OECD-Bildungsbericht: Eltern trauen Töchtern weniger zu

Laut dem jüngst erschienen OECD-Bericht trauen sich Mädchen im MINT-Bereich deutlich weniger zu. Eltern sollen laut Studie dran nicht ganz unschuldig sein.

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Überblick der Ergebnisse

Erstmals legte der OECD-Bildungsbericht den Fokus auf die Geschlechter (The ABC of Gender Equality in Education: Aptitude, Behaviour and Confidence). Dabei stellte sich heraus, dass sich die Einstellung gegenüber Fächern aus den MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) zwischen den Geschlechtern fundamental unterscheidet.

Laut Auswertung des Pisa-Vergleichstests haben Jungen selbst bei gleichem Bildungsstand deutlich mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Bei der Frage nach der Einstellung zum Fach Mathematik gaben Jungen wesentlich häufiger an, dass sie mathematische Aufgaben schnell begreifen. Mädchen gehen meist grundlegend davon aus, nicht gut in Mathe zu sein.

Laut OECD-Bericht kann sich nur eines von 20 Mädchen (15 Jahre) vorstellen, im MINT-Bereich zu arbeiten. Das ist erstaunlich, wenn man die PISA-Ergebnisse in den Naturwissenschaften dagegenhält, in denen beide Geschlechter gleiche Leistungen erbringen. Auch in computerwissenschaftlichen Berufen oder einem Ingenieursberuf sehen sich nur vier von 100 Mädchen. Bei den gleichaltrigen Jungen sind es 14 Prozent.

Spitzenberufe und Schulversagen

Diese Einstellungen bringen weitreichende Probleme mit sich: MINT-Berufe können zu den bestbezahlten Karrieren führen. Auffällig für Deutschland ist: In kaum einem anderen OECD-Land sind die Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern so groß wie hierzulande.
Neben den Spitzenberufen sind Jungs allerdings auch bei den Schulversagern überrepräsentiert. Das Risiko frühzeitig die Schule ohne Abschluss zu verlassen, ist bei Jungen höher als bei Mädchen.
Ebenso zählen zu den besonders leistungsschwachen Schülerninnen und Schülern in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften 60 Prozent Jungen. Die OECD vermutet, dass dies mit dem Thema Fleiß zu begründen ist. Mädchen investieren über eine Stunde mehr Zeit für ihre Hausaufgaben als Jungen. Daneben soll die Einstellung einen entscheidenden Einfluss haben: Schule als reine „Zeitverschwendung” begreifen doppelt so viele Jungen wie Mädchen.

Stereotype auch in Köpfen der Eltern

Auch wenn Mädchen hierzulande die gleichen schulischen Leistungen erbringen wie Jungen, trauen sie sich in den Naturwissenschaften weniger zu. An dieser Einstellung sind Eltern nicht ganz unschuldig. Bewusst oder unbewusst tragen sie dazu bei, dass das Interesse für Naturwissenschaften und Mathe bei den Geschlechtern so unterschiedlich ausgeprägt ist. Nicht nur die Mädchen selbst haben ein geringes Selbstbewusstsein in Hinblick auf diese Bereiche, sondern auch die Eltern trauen ihren Töchtern weniger im MINT-Bereich zu als ihren Söhnen. So sehen in Deutschland nur 15 Prozent der Eltern ihre Töchter in einer gut bezahlten MINT-Karriere. 40 Prozent hingegen ermuntern ihre Söhne zu einer solchen Berufswahl.

Neben Deutschland teilen diese Einstellung auch Eltern in Portugal, Chile und Ungarn: Nur 20 Prozent können sich vorstellen, dass ihre genauso leistungsstarken Töchter Berufe im MINT-Bereich ergreifen. Bei Jungen sind es ganze 50 Prozent. In Korea liegen dagegen kaum geschlechterspezifische Unterschiede bei den Berufserwartungen der Eltern vor.

OECD

Die OECD, Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit (engl. Organisation for Economic Co-operation and Development), ist eine internationale Organisation, die aus 34 Mitgliedsstaaten besteht. Sie berührt in ihrer Arbeit fast alle Bereiche des staatlichen Handelns. Unter die sieben Tätigkeitsbereiche Wirtschaft, Entwicklung, Nachhaltigkeit, Innovation, Gesellschaft, Finanzen und Governance fällt u.a. das Thema Bildung als Unterkategorie. Jährlich veröffentlicht die OECD vergleichende Statistiken. Mit der PISA-Studie hat sich die Organisation international einen Namen gemacht.

Die gute Nachricht

Die Differenzen bei den Geschlechtern liegen nicht in angeborenen Vermögen bzw. Unvermögen begründet, sondern in einer erworbenen Haltung. „Wir haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Unterschiede in der Bildung von Mädchen und Jungen, Männern und Frauen enorm verringert. Aber wir dürfen nicht aufhören, unsere Kinder dazu zu motivieren, ihr ganzes Potenzial auszuschöpfen”, so OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher. Und das Ganze hat laut Schleicher auch eine gute Seite: „Die gute Nachricht ist, dass wir dazu weder langwierige noch teure Bildungsreformen brauchen – es reicht, wenn Eltern, Lehrer und Arbeitgeber an einem Strang ziehen.”



Titelbild: ©Sergey Nivens/shutterstock.com

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