Pubertät bei Mädchen – was ändert sich?

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Während bei Jungen in der Pubertät erste Barthaare sprießen und sie risikofreudiger werden, durchlaufen Mädchen ganz andere körperliche und psychische Änderungen. Wie Sie als Eltern damit umgehen können und was Sie vielleicht noch nicht über die Pubertät bei Ihrem Teenager wussten, erfahren Sie hier.

Gerade hat Ihre Tochter sich zu einer eigenständigen offenen Person gemausert, da schlägt die Pubertät zu. Häufig ziehen sich Mädchen dann zurück, werden unsicherer oder streitlustiger – vor allen Dingen den eigenen Eltern gegenüber. Gerade jetzt sollten Sie Ihr Kind mit Ruhe und viel Fingerspitzengefühl durch diese aufregende Zeit begleiten. Glücklicherweise geht alles vorüber und Ihr Kind kommt am Ende der Pubertät als aufgeschlossene und selbstbewusste Person hervor, von der Sie begeistert sein werden.

Woran Sie merken, dass Ihre Tochter in der Pubertät ist

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©Irina Murza/Unsplash

Die Pubertät verläuft bei jedem Menschen anders – egal, ob Jungen oder Mädchen. Einige sind schon früher in der Pubertät, bei anderen dauert es etwas. Wichtig ist, dass Sie Ihre Tochter nicht mit anderen Kindern vergleichen. Einige Anzeichen, dass Ihre Tochter in die Pubertät kommt, gibt es dennoch:

  • Ihr Kind wächst in sprunghaften Schüben.
  • Die Brust und das Becken wachsen bei Ihrer Tochter.
  • Die Stimme wird etwas tiefer.
  • Die ersten Körperhaare beginnen zu sprießen.
  • Stimmungsschwankungen kommen jetzt häufiger bei Ihrer Tochter vor.
  • Die Streitlust und die Lust am Austesten von Eltern-Grenzen steigen.
  • Die erste Blutung tritt auf.

Hinweis:  Auch wenn Sie feststellen, dass Ihre Tochter in der Pubertät ist, sollten Sie ihr das nie zum Vorwurf machen. Achten Sie darauf, Sprüche zu vermeiden, in denen Sie die Gefühle Ihrer Tochter nicht ernst nehmen oder sich sogar darüber lustig machen. Sätze, wie „Du bist doch eh gerade nicht zurechnungsfähig!“ oder „Wir reden wieder, wenn die Pubertät vorüber ist!“ helfen keinem. Gerade für Teenager, die mit ihrem Selbstbewusstsein hadern, sind solche scherzhaft gemeinten Floskeln eine nachhaltige Verletzung ihres Selbstbilds.

Bildergalerie: Diese 7 Dinge sollten Teenager-Eltern niemals tun!

Wann beginnt die Pubertät bei Mädchen?

Bei Mädchen beginnt die Pubertät meist etwas früher als bei Jungen. Zwischen dem Alter von acht bis 14 Jahren kommen die meisten von ihnen in die Vorpubertät. Das kann für Eltern manchmal überraschend sein, da sich viele Mütter und Väter am Beginn ihrer eigenen Pubertät orientieren. Zum Teil werden die ersten Anzeichen für die beginnende Pubertät der Mädchen auch nicht wahrgenommen. Eindeutige Hinweise auf die Pubertät bei Mädchen sind Stimmungsschwankungen, das Wachsen der Brust und der Gliedmaßen sowie die erste Periode.

Wie lange dauert die Pubertät bei Mädchen?

Die meisten Mädchen sind im Alter von 17 bis 19 Jahren mit dem Großteil der Pubertät durch. Der Körper wächst jedoch noch bis zum Alter von 20 Jahren weiter. Auch darüber hinaus kann es zu Stimmungsschwankungen und Anpassungen im Hormonhaushalt kommen. Damit verbunden schwankt eventuell der Zyklus oder die unreine Teenagerhaut braucht etwas länger, bis sie aufklart.

Was passiert während der Pubertät im Körper meiner Tochter?

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©Tatiana Gonzales/Unsplash

Sowohl mental als auch körperlich entwickeln sich Mädchen in der Pubertät zu erwachsenen Personen. Doch nicht alle Veränderungen spielen sich für andere sichtbar ab:

Körperlänge

Der Körper Ihrer Tochter wächst. Egal, ob sie vorher eher klein oder groß war, jetzt kann sich das Ganze noch mal ändern: Auch kleine Kinder können einen großen Sprung in der Körperlänge machen. Fünf bis acht Zentimeter mehr innerhalb weniger Monate sind dabei keine Seltenheit.

