Pubertät bei Jungen – damit müssen Eltern rechnen

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In der Pubertät erkennt man sein Kind nicht wieder. Aus dem kuscheligen und verspielten Jungen ist ein gereizter und in sich gekehrter Teenager geworden. Hier erfahren Sie, warum das so ist und wie Sie damit als Eltern umgehen können.

Türen werden abgeschlossen und der Freundeskreis weiß mehr als die Eltern. Die Pubertät ist keine einfache Zeit, weder für Kinder, noch für Mütter und Väter. Wir erklären, was dabei im Körper der Jugendlichen vor sich geht und wie Sie Ihrem Sohn in dieser aufwühlende Phase Halt geben können.

Wann beginnt die Pubertät bei Jungen?

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Bei Jungen beginnt die Pubertät meist etwas später als bei Mädchen. Zwischen dem neunten und 14. Lebensjahr wird im Gehirn stoßweise das Sexualhormon Gonadoliberin freigegeben, das die Pubertät einleitet. Es ist dafür zuständig, die körperlichen und psychischen Veränderungen anzustoßen, die Ihren Jungen innerlich und äußerlich zu einem Mann werden lassen. Dabei durchläuft Ihr Sohn die Vorpubertät, die Hochphase der Pubertät und die spätpubertäte Phase. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Pubertätsratgeber für Eltern.

Was wächst wann? – körperliche Veränderungen bei Jungen in der Pubertät

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Während der Pubertät verändert sich der Körper Ihres Sohnes stark. Aus dem schmächtigen Jungen wird zunehmend ein Mann mit breiterem Kreuz, Muskeln und Bartwuchs. Mit den folgenden äußerlichen Veränderungen können Sie als Eltern rechnen:

Körperbehaarung

Bei Jungen nimmt im Laufe der Pubertät die Körperbehaarung stärker zu als bei Mädchen. Dickere und vor allem dunklere Haare beginnen an Beinen, Armen sowie auf der Brust und im Schambereich zu wachsen. Außerdem beginnt bei Jungen während der Pubertät der Bartwuchs. Daher sollten Sie mit Ihrem Sohn darüber sprechen, worauf er beim Rasieren achten sollte. Ob und wie er seinen Bart trägt, wird er selbst entscheiden, auch wenn Ihnen der Stil vielleicht nicht immer gefällt.

Muskelaufbau

Während der Pubertät wird im männlichen Körper mehr Testosteron gebildet. Das führt dazu, dass sich auch die Körperform verändert: Bis zum Anfang des 20. Lebensjahres verdoppeln sich bei Jungen Muskel- und Knochenmasse. Sie bekommen ein breiteres Kreuz und bauen generell schneller Muskeln auf.

Pickel

Im Gesicht sprießt während der Pubertät nicht nur der Bart: Viele Jungen haben außerdem mit Pickeln zu kämpfen. Die Haut produziert aufgrund der hormonellen Umstellung eine ölige Substanz, den sogenannten Talg. Der verstopft die Poren und kann in Kombination mit abgestorbenen Hautzellen und Verschmutzungen Pickel bilden. Diese sollten, wenn überhaupt, mit sauberen Fingern oder mithilfe eines Taschentuchs entfernt werden. Besser ist es aber, sie von allein abklingen oder von einer Kosmetikerin oder einem Kosmetiker entfernen zu lassen, da durch falsches Ausdrücken Narben entstehen können.

Wachstum

Jungen schießen zwischen zwölf und 15 Jahren um sieben bis neun Zentimeter in die Höhe. Dieses schnelle Wachstum geht oft mit einer starken Dehnung der Haut einher. Davon bleiben manchmal Narben, sogenannte Dehnungsstreifen zurück, wie sie auch bei Schwangeren auftreten können. Hier können spezielle Salben helfen, die die Haut geschmeidig machen.

Ausbildung der Geschlechtsmerkmale

Angestoßen durch das Gonadoliberin, bilden sich bei Jungen die Geschlechtsmerkmale aus. Während der Pubertät wachsen Penis und Hoden und es werden erstmals Spermien produziert. Der erste Samenerguss kann für viele Jungen verstörend sein, da sie nicht wissen, was da mit ihrem Körper passiert. Auch wenn solche Gespräche für Eltern manchmal unangenehm sind, sollten Sie Ihrem Sohn erklären, dass dies ganz natürlich ist und er sich deswegen nicht schämen machen muss.

