einige behaupten sogar, es gäbe auch eine emotionale Intelligenz. Wie Forscherinnen und Forscher damit umgehen.

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Was bedeutet Intelligenz?

Unter Intelligenz versteht man eine Reihe von Fähigkeiten: wie du Probleme löst, wie gut dein räumliches Denken ist oder wie du mit Sprache umgehen kannst. Das Wort stammt aus dem Lateinischen und ist eine Zusammenführung aus „inter“ und „legere“, also „zwischen wählen“.

Nach heutiger Forschermeinung gibt es eine grundlegende allgemeine Intelligenz, eine sogenannte kognitive Grundfähigkeit. Diese wird auch g-Faktor genannt. Damit kann erklärt werden, warum schlaue Menschen oft in mehreren Bereichen gleichermaßen talentiert sind.

Der Begriff Intelligenz ist dabei zunächst wertfrei. Durch Tests bzw. das Einordnen in Skalen kommt es jedoch dazu, dass sich Menschen, die bei einem IQ-Test (Intelligenz-Quotient) mit einem niedrigen Wert abschneiden, doof vorkommen. Dabei kommt es auch immer auf die Art des Tests, das Alter der Person, die Tagesform und die Dauer des Tests an.

Ist Intelligenz vererbbar?

Durch Studien mit Zwillingen wurde bestimmt, dass zwischen 40 und 80 Prozent unserer Intelligenz vererbt wird. Der Rest wird durch andere Einflüsse geprägt, z. B. wie jemand aufwächst. Aber natürlich wirkt sich auch dein Lernverhalten auf deine Intelligenz aus. Es gibt übrigens eine Theorie, die besagt, dass Kinder von besonders intelligenten Eltern weniger intelligent als diese sein werden, aber immer noch überdurchschnittlich intelligent. Und Kinder von unterdurchschnittlich intelligenten Eltern werden etwas intelligenter sein als diese, aber auch immer noch unterdurchschnittlich. Man spricht dabei von einer „Regression (Rückkehr) zur Mitte“.

Wie sind klassische IQ-Tests aufgebaut?

In klassischen Intelligenztests, die bereits vor über 100 Jahren von Alfred Binet und Théodore Simon entwickelt wurden, werden mehrere Denkaufgaben nacheinander gestellt. In einer vorgegebenen Zeit versucht dann der / die Getestete diese Aufgaben zu lösen und erhält für richtige Lösungen Punkte. Als Mittelwert geht man von 100 Punkten in einem solchen Test aus. Das heißt, die meisten Personen erreichen 100 Punkte. Abweichungen um 15 Punkte mehr oder weniger gelten als normal. Menschen, die über 130 Punkte erreichen, gelten als außergewöhnlich intelligent.

Was ist die Kritik daran?

Im ursprünglichen Intelligenztest wurde das Intelligenzalter des / der Getesten bestimmt und mit dem tatsächlichen Alter geteilt, um einen Wert zu erhalten, der den IQ (Intelligenzquotienten) angibt. Problematisch daran war, dass es bei jungen Getesten viel dramatischer war, wenn die beiden Alterswerte auseinanderlagen, als bei älteren. Daher wurden eine Vielzahl neuer psychologischer Tests entwickelt.

Außerdem beachten viele Tests mittlerweile auch die soziale Komponente, d. h. aus welcher gesellschaftlichen Umgebung und mit welchem kulturellen Hintergrund ein Mensch aufwächst.

Heute sind die Aufgaben bei dieser Art von Intelligenztest je nach thematischem Schwerpunkt etwas anders gelagert: einige messen das logische Denken und die Bearbeitungsgeschwindigkeit, andere messen die allgemeine Intelligenz ohne kulturelle Einflüsse und dritte unterscheiden z. B. in verbale, figurale und numerische (zahlenbasierte) Intelligenzen.

Gibt es eine emotionale Intelligenz?

Es gibt seit den 1990er Jahren die Theorie, dass es eine emotionale Intelligenz gibt. Menschen mit einem hohen EQ-Wert (Emotionaler Quotient) können sich demnach besonders gut in andere hineinversetzen und die Reaktionen ihrer Mitmenschen gut deuten.

Davon hängt nach Meinung einiger Forscherinnen und Forscher zusammen mit der allgemeinen Intelligenz ab, ob Menschen im Leben erfolgreich sein könnten oder nicht. Durch den EQ könne sich ablesen lassen, wie man etwa mit Kritik an sich umgehe oder wie man anderen Menschen gegenüber trete.

Für klassische Psychologinnen und Psychologen ist die emotionale Intelligenz allerdings kein ernstzunehmender Messwert. Er diene lediglich dazu, die klassische Intelligenz in ihrer Bedeutung abzuschwächen. Bislang gibt es außerdem keinen verlässlichen Test, um den Wert der emotionalen Intelligenz genau zu bestimmen. Es gibt bei der Bewertung von Emotionen kein einfaches Richtig oder Falsch. Stattdessen gibt es nur Tendenzen. Das macht einen solchen EQ-Test schwer wiederholbar und dadurch unwissenschaftlich.

Wie bewertet man Intelligenz heute?

Es gibt neben einer kognitiven Grundfähigkeit, sich Dinge logisch zu erschließen, g-Faktor genannt, mehrere Fähigkeiten, die im Zusammenhang damit getestet werden können: musische, soziale, visuell-räumliche, numerische, logische, verbale, technische und eben emotionale Fähigkeiten sowie den Erfahrungsstand oder die Geschwindigkeit der Bearbeitung, also die Auffassungsgabe.

Diese Auswertungen sind bei der Diagnose von Psychologinnen und Psychologen nach wie vor unüblich, geben aber vielmehr dir als Individuum Aufschluss über deine Stärken und Schwächen und helfen bei der Orientierung.

Fazit: Nein. Es gibt eine Grundfähigkeit, Probleme zu lösen oder sich Aufgaben logisch zu erschließen, die mit dem g-Faktor angegeben wird. Das ist das, was klassischerweise unter Intelligenz verstanden wird. Daneben gibt es spezifische Fähigkeiten, die bei einzelnen Personen mehr oder weniger gut ausgeprägt sein können. In der klassischen Psychologie werden diese Fähigkeiten jedoch nicht als einzelne Intelligenzen betrachtet. Sie finden auch so gut wie keine Beachtung in der Auswertung von IQ-Tests.

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Titelbild: © GaudiLab/shutterstock.com

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