Viele Wege führen zum Abschluss: Die deutschen Schulformen
Welche Schule zu welchem Abschluss führt und wie der Schulweg Ihres Kindes nach einem bestimmten Abschluss weitergehen kann, können Sie hier nachlesen.
Das deutsche Schulsystem und seine Schulformen in ein paar Sätzen zu erklären, ist unmöglich. Besonders die Namen der Schulformen und Schulabschlüsse unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland. Denn Bildung ist Ländersache. Trotzdem haben wir die wichtigsten Schulformen für Sie zusammengetragen.
Das deutsche Schulwesen gliedert sich in Primarstufe, Sekundarstufe und den Tertiärbereich. Unter diese einzelnen Stufen fallen die verschiedenen Schulformen:
Primarstufe
Grundschule
Die Grundschule muss jeder besuchen. Die meisten Kinder werden mit sechs Jahren eingeschult. Dann besuchen sie die Grundschule je nach Bundesland vier oder sechs Jahre. In den Fächern Mathematik, Deutsch, Sachkunde, aber auch Musik, Religion, Sport und ab dem dritten Schuljahr auch Englisch werden die Grundkenntnisse oft spielerisch vermittelt. Das Ziel soll es sein, konzentriertes Arbeiten zu erlernen.
Nach der 4. bzw. 6. Klasse steht der Wechsel in die Sekundarstufe I an. Meistens erfolgt eine Empfehlung für eine weiterführende Schule seitens der Lehrenden. Hier gilt, keine Entscheidung ist endgültig. Auch ein Kind, das in die Hauptschule geht, kann mit Fleiß und Ehrgeiz später das Abitur machen.
Primarstufe + Sekundarstufe I (Klasse 1 bis 10)
Sonder- bzw. Förderschule
Für Kinder, die aufgrund verschiedener Beeinträchtigungen (körperliche oder geistige Behinderungen oder Lernschwächen) keine normale Schule besuchen können, gibt es Förder- bzw. Sonderschulen. Es gibt acht, in manchen Bundesländern sogar zehn verschiedene sonderpädagogische Richtungen.
Die Förder- bzw. Sonderschulform ist nicht unumstritten. Denn Deutschland hat sich durch die Anerkennung der UN-Behinderungskonvention verpflichtet, ein gemeinsames Lernen – auch Inklusion genannt – zu garantieren.
Sekundarstufe I (Klasse 5 bis 10)
Die Sekundarstufe I bezeichnet die 5. bis 10. bzw. die 7. bis 10. Klasse. Dementsprechend zählen zu diesem Bereich Hauptschulen, Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien. Welche Schulform für welches Kind geeignet ist, ist leistungsabhängig.
Hauptschule
Bei entsprechenden Voraussetzungen können an der Hauptschule alle in der Sekundarstufe I angesiedelten Abschlüsse erworben werden. Nach einer abgeschlossenen neunten Klasse besitzen die Schülerinnen und Schüler automatisch den Hauptschulabschluss, also die Berufsschulreife.
Schüler mit guten Noten können mit dem Besuch der zehnten Klasse den Realschulabschluss, und damit die mittlere Reife, erreichen. Bei entsprechend gutem Realschulabschluss (min. in allen Fächern befriedigend) kann anschließend die gymnasiale Oberstufe besucht werden.
In der Hauptschule werden nicht nur die Kenntnisse in den Hauptfächern Mathe, Deutsch und Englisch vertieft, sondern auch praxisbezogene Fächer angeboten, die auf das Berufsleben vorbereiten sollen.
Realschule
In der Realschule werden neben den üblichen auch naturwissenschaftliche und technische Fächer unterrichtet. Auch hier wird viel Wert auf die Praxis und auf eine erweiterte Grundausbildung gelegt.
In der Realschule kann nach der zehnten Klasse und mit dem Erwerb der mittleren Reife eine Ausbildung begonnen werden. Mit einem guten Realschulabschluss kann dann die Fachoberschule oder die Oberstufe eines Gymnasiums besucht werden.
Sekundarstufe I + II (Klasse 5 bzw. 7 bis 12 bzw. 13)
Gesamtschule
Die Gesamtschule vereint die einzelnen Schulformen der Sekundarstufe I.
Jeder Schüler und jede Schülerin hat unabhängig von der Schulform aber abhängig von der Leistung die Möglichkeit, die Schule nach der neunten Klasse mit einem Hauptschulabschluss, nach der zehnten Klasse mit der mittleren Reife oder nach der zwölften bzw. 13. Klasse mit dem Abitur zu verlassen.
Es wird zwischen den kooperativen Gesamtschulen und integrierten Gesamtschulen unterschieden:
In der kooperativen Gesamtschule findet der Unterricht im Klassenverband statt, der auf den Abschluss ausgerichtet ist.