Schweiß und Körpergeruch

In der Pubertät wird die Schweißproduktion mächtig angekurbelt. Das liegt daran, dass die apokrinen Schweißdrüsen mit der Pubertät aktiviert werden. Diese sondern eine proteinreiche Substanz ab, die an der Hautoberfläche von Bakterien verarbeitet wird. Dadurch entsteht der Körpergeruch. Hier ist es wichtig, dass Ihr Sohn lernt, seine Körperhygiene an die neuen Bedingungen anzupassen. Ansonsten kann es zu einem unangenehmen Körpergeruch kommen. Sie sollten das Thema möglichst diplomatisch ansprechen, da Jugendliche den Geruch zum Teil selbst nicht wahrnehmen oder sich deswegen sehr schämen. Viele Jungen versuchen den Schweißgeruch mit viel Parfüm oder Deo zu übertünchen. Dadurch wird es meist noch schlimmer. Erklären Sie Ihrem Sohn, dass er ab jetzt häufiger duschen sollte, vor allem nach sportlichen Aktivitäten. Deo sollte nur in Maßen verwendet werden, da es die Haut unter den Armen austrocknen und reizen kann. Die meisten Deodorants halten 24 oder 48 Stunden vor.

Stimmbruch

Jungen kommen in der Pubertät in den Stimmbruch. Das Hormon Testosteron ist für diese Veränderung verantwortlich. Es bewirkt, dass sich die Stimmlippen vergrößern und die Stimmbänder um ca. 60 Prozent länger werden. Je dicker die Stimmbänder und je größer der Kehlkopf, desto tiefer klingt die Stimme. Da diese Veränderungen ganz plötzlich stattfinden können, kommt es manchmal zum typischen Krächzen und Quietschen in der Stimme, wenn Jungen in der Pubertät sprechen. Der Stimmbruch findet meist zwischen dem elften und 15. Lebensjahr statt und dauert ca. ein halbes Jahr.

Wie ändert sich das Verhalten von Jungen in der Pubertät?

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Für viele Jungen bringt die Pubertät neue Emotionen und Stimmungsveränderungen mit sich. Diese Gefühle sind manchmal schwer auszudrücken. Ihr Sohn fühlt sich dann wütend oder genervt oder unsicher und sensibel. Diese Gefühlsachterbahn ist in der Pubertät normal.

Wutausbrüche

Vor allem das Hormon Testosteron nimmt Einfluss auf die Empfindungen und kann Aggressionen triggern. Deshalb neigen Jungen häufiger zu Wutausbrüchen, da mehr Testosteron im männlichen als im weiblichen Körper gebildet wird.

Leichtsinnigkeit

Außerdem neigen Jungen in der Pubertät zu leichtsinnigem Verhalten. Das liegt daran, dass sich der Präfrontale Kortex im Gehirn, der für Gefahreneinschätzung und Selbstwahrnehmung zuständig ist, erst als letztes ausbildet.

Geringes Selbstbewusstsein

In der Pubertät entwickeln Jugendliche außerdem die Fähigkeit, sich selbst zu reflektieren. Das geht häufig mit einem geringen Selbstbewusstsein einher, das geprägt ist von dem Wunsch, dazuzugehören.

Gruppenzwang

Der Großteil der sozialen Interaktion bei Jugendlichen findet mittlerweile digital statt. Die Angst, etwas zu verpassen, kettet sie förmlich ans Smartphone. Haben Sie als Eltern Verständnis dafür, dass Ihr Sohn per Handy in Kontakt mit seinem Freundeskreis bleiben möchte, um nicht den Anschluss zu verlieren. Erinnern Sie ihn daher feinfühlig an vereinbarte Smartphone-Zeiten.

Machogehabe

In der Pubertät probieren Jungen verschiedene Rollen aus, um herauszufinden, wer sie sind. Dazu gehört, dass sie sich zum Teil ziemlich machohaft verhalten. Zweifeln Sie als Eltern nicht an Ihrer guten Erziehung. Dieses Verhalten ist meist nur vorübergehend. Irgendwann hat Ihr Sohn ein Auftreten gefunden, das zu ihm passt. Dabei sind Sie als Eltern weiterhin Vorbilder, auch wenn Ihr Kind es (vielleicht) nicht zugeben will.

Erste Verliebtheit

Egal, ob mit Mädchen oder anderen Jungen – Ihr Sohn wird während der Pubertät seine ersten Erfahrungen mit Verliebtheitsgefühlen, Beziehung und Sexualität machen. Davon wird er Ihnen sicher nur widerwillig erzählen, da das alles noch neu und peinlich für ihn ist. Eher wird er mit Freundinnen und Freunden darüber sprechen. Zeigen Sie ihm trotzdem, dass Sie sich für seine Empfindungen interessieren, aber fragen Sie ihn nicht aus. Tipp: Es kann helfen, wenn Sie von Ihren eigenen ersten Beziehungen in der Schulzeit erzählen. Von Ihren Erfahrungen zu hören ermuntert Ihren Sohn vielleicht, mehr von sich preiszugeben.

