Das Konzept Waldorfschule – eine gute Alternative?

Leistungsdruck und ein ständiger Notenvergleich sind vielen Eltern ein Graus. Um ihrem Kind ein alternatives Lernen zu ermöglichen, wählen einige das Konzept der Waldorfschule. Wie effektiv Kinder an solchen Schulen lernen, erklären wir hier.

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Was möchten Sie zur Waldorfschule wissen?

Das Wichtigste in Kürze: Was ist eine Waldorfschule?

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©Dmytro Zinkevych/shutterstock.com

Waldorfschulen werden auch als Rudolf-Steiner-Schulen, nach ihrem Begründer, bezeichnet. In Deutschland ist auch der Titel Freie Waldorfschule verbreitet. Im Gegensatz zu herkömmlichen Schulen geht es in der Waldorfpädagogik weniger um vergleichbare Schulabschlüsse als um individuelle Lernfortschritte. Einen Leistungsanspruch gibt es trotzdem. Allerdings vereinbaren die Schülerinnen und Schüler an Waldorfschulen gemeinsam mit ihren Lehrkräften eigene Lernziele und dokumentieren bzw. reflektieren ihren Lernfortschritt selbstständig. Am Jahresende erhalten alle Schüler und Schülerinnen ein detailliertes Berichtszeugnis ohne Schulnoten. 

Wer war der Begründer der Waldorfschulen?

Die Waldorfpädagogik wurde in den 1920er Jahren von Rudolf Steiner, einem österreichischen Esoteriker und Publizisten, entwickelt. Er wollte das „Denken, Fühlen und Wollen“ im Dreiklang unterrichten. Neben fachlichen Kenntnissen sollten Kinder und Jugendliche künstlerische, praktische und soziale Fähigkeiten erlangen.

Wie findet der Unterricht an Waldorfschulen statt?

Kinder Windrad Schule
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Hier finden Sie einige Informationen dazu, wie Unterricht an Waldorfschulen stattfindet:

  • Der Unterricht findet meist fächerübergreifend statt und ist in Schwerpunktthemen, sogenannte „Epochen“, gegliedert. 
  • Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich über mehrere Wochen mit einer Epoche, also einem Themenbereich. Dabei führen sie ein Lerntagebuch, worin sie ihren individuellen Lernfortschritt dokumentieren und reflektieren.
  • Ab der neunten Klasse können, neben dem Berichtszeugnis, auch Noten verteilt werden. So werden die Jugendlichen gezielt auf ihre Abschlussprüfungen vorbereitet.
  • Waldorfklassen bleiben bis zum angestrebten Schulabschluss zusammen und ein Sitzenbleiben, wie an Regelschulen, gibt es dort nicht. Dadurch sind die Klassen sehr leistungsheterogen was sich jedoch gut mit dem Prinzip des individuellen Lernens vereinbaren lässt. 
  • Während ihrer Schullaufbahn werden die Schülerinnen und Schüler in den meisten Fächern durchgängig vom Klassenlehrer bzw. der Klassenlehrerin unterrichtet. Ab der ersten Klasse lernen Waldorfschülerinnen und -schüler zudem zwei Fremdsprachen.

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Wie viele Waldorfschulen gibt es in Deutschland?

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In Deutschland gibt es nach Angabe des Bundes der Freien Waldorfschulen 252 Waldorfschulen mit insgesamt 89.712 Schülerinnen und Schülern. Hier finden Sie eine interaktive Karte, auf der alle Waldorfschulen in Deutschland verzeichnet sind.

Häufig vertreten ist das Waldorf-Konzept in Kindergärten und auf Grundschulniveau. Es gibt auch Waldorfschulen, die von Klasse eins bis 13 unterrichten und somit Grund- und Oberschule vereinen.

Was kosten Waldorfschulen?

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Freie Schulen, wie die Waldorfschule, werden vom Staat als Privatschulen eingestuft. Daher fällt Schulgeld an. Dieses beläuft sich auf ca. 160 Euro pro Jahr. Der Betrag variiert je nach Region und Schulart. Es gibt jedoch an den meisten Schulen Solidargemeinschaften von Eltern, die jene Familien finanziell unterstützen, die sich das Schulgeld nicht leisten können.

Was macht man im Schulfach Eurythmie?

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Waldorfschulen bieten ein breites Spektrum an kreativen und handwerklichen Fächern an, z. B. Eurythmie (Bewegungskunst) oder Gartenbau. Auch Theater- und Projektarbeit sind wichtige Bestandteile des Schulalltags. Beim Fach Eurythmie werden Laute und Töne in bestimmten Bewegungen dargestellt. Dadurch sollen Kinder und Jugendliche ihr Körper- und Selbstbewusstsein schärfen. Sie lernen, durch Tanz und Bewegung ihre Emotionen auszudrücken. Sie können dadurch zwar theoretisch ihren Namen tanzen, eine häufige Assoziation mit dem Konzept der Waldorfschule,  machen das jedoch nicht ständig.

Welche Schulabschlüsse gibt es an Waldorfschulen?

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Die Abschlüsse, die an Waldorfschulen möglich sind, sind mit denen der Regelschulen gleichgestellt. Kinder können die Schule mit einem Hauptschulabschluss, dem mittleren Schulabschluss oder dem Abitur verlassen.

Der Bund Freier Waldorfschulen gibt an, dass fast alle Schülerinnen und Schüler den mittleren Schulabschluss erlangen. Über die Hälfte strebe darüber hinaus das Abitur an. Der Bildungsforscher Heinrich Barz gibt an, dass es keine signifikanten Unterschiede zwischen Waldorf- und Regelschulen gäbe, was die Abschlussnoten beträfe.

