Loci-Methode – so kriegst du ein Gedächtnis wie Sherlock Holmes

Hättest du auch gern so ein gutes Gedächtnis wie der Meisterdetektiv Sherlock Holmes? Dann hilft dir die Loci-Methode weiter. Wir erklären dir, wie du sie in drei Schritten anwendest und warum du damit viel effektiver lernen kannst.

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Was ist die Loci-Methode?

Der Detektiv Sherlock Holmes aus der gleichnamigen Romanreihe von Sir Arthur Conan Doyle kann erstaunlich gut Erinnerungen an vergangene Unterhaltungen oder Informationen über Personen aus seinem sogenannten „Gedächtnispalast“ abrufen, um knifflige Fälle zu lösen. Du willst dir auch so eine innere Bibliothek aufbauen, in der Informationen abgespeichert sind? Dann solltest du die Loci-Methode kennen, denn sie ist die Basis für einen solchen Gedächtnispalast.

Das Wort loci kommt von dem lateinischen Begriff locus und bedeutet Ort bzw. Platz. Bei der Loci-Methode, auch Routenmethode genannt, handelt es sich um eine bildliche Lerntechnik, die auf einer besonderen Eigenschaft unseres Gehirns beruht: dem räumlichen Erinnerungsvermögen. Damit ist gemeint, dass die Erinnerung an Orte mit bestimmten Informationen verknüpft ist. Diese Informationen können beim Gedanken an den Ort leicht abgerufen werden. Das liegt vor allem an der assoziativen Funktionsweise des menschlichen Gehirns.

Loci-Methode Infografik

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Wie funktioniert die Loci-Methode?

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Die Loci-Methode besteht aus zwei Schritten

  1. Im ersten Schritt stellst du dir einen vertrauten Ort oder Weg vor. Dabei kann es sich auch um fiktive Orte, z. B. aus Filmen, Büchern oder Videospielen handeln. Nun legst du eine bestimmte Route fest, auf der du dich gedanklich durch den Raum bzw. den Weg entlang bewegst. Dabei rufst du dir bestimmte Wegpunkte auf deiner Strecke, z. B. auffällige Gebäude, Straßenecken, Einrichtungsgegenstände, Pflanzen etc. in Erinnerung.
  2. Im zweiten Schritt verbindest du wichtige Informationen, Zahlen oder Fakten, die du dir merken willst, mit den Wegpunkten. Zusätzlich überlegst du dir kleine Geschichten oder Eselsbrücken, um beides sinnvoll und assoziativ zu verknüpfen.

Beispiel

Stellen wir uns vor, du würdest auf deinem Schulweg immer an einer bestimmten Kirche vorbeilaufen. Dann kannst du diese Kirche gedanklich mit der Gründung des Römischen Reichs im Jahr 753 v. Chr. verknüpfen. Stell dir dazu Caesar vor in einer weiten Toga und mit einem Lorbeerkranz im Haar, der dir vom Portal der Kirche zuwinkt oder ein Schild mit der Jahreszahl hochhebt. Wenn du jetzt in deiner Vorstellung deinen Schulweg entlang läufst und dabei an dieser Kirche vorbeikommst, erinnerst du dich wieder an Caesar und die Jahreszahl der Gründung Roms. So wird jeder Station auf deinem Weg eine andere Information zugeordnet.

Irgendwann kannst du dich, nur durch das gedankliche „Abwandern” der Route in deinem Kopf, an alle Begriffe erinnern, die du mit den jeweiligen Wegpunkten verknüpft hast – und das sogar in der richtigen Reihenfolge. Griechische Intellektuelle haben schon vor 2500 Jahren herausgefunden, dass man sich Informationen so leichter und länger merken kann. Heute verwenden Gedächtnissportler/-innen die Loci-Methode, um z. B. hunderte Namen innerhalb weniger Minuten auswendig zu lernen.

In drei Schritten zum Gedächtnisprofi: So wendest du die Loci-Methode an

Nun erklären wir dir, wie du die Loci-Methode anwendest, um besser zu lernen und dir Fakten länger zu merken. So geht’s:

Schritt 1: Überlege dir eine Route

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Bevor du mit dem Lernen beginnst, solltest du dir eine Route überlegen, die jene Gegenstände, Gebäude etc. miteinander verbindet, an die du die Informationen knüpfen willst. Dabei musst du folgende Dinge beachten:

  1. Der Raum oder der Weg, den du dir vorstellst, sollte dir sehr vertraut sein. Du solltest dich also häufig dort aufhalten.
  2. Die Reihenfolge der einzelnen Routenpunkte oder Gegenstände sollte eindeutig und sinnvoll sein. Du würdest dir also nicht vorstellen, wie du im Zickzack durch deinen Raum läufst, sondern ohne Umwege von A nach B nach C gehst.
  3. Die Routenpunkte sollten einprägsam sein. Ausgefallene und interessante Sachen bleiben leichter in Erinnerung.
  4. Die Routenpunkte sollten nicht zu klein und nicht zu groß sein. Ein Punkt an der Wand ist z. B. zu klein, ein Wald zu groß.
  5. Die Routenpunkte sollten nicht zu nah oder zu weit entfernt voneinander liegen. Wenn sie zu weit entfernt sind, ist die Reihenfolge nicht klar. Wenn die Routenpunkte zu nah liegen, könnten die mentalen Bilder überlappen. Der Abstand der Routenpunkte sollte zwischen 0,5 und 20 Meter betragen.
  6. Die Gegenstände, die du dir einprägst, sollten nicht beweglich und immer an einem bestimmten Platz sein. Dein Bett, Schreibtisch, Regal eigenen sich z. B. hervorragend. Deine Schultasche eignet sich weniger gut, außer sie steht immer an einem bestimmten Platz.
  7. Achte darauf, dass die Gegenstände unterschiedlich sind und nicht zu ähnlich aussehen.