In integrierten Gesamtschulen werden zunächst alle Kinder unabhängig ihrer Leistungen in einem Klassenverband unterrichtet. Erst ab der siebten Klasse wird eine leistungsabhängige Unterteilung in den Hauptfächern vorgenommen. Die Nebenfächer werden weiterhin in einem leistungsunabhängigen Klassenverband unterrichtet. Ab der elften Klassen kommen die Schülerinnen und Schüler mit einem guten Realschulabschluss in die gymnasiale Oberstufe, also in die Sekundarstufe II, die ebenfalls in der Gesamtschule vorhanden ist. Im Idealfall wird diese mit dem Abitur abgeschlossen.
(Allgemeinbildendes) Gymnasium
Wie in der Gesamtschule werden im Gymnasium die Schülerinnen und Schüler von der 5. bzw. 7. bis zur 12. bzw. 13. Klasse unterrichtet.
Die Schülerinnen und Schüler haben automatisch mit der Versetzung in die zehnte Klasse einen Abschluss, der mit dem Hauptschulabschluss und mit der Versetzung in die elfte Klasse einen Abschluss, der mit der mittleren Reife gleichzusetzen ist.
Es gibt Gymnasien mit verschiedenen Ausrichtungen, z. B. humanistische Gymnasien spezialisieren sich besonders auf Fremdsprachen wie Latein und Griechisch, neusprachliche Gymnasien auf Fremdsprachen wie Englisch, Spanisch und Französisch und naturwissenschaftliche Gymnasien auf Fächer wie Mathematik, Physik, Biologie und Chemie. Häufig kombinieren die Gymnasien den naturwissenschaftlichen und den neusprachlichen Zweig in einer Schule.
Am Gymnasium kann die Schülerinnen und Schüler nach zwölf bzw. 13 Jahren je nach Bundesland die allgemeine Hochschulreife, das Abitur, erlangen und damit an allen Fachhochschule, Hochschulen und Universitäten studieren. Auch die Chancen auf einen Ausbildungsplatz mit dem Abitur sind sehr hoch.
Sekundarstufe II (ab Klasse 11) – Berufsbildende Schulen
Berufliches Gymnasium
Mit der mittleren Reife kann das berufliche Gymnasium besucht werden. Dies ist eine Schulform des berufsbildenden Schulbereichs. Im Gegensatz zu dem allgemeinbildenden Gymnasium können sich die Schülerinnen und Schüler auf eine berufsbezogene Fachrichtung spezialisieren: Wirtschaft, Technik, Hauswirtschaft oder Sozialpädagogik. Ziel ist der Erwerb der allgemeinen Hochschulreife nach der 13. Klasse. Mit dem Abitur kann dann an allen Universitäten und Hochschulen studiert, aber auch eine Berufsausbildung gemacht werden.
Berufsfachschule
Schülerinnen und Schüler mit einem Hauptschulabschluss können hier das Berufsbildungsjahr absolvieren. Dieses kann je nach Bundesland auf eine reguläre Ausbildung angerechnet werden und führt zur mittleren Reife. Die Schülerinnen und Schüler werden hier auf verwaltende oder kaufmännische Berufe vorbereitet.
Wer die mittlere Reife bereits besitzt, kann an der Berufsfachschule eine schulische Berufsausbildung machen. Die Berufsfachschule ist eine Vollzeitschule und dauert je nach Bundesland und Ausbildung zwei bis drei Jahre. Die Berufsausbildung umfasst Berufe im Gesundheitswesen (z. B. Gesundheits- und Krankenpfleger/in), technische, kaufmännische, soziale und künstlerische Berufe.
Berufsschule
Die Berufsschule wird innerhalb einer Ausbildung besucht und kann in Form vom Blockunterricht (z. B. drei Wochen Ausbildungsbetrieb, eine Woche Schule) oder aufgeteilt (einen Tag in der Woche Berufsschule) erfolgen. Nach zwei bis drei Jahren wird die Ausbildung mit einer Abschlussprüfung beendet. Die Berufsschulen sind in Deutschland häufig in handwerkliche und kaufmännische Schulen unterteilt.
Fachoberschule/Berufsoberschule
Fachoberschulen bieten Jugendlichen mit einem mittleren Schulabschluss die Möglichkeit, das Fachabitur zu machen. Mit diesem können sie anschließend an Fachhochschulen studieren. Sie spezialisieren sich dort auf einen Bereich – z. B. Technik, Gesundheit oder Verwaltung.
Tertiärbereich
Der Tetriärbereich umfasst Berufsakademien, Fachhochschulen, Hochschulen und Universitäten.
Titelbild: ©iStock.com/archideaphoto
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