Brust

Außerdem wachsen die Geschlechtsmerkmale. Als Eltern von Mädchen erkennen Sie dies am deutlichsten an der wachsenden Brust. Es gibt spezielle Hormone, sogenannte Gonadotropin-Releasing-Hormone, die das Brustwachstum vorantreiben und die generelle Pubertät anstoßen.

Becken

Doch auch das Becken verändert sich. Da Ihre Tochter jetzt geschlechtsreif ist, also körperlich in der Lage ist, schwanger zu werden, wird das Becken etwas breiter. Um die Hüfte bildet sich zudem mehr Fettgewebe, was jedoch nichts mit einer falschen Ernährung zu tun hat. Das gehört zur Entwicklung dazu. Erklären Sie dies Ihrer Tochter, falls sie durch die breitere Hüfte verunsichert ist.

Körperhaare

Bei Mädchen wachsen die Haare in der Schamregion und unter den Achseln. Das ist normal und muss Ihrer Tochter nicht peinlich sein. Tauschen Sie sich mit Ihrer Tochter darüber aus, welche Möglichkeiten zur Haarentfernung es gibt oder ob das überhaupt für sie relevant ist.

Stimmbruch

Auch Mädchen kommen in den Stimmbruch. Ihre Stimme ist danach tiefer, wenn auch nicht so stark wie bei Jungen, da ihre Körper weniger Testosteron produzieren. Im Schnitt fällt die Stimmt um etwa eine Terz. Dabei wachsen die Stimmlippen im Kehlkopf und werden länger. Sie formen durch ein- und ausströmende Luft in den Körper den Klang der Stimme.

Die erste Periode: Blutung ist nicht gleich Zyklus

Eine der wichtigsten körperlichen Veränderungen ist sicherlich die erste Blutung, auch „Menarche“ genannt. Sie muss jedoch nicht mit einem Eisprung verbunden sein, sondern tritt im Schnitt sogar anderthalb Jahre davor auf. Erst nach der Ausbildung der Eileiter und Eierstöcke folgt der erste Eisprung. Die meisten Mädchen in Deutschland haben im Alter von zehn bis 16 Jahren das erste Mal ihre Periode. Es wird danach noch etwas Zeit in Anspruch nehmen, ehe sich der Zyklus eingependelt hat und die Blutung regelmäßig stattfindet. Es kann auch zu Zwischenblutungen kommen oder eine Periode kann ausbleiben. Das ist zu Beginn normal. Bauchschmerzen und Übelkeit können Nebenwirkungen der Regelblutung sein.

Als Eltern sollten Sie mit Ihrem Kind besprechen, was die Monatsblutung auch in Bezug auf möglichen Geschlechtsverkehr bedeutet. Auch die Hygiene während der Tage ist ein wichtiges Thema, damit sich Ihre Tochter währenddessen wohlfühlt.

Achten Sie jedoch darauf, dass Ihre Tochter bereit ist, über dieses sensible Thema zu sprechen. Für Teenager ist es häufig peinlich, mit den Eltern über körperliche Veränderungen zu reden, die sie selbst oft noch nicht ganz verstehen oder wahrhaben wollen.

Wie verändern sich Verhalten und Psyche von Mädchen in der Pubertät?

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©Matheus Ferrero/Unsplash

Das Verhalten lässt sich nicht pauschalisieren: Einige Mädchen werden während der Pubertät schnell aufbrausend und nehmen sich alles zu Herzen. Andere sind aufgedreht und wieder andere werden still und ziehen sich eher zurück. Diese Verhaltensweisen können auch im Laufe der Pubertät immer wieder wechseln. Stimmungsschwankungen gehören zum Heranwachsen dazu, immerhin muss sich Ihre Tochter jetzt von ihrer Kindheit verabschieden. Meist sind sie in der Woche vor der Periode und währenddessen verstärkt.

Abgrenzung von den Eltern

Die Ausbildung der eigenen Identität bzw. Persönlichkeit ist ein wichtiger Teil der Pubertät. Dazu wollen und müssen sich Töchter in erster Linie von ihren bis dato wichtigsten Bezugspersonen abgrenzen: den Eltern. Erst dadurch lernen sie sich selbst kennen, definieren ihre eigenen Wertvorstellungen und Grenzen. Dabei gehen Mädchen und Jungen häufig durch eine Phase, in der sie ihre Eltern ablehnen. Diese Zeit, in der Eltern einfach doof sind, ist bei Mädchen oft emotionaler bzw. wird stärker von Müttern und Vätern wahrgenommen als bei Jungen. Eltern sollten dieser Phase mit Ruhe und Gelassenheit begegnen und eine klare Kommunikation von Grenzen beherzigen.