Du kannst dir so viele Routenpunkte überlegen, wie du möchtest. Je mehr du lernen musst, desto länger sollte die Route sein. Denn für jeden Gegenstand bzw. Routenpunkt darfst du nur eine Information abspeichern.

Schritt 2: Verknüpfe die Fakten und Gegenstände miteinander

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Sobald du deine eigene Route erstellt hast und sie dir merken kannst, kannst du mit dem Lernen beginnen. Hier ein Beispiel, wie du die Loci-Methode anwenden kannst:

Beispiel: Sieben US-amerikanische Präsidenten

Angenommen, du musst dir merken, wer die letzten sieben Präsidenten der Vereinigten Staaten waren und in welcher Reihenfolge sie regiert haben.

Die Fakten:
  1. Ford
  2. Carter
  3. Reagan
  4. Bush (Senior)
  5. Clinton
  6. Bush (Junior)
  7. Obama
Die Route durch dein Zimmer:
  • Bett
  • Nachttisch
  • Schreibtisch
  • Fenster
  • Schultasche
  • Kommode
  • Tür

Schritt 3: Überlege dir kleine Geschichten als Gedächtnisstützen

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Nun stellst du dir zu den einzelnen Gegenständen etwas vor, das dich an die jeweiligen Präsidenten erinnert. Hier ein Beispiel:

  1. Ein Ford-Auto (Ford) parkt auf deinem Bett
  2. eine Katze (Carter) räkelt sich auf deinem Nachttisch
  3. ein großes Reagenzglas (Reagan) steht auf deinem Schreibtisch
  4. ein Busch (Bush) ragt in dein Fenster rein
  5. aus deiner Schultasche ertönt ein lauter Klingelton, weil du dein Smartphone dort reingelegt hast (Clinton)
  6. ein Busch-Sprößling (Bush Junior) wächst aus deiner Kommode
  7. Opa und Mama (Obama) stehen in deiner Zimmertür und schauen, was du machst.

Wie du siehst, die Bilder, die du den Fakten zuordnest, müssen keinen Sinn ergeben. Je ausgefallener sie sind, desto einfacher kannst du dir die Begriffe merken. Am besten solltest du dir Zusammenhänge überlegen, die …

  • lustig
  • abstoßend
  • skurril 
  • oder sehr vertraut sind (z. B. Opa und Mama, die in der Tür stehen).

Welchen Vorteil hat die Loci-Methode gegenüber normalem Auswendiglernen?

Beim normalen Auswendiglernen von Fakten, werden die Informationen lediglich als Wörter im Gehirn abgespeichert. Das ist jedoch nicht sehr effizient, da mit den Wörtern keine Bilder verknüpft sind. Bilder kann unser Gedächtnis aber besser verarbeiten und ablegen. Wenn du also mit der Loci-Methode Fakten mit Gegenständen, Gebäuden etc. verbindest, kannst du dir diese viel schneller und auch langfristiger merken.

Wie kann ich mit der Loci-Methode für mehrere Fächer lernen?

Wenn du gleichzeitig für verschiedene Klausuren lernst, solltest du dir für jedes Fach eine eigene Route erstellen. So vermeidest du, dass du Informationen vermischst. Am besten suchst du dir einen anderen Raum bzw. eine andere Strecke aus, z. B. so:

Raum/Strecke Fach
Wohnzimmer Mathe
Weg zur Schule Geschichte
Badezimmer Chemie

Schau einfach, was am besten für dich zusammenpasst. Wenn du beim Auswendiglernen merkst, dass die Räume sich nicht für die jeweiligen Fächer eignen, kannst du sie nochmal austauschen.

Funktioniert die Loci-Methode wirklich?

Bei einer Studie des Max-Planck-Instituts* sollten Studenten 40 Wörter in der richtigen Reihenfolge lernen. Sie hatten für jedes Wort 10 Sekunden Zeit. Am Ende der Lernzeit konnten sich die meisten Studenten im Durchschnitt nur an fünf Wörter in der richtigen Reihenfolge erinnern. Ein Teil der Studenten hatte vorher allerdings die Loci-Methode gelernt. Sie konnten im Durchschnitt 35 Wörter in der richtigen Reihenfolge wiedergeben. Das heißt, ihr Gedächtnis konnte sich in der gleichen Zeit 600 Prozent mehr merken, als das der Studenten, die ohne die Loci-Methode lernten.

Probiere es einfach mal aus! Wir wünschen dir viel Spaß beim kreativen Lernen!

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*Karsten, G. (2004) Erfolgsgedächtnis: Wie Sie sich Zahlen, Namen, Fakten, Vokabeln einfach besser merken. Wilhelm Goldmann Verlag, München.

Foto: © Creative/Shutterstock.com

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