Was Sie als Eltern tun können, wenn Ihr Sohn von seinen Emotionen überwältigt wird

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Auch Eltern fühlen sich oft hilflos angesichts der Gefühle, die nicht selten ohne Vorwarnung und mit Wucht aus Jugendlichen herausplatzen. So können Sie Ihrem Sohn helfen, mit den starken Empfindungen und Wutanfällen umzugehen:

  • Wenn Ihr Sohn seine Gefühle nicht unter Kontrolle hat, sollte er sich aus der Situation herausziehen. Gestatten Sie ihm, in sein Zimmer zu gehen oder allein einen Spaziergang zu machen. Geben Sie ihm die Zeit, sich zu beruhigen, bevor Sie sich weiter unterhalten.
  • Fordern Sie Ihren Sohn auf, ruhig und tief ein- und auszuatmen und dabei bis zehn zu zählen, wenn er von seinen Emotionen überrannt wird. So kann es ihm gelingen, sich wieder zu fokussieren.
  • Schlagen Sie Ihrem Sohn vor, Sport zu machen, Musik zu hören oder die Emotionen aufzuschreiben, die ihn übermannen. Das kann helfen, wieder klarer und ruhiger zu denken.
  • Nehmen Sie die Emotionen Ihres Kindes unbedingt ernst. Sätze wie, „Na, hast du wieder deine Launen?“ oder „Jetzt reg dich doch nicht wieder so auf!“ sind nicht zielführend. Das, was Ihr Sohn in dem Moment empfindet, ist für ihn real.
  • Analysieren Sie die Emotionen, die Ihr Sohn zeigt. Ist er wütend, traurig, frustriert oder genervt? Was steckt dahinter? Hat er vielleicht Angst oder steht er unter Stress? Versuchen Sie, gezielt aber einfühlsam nachzuforschen, was ihn wirklich beschäftigt.

7 Tipps für eine gute Eltern-Teenager-Beziehung

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„Wer bist du und was hast du mit meinem Sohn gemacht?“ – dass sich Eltern und Kinder während der Pubertät entfremden, ist (leider) ganz normal. Wichtig ist jedoch, dass Sie Ihrem Sohn das Gefühl geben, dass Sie ihn verstehen und immer für ihn da sind, wenn er reden möchte. Mit diesen sieben Tipps können Sie Ihre Eltern-Teenager-Beziehung festigen:

  1. Aufgaben verteilen: Besprechen Sie mit Ihrem Sohn regelmäßig, was Sie von ihm erwarten und was Sie z. B. im Haushalt abgeben. Bemühen Sie sich darum, Ihre Forderungen klar und ohne Vorwurf zu formulieren.
  2. Hilfe im Haushalt wertschätzen: Wenn Ihr Sohn etwas im Haushalt tut, loben Sie ihn dafür, vor allem wenn er es freiwillig macht. Aber übertreiben Sie es nicht, sonst wird ihre Wertschätzung nicht ernst genommen oder als unterschwelliger Vorwurf verstanden, dass Ihr Kind sonst nicht hilft.
  3. Autofahrten nutzen für Unterhaltungen: Selbst kurze Fahrten mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln können für Gespräche genutzt werden. Wenn sich Ihr Sohn mit dem Smartphone beschäftigt, bitten Sie ihn, es wegzulegen. Sollten Sie auf zu großen Widerstand stoßen, sollten Sie nicht weiter nachhaken. Wenn er sich wirklich unterhalten will, wird er das Handy im Laufe der Fahrt weglegen.
  4. Nicht aufdrängen: Wenn Sie merken, dass Ihr Sohn distanziert ist, sollten Sie ihn nicht ausquetschen. Zeigen Sie Interesse daran, wie es ihm geht und zeigen Sie ihm, dass Sie für ihn da sind, wenn er reden will. Schenken Sie ihm dann Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.
  5. Rebellion hinnehmen: Machen Sie sich bewusst, dass jeder Teenager in der Pubertät mal rebellisch ist. Lassen Sie Ihren Sohn wissen, dass Sie ihn verstehen. Versuchen Sie herauszufinden, ob Ängste oder Sorgen der Grund für das unwirsche Verhalten sind.
  6. Bei Problemen da sein: Vermitteln Sie Ihrem Sohn, dass er immer zu Ihnen kommen kann, wenn er Probleme hat. Seien sie offen und urteilen Sie nicht sofort.
  7. Mit anderen Eltern austauschen: Sprechen Sie mit anderen Müttern und Vätern von Teenagern. Dabei können Sie sich einmal Luft machen aber sich auch gegenseitig Tipps und Ratschläge geben. Zu erfahren, wie sich die Kinder von anderen Eltern verhalten, kann auch sehr tröstlich sein.

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Titelbild: ©Ant Rozetsky/unsplash.com