Versuchen Sie, das Verhalten Ihres Kindes nachzuvollziehen, auch wenn es manchmal schwerfällt. Sie sollten dabei nicht versuchen, der beste Freund bzw. die beste Freundin Ihres Kindes zu sein, sondern sich mit Ihrer Tochter auf Augenhöhe zu unterhalten.  Der Kontakt zu Gleichaltrigen ist in dieser Phase sehr wichtig. Ihr Kind sieht in ihnen enge Vertraute und Leidensgenossinnen und -genossen.

5 Tipps, wie Eltern sich im Umgang mit ihrem Teenagermädchen verhalten sollten

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© Melissa Askew/Unsplash

Die häufigsten Reibungspunkte im Leben mit Teenagern und was Sie als Eltern dann tun können:

  1. Ihr Kind interessiert sich plötzlich für andere Dinge als früher? Seien Sie interessiert und versuchen Sie, sich in die Gedankenwelt Ihrer Tochter zu versetzen. Besuchen Sie gemeinsam eine Ausstellung oder Veranstaltung, die Ihr Kind spannend findet. So können Sie herausfinden, was Ihr Kind daran so fasziniert.
  2. Ihre Tochter diskutiert mit Ihnen und reagiert teilweise sehr emotional? Dieses Verhalten ist Teil des Abgrenzungsprozesses. Respektieren Sie es, wenn Ihre Tochter Ruhe braucht oder nicht mehr alle Geheimnisse sofort mit Ihnen teilen möchte. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und reden Sie weiterhin über die Dinge, die Sie bewegen. So merkt Ihr Kind, dass Sie ein guter Ansprechpartner bzw. eine gute Ansprechpartnerin sind. Wenn Ihre Tochter mal sehr laut wird, dramatisch reagiert oder sich im Ton vergreift, sollten Sie dies nach einer Abkühlphase offen ansprechen. Es hilft nicht, alles hinzunehmen. Aber manchmal sollten Sie darauf warten, dass sich Ihr Kind beruhigt hat, ehe Sie es damit konfrontieren.
  3. Die Wertevorstellungen Ihrer Tochter unterscheiden sich stark von Ihren eigenen? Auch hier gehört die Abgrenzung vom Elternhaus zum Erwachsenwerden dazu. Statt der Tierposter und selbstgemalten Bilder hängen von nun an Bandposter oder Bilder von Promis an den Wänden des Jugendzimmers. Damit und mithilfe einer veränderten Sprache bzw. eines anderen Vokabulars bildet Ihre Tochter ihre neue Identität aus und testet bestehende Regeln. Reagieren Sie gelassen und geben Sie klar vor, welche Grenzen es auf gar keinen Fall zu überschreiten gilt: bei den Ausgehzeiten, bei den Hausaufgaben oder dem familiären Miteinander sollten Sie konsequent sein. Über alles andere lässt sich diskutieren.
  4. Ihre Tochter achtet stärker auf Ihr Äußeres? Stehen Sie mit Rat und Tat zur Seite. Loben Sie Dinge, die Ihnen gefallen und ignorieren Sie Experimente in Kleidung und Styling, die vielleicht nicht Ihren Geschmack treffen. Eine gemeinsame Shopping-Tour kann das Selbstwertgefühl Ihrer Tochter stärken. Sie sollten jedoch darauf achten, dass Sie das nur machen, wenn Ihr Kind Lust dazu hat, damit es sich nicht gedrängt fühlt. Der Kleidungsstil Ihrer Tochter ist höchstwahrscheinlich durch die vielen Vorbilder in den sozialen Netzwerken oder im Fernsehen geprägt. Hier ist es wichtig, dass Sie Ihrer Tochter vermitteln, dass die Schönheitsideale des Internets meist durch retuschierte Fotos verzerrt werden und daher größtenteils nicht echt sind.
  5. Andere Jungen oder Mädchen sind auf einmal fürchterlich interessant für Ihre Tochter? Das Interesse an der eigenen Sexualität und am Geschlechtsverkehr steigt in der Pubertät sprunghaft an. Für Eltern ist es irritierend, wenn das eigene Kind plötzlich über Sex nachdenkt. Trotzdem sollten Sie Ihre Tochter aufklären und über Verhütungsmethoden und Möglichkeiten zur Verhinderung von Geschlechtskrankheiten informieren. Auch bei Liebeskummer sollten Sie ihr tröstend zur Seite stehen.

Sie merken: Auch wenn die Beziehung zu Ihrer Tochter nicht mehr dieselbe wie früher ist, sind Sie als Eltern weiterhin ein wichtiger Teil in ihrem Leben. Vermitteln Sie ihr das Gefühl, dass Sie immer für sie da sind, egal was passiert. Diese Stabilität ist vor allem für Jugendliche in der Pubertät ganz wichtig.

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