Hab keine Angst! – wie wir unseren Kindern helfen können, stark zu werden.
Gastautor Gabriel berichtet von den Albträumen seiner Kinder und was es für das Aufwachsen bedeutet, Angst zu haben.
Ich weiß es noch, als wäre es gestern: Ich renne um mein Leben und werde verfolgt von zwei laut bellenden Schäferhunden. Ich bin vielleicht 5 oder 6 Jahre alt und jedes Mal, wenn ich mich umdrehe, kommen die Bestien näher. Man könnte sagen, ich bin in Panik. Ich renne so schnell, wie ich kann. Jeden Moment werden sie mich eingeholt haben. Die beiden Hunde sind riesig und fletschen die Zähne. Kurz bevor sie mich erreichen, höre ich von weit hinten einen Pfiff. Die Monster drehen ab und lassen mich zitternd zurück. Gott sei Dank!
Dass die Hunde nur spielen wollten, konnte ich nicht ahnen. Für mich war es jedenfalls traumatisch und bereitete mir so einige Albträume in meiner Kindheit.
„Papa, ich hatte wieder einen Albtraum.“
Nur zu gut kann ich deshalb heute mitfühlen, wenn eine unserer beiden Töchter weinend nachts wach wird, weil sie etwas Schlechtes geträumt hat. „Hey, was war los? Was hast du geträumt?“, will ich wissen, erfahre aber in den seltensten Fällen, worum es ging. „Weiß nicht Papa, lass mich weiterschlafen.“
Als Vater beunruhigt mich so etwas natürlich: Was beschäftigt die Kleine? Was verarbeitet sie? Warum hat sie überhaupt Ängste? Gab es vielleicht so etwas Ähnliches wie eine „Schäferhund-Situation“?
Warum überhaupt Angst?
Was ich gelernt habe, ist, dass Angst per se nichts Schlechtes ist, sondern eine wichtige Funktion hat. Sie zeigt den Kindern ihre Grenzen auf. Da wäre z. B. die Angst vor Fremden. Die ist ziemlich praktisch für uns Eltern. Schließlich kann ein bisschen Distanz nicht schaden. Oder die Angst vor Leuten, die irgendwie schräg aussehen. „Guck mal Papa, die Frau da sieht aber gruselig aus.“ Klassiker.
Es gibt auch einige ganz fundamentale Ängste, z. B. die Furcht vor dem Alleinsein. „Bitte Papa, geh nicht weg! Ich habe Angst vor Monstern und vor der Dunkelheit.“ Je nachdem, in welcher Phase sich die Mädchen befinden, gibt es andere Ängste, die uns als Familie beschäftigen.
Das stellt meine Frau und mich immer wieder vor die Frage: Was tun wir? Zunächst einmal versuchen wir nicht, diese Probleme zu ignorieren. Es gibt tatsächlich Eltern, die so tun, als würde sich das schon alles wieder geben. Irgendwann. Irgendwie. Und warum? Weil sie selbst Angst davor haben, etwas falsch zu machen. Wir haben da einen etwas anderen Ansatz.
Die Angst überwinden
Wir versuchen, mit den Kleinen darüber zu sprechen, um ihnen diese große, unübersichtliche Welt zu erklären und ihnen die Ängste zu nehmen. Denn Angst hat man doch meistens nur von dem Unbekannten. Es geht darum, ihnen das Gefühl von Sicherheit zu geben. Beim Schlafengehen kommt z. B. der Teddy ins Spiel, der aufpasst. Oder wir lassen das Licht im Flur an. Auf der anderen Seite geht es uns darum, den Kindern Selbstsicherheit zu geben. „Papa, ich komme nicht mehr vom Stuhl runter. Ich hab Angst, ich stürze runter.“ – „Immer mit der Ruhe, Kleine. Du schaffst das schon. Ich bin ja bei dir.“ Dann klappt das erstaunlicherweise auch bei der Zweijährigen. Nicht immer. Aber immer öfter.
Schwieriger ist es, wenn sie nicht in den Kindergarten gehen wollen, weil sie Angst haben, dass etwas Schlimmes passiert. Da gab es z. B. diesen Jungen in der Kindergartengruppe, der Mädchen das Leben schwer machte. „Papa, der haut und beißt immer!“ Oder die Erzieherin, die schnell laut und grob gegenüber den Kindern wurde. Das führte dann morgens zu tränenreichen Abschieden an der Tür der Kita. „Ich will da nicht hin. Bitte, bitte bleib bei mir!“ So was ging uns schwer an die Nieren. Da merkt man als Vater oder Mutter, dass man ab einem gewissen Grad einfach raus ist und das Kind eigene Erfahrungen machen muss, um Ängste zu überwinden.
Am Ende des Tages ist das Wichtigste, dass man einfach für sie da ist. Darauf muss man sich einstellen und viel Zeit investieren. Wenn man allerdings als karrieregeiler Agenturfuzzi im Büro lebt, wird das schwierig. Nur wenn Kinder früh lernen, dass man Ängste überwinden kann, können sie daran wachsen. Wir Erwachsenen übrigens auch. Nur bei Schäferhunden ist das so eine Sache. Die mag ich bis heute nicht.
Über den Autor
Gabriel Rath ist zweifacher Mädchenpapa und lebt in Rostock an der Ostsee. In seinem Blog „Daddymodus“ schreibt er regelmäßig über den „ganz normalen Wahnsinn zwischen Barbie, Boombox und Babybrei.“ Wenn er mal gerade nichts ins Internet schreibt, arbeitet der verheiratete Social-Media-Nerd als Marketing Manager bei der OstseeSparkasse. Nebenbei ist er seit den späten 90ern als Rapper „Gabreal“ unterwegs und arbeitet gerade an seinem neuen Album.
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Titelbild: © Morrowind/shutterstock.com
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