Das Abitur an der Waldorfschule

Es gibt freie Waldorfschulen, die eine „staatlich anerkannte Oberstufe“ besitzen. Dort können die Lehrkräfte selbstständig das Abitur abnehmen. Das ist in Hessen und Hamburg an vielen Schulen der Fall.

An Waldorfschulen ohne diese staatlich anerkannte Oberstufe werden die Abiturientinnen und Abiturienten extern geprüft. Das bedeutet, dass zusätzlich zur Fachlehrkraft Lehrkräfte von staatlichen Schulen sowie Vertreterinnen und Vertreter der Schulverwaltung bei den mündlichen Prüfungen hinzukommen. Die schriftlichen Prüfungen werden neben den Fachlehrern bzw. den Fachlehrerinnen zusätzlich von Lehrkräften der Regelschulen korrigiert. An Waldorfschulen werden für das Abitur vier schriftliche und vier mündliche Prüfungen abgelegt. Das sind mehr Prüfungen als an staatlichen Schulen.

Der Waldorfabschluss

Die Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II legen zusätzlichem zum Abitur den Waldorfabschluss ab. Das geschieht in der zwölften Klasse. Der Waldorfabschluss ist nicht bundesweit einheitlich vorgegeben. Im Wesentlichen umfasst er eine Jahresarbeit, eine abschließende Leistung in Eurythmie, Musik und bildender Kunst sowie ein Klassenspiel, das die Jugendlichen selbst inszenieren und umsetzen. Danach erfolgt noch eine Kunstreise.

Wie sieht die Elternarbeit an Waldorfschulen aus?

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Eltern, deren Kinder eine Waldorfschule oder einen Waldorfkindergarten besuchen, beteiligen sich aktiv am Schulgeschehen. Das können Schuldienste sein, z. B. Kochen, Lesepatenschaften oder Begleitung auf Ausflügen. Dadurch soll die Schule als gesellschaftlicher Teil stärker in den Lebensmittelpunkt der Familien gerückt werden.

Vergleich: Waldorfschule versus staatliche Regelschule

Hier sehen Sie die wesentlichen Unterschiede zwischen Waldorfschule und Regelschule auf einen Blick:

Waldorfschule Regelschule
Lerninhalte sind nicht an staatliche Rahmenlehrpläne gebunden Lerninhalte orientieren sich eng am Rahmenlehrplan
praktisches, kreatives Annähern an Lernthemen Unterricht ist meist klassisch theoretisch und findet häufig frontal statt
kostet ca. 160€ Schulgeld kein Schulgeld
z. T. externer staatlicher Schulabschluss nötig, mehr Prüfungen (Waldorfabschluss zusätzlich) staatlicher Schulabschluss an allen Schulen möglich
detaillierte Berichtszeugnisse am Ende des Schuljahres Zeugnisse am Ende jedes Halbjahres (meist Kombination aus Noten und verbaler Beurteilung)
Bewertung des individuellen Lernfortschritts, Noten ab der neunten Klasse optional Bewertung anhand von Leistungsnachweisen und im Vergleich zu anderen Schüler/-innen
aktive Elternbeteiligung am Schulgeschehen Elternbeteiligung eher in Form von Ämtern (z. B. Elternvertreter/-in)

Fazit: Waldorfschule ja oder nein?

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Bei der Waldorfpädagogik steht das Kind als Lerner bzw. Lernerin im Mittelpunkt. Eine Untersuchung der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf (finanziell gefördert durch die Software AG Stiftung sowie die Pädagogische Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen) bestätigte im Jahr 2012, dass Kinder auf Waldorfschulen mit mehr Begeisterung lernten, sich weniger langweilten und individuell gefördert fühlten.

Der Vorteil an Waldorfschulen ist also vor allem, dass Kinder dort in ihrem individuellen Tempo lernen können, ohne sich auf Basis von Noten mit anderen zu vergleichen.

Ein Nachteil könnte jedoch sein, dass die jeweiligen Schulabschlüsse extern an staatlichen Schulen absolviert werden müssen. Hier findet abschließend also doch wieder eine einheitliche Bewertung mit Noten statt. Auch das Format der Abitur- oder MSA-Klausuren unterscheidet sich von dem, was die Jugendlichen an Waldorfschulen an Leistungsnachweisen gewohnt sind. Hier kann es zu Schwierigkeiten kommen, muss es aber nicht. 

Schlussendlich sollten Sie als Eltern immer im Einzelfall entscheiden, ob eine Waldorfschule die richtige Wahl für Ihr Kind ist und das Schulkonzept Ihren eigenen Überzeugungen entspricht. 

Tipp: Sollten Sie sich unsicher sein, fragen Sie doch mal bei der jeweiligen Schulleitung nach, ob Sie und Ihr Kind einen Tag in den Unterricht an einer Waldorfschule reinschnuppern dürfen. So können Sie sich ein gutes Bild davon machen, wie der Schulalltag für Ihr Kind aussehen würde und dieser Ihnen beiden zusagt.

Welche alternativen Schulformen gibt es noch in Deutschland?

In Deutschland gibt es neben staatlichen und privaten Schulen eine dritte Schulform: Freie Schulen. Hier finden Sie die bekanntesten Konzepte sind: 

  1. die Montessorischule nach Maria Montessori
  2. die Jenaplan-Schule nach Peter Petersen 
  3. die Daltonplan-Schule nach Helen Parkhurst
  4. die Freinet-Schule nach Célestin Freinet

In diesen „staatlich anerkannten Ersatzschulen in freier Trägerschaft“ wird weitestgehend auf Noten und Rahmenlehrpläne verzichtet. Stattdessen sollen Kinder und Jugendliche individuell gefördert werden. Teilweise sind politische, philosophische oder esoterische Lehren Grundlage für die jeweilige Schulform.

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