Das Vergessen vergessen – wie Ihr Kind richtig lernt
Ihr Kind hat vor 20 Minuten Vokabeln gelernt? Dann hat es in diesem Moment schon wieder 40 Prozent des Gelernten vergessen. Klingt dramatisch? Nein, das ist normal.
Der Vergessenskurve des Psychologen Hermann Ebbinghaus zufolge kann sich ein Mensch nach 20 Minuten nur noch an 60 Prozent des Gelernten erinnern. Nach einer Stunde ist das Wissen nur noch zu 45 Prozent aufrufbar. Am nächsten Tag kann er noch ein Drittel des Gelernten wiedergeben und hat bereits zwei Drittel vergessen. Und nach sechs Tagen ist nur noch 23 Prozent des Wissens vorhanden. Zum Glück geht es allen Menschen so.
Gegen das Vergessen kämpfen
Was kann Ihr Kind also tun, damit sein gerade gelerntes Wissen nicht Opfer des Vergessens wird? Mit diesen 5 Lernstrategien kann Ihr Kind das Vergessen vergessen:
Strategie 1: Wiederholen mit Ablenkung
Die Vergessenskurve zeigt deutlich, dass Gelerntes wiederholt werden muss, damit es dauerhaft im Gedächtnis bleibt. Trotzdem sollte Ihr Kind beim Wiederholen beachten, dass es sich zwischendurch mit anderen Themen beschäftigt. Denn um Wissen langfristig abrufen zu können, muss es im Langzeitgedächtnis gespeichert werden. Wiederholt Ihr Kind immer wieder dieselben Informationen läuft es Gefahr, dass diese nur im Kurzzeitgedächtnis gespeichert und schnell wieder vergessen werden.
Tipp: Ihr Kind sollte sich während des Lernprozesses immer mal wieder zwischen den Themen und Lerninhalten wechseln, bevor es den gleichen Lernstoff wiederholt.
Strategie 2: Vergessen gegen das Vergessen
Die Überschrift verwirrt Sie? Tatsächlich klingt sie zunächst unlogisch. Diese Strategie funktioniert aber ähnlich wie das „Wiederholen mit Ablenkung“. Denn der Psychologieprofessor Robert A. Bjork und die -professorin Elizabeth L. Bjork sind der Meinung, dass gelernte Informationen erst langfristig in Erinnerung bleiben, also ins Langzeitgedächtnis verschoben werden, wenn sie zunächst wieder vergessen werden.
Tipp: Ihr Kind sollte dem Gehirn erst einmal ein bisschen Zeit geben, neue Informationen zu verarbeiten, bevor es diese wieder und wieder wiederholt.
Strategie 3: Emotionale Lerninhalte
Wenn wir uns einmal vor Augen führen, welche Dinge wir über Jahre nicht vergessen, sind es die, die uns emotional berührten, z. B. der erste Kuss, der erste Arbeitstag, die Geburt des eigenen Kindes.
Tipp: Gelingt es Ihrem Kind die Lerninhalte nicht nur stumpf auswendig zu lernen, sondern sie mit starken Gefühle, z. B. Stolz, Angst, Freude, zu verbinden, bleiben sie langfristig im Gedächtnis.
Strategie 4: Geschichten fürs Gedächtnis
Um sich viele Informationen gleichzeitig zu merken, ist die effektivste Methode, sie in einer Geschichte zu verpacken. Viele Gedächtniskünstlerinnen und -künstler arbeiten mit dieser Technik. Dabei können die Geschichten einfache Eselsbrücken sein oder so ausgeschmückt sein, dass viele verschiedene Bilder und Emotionen Platz finden. Hier gilt: Je absurder und verrückter eine Geschichte ist, desto länger bleibt sie im Gedächtnis.
Tipp: Ihr Kind sollte seiner Kreativität freien Lauf lassen und sich die buntesten Geschichten rund um die Lerninhalte überlegen. Muss es die verpackten Fakten und Informationen z. B. in der Klassenarbeit wiedergeben, kann es sich einfach die Geschichte ins Gedächtnis rufen.
Strategie 5: Viele Abspeicherungsorte
Es ist ein Irrglaube, dass alles Wissen an einem zentralen Ort in unserem Gehirn gespeichert ist. Denn je nachdem, um welche Informationen es sich handelt, werden diese an verschiedenen Orten abgelegt. Bestimmte Bilder befinden sich in unserem Gehirn an einer anderen Stelle als z. B. ein Geruch oder ein bestimmtes Geräusch oder auch Emotionen. Was sagt uns das? Wenn wir etwas nicht vergessen wollen, müssen wir es an vielen verschiedenen Orten abspeichern.
Tipp: Ihr Kind sollte mit allen Sinnen lernen, z. B. Hören, Sehen, Anwenden, Riechen, um die Informationen schnell wieder abrufen zu können.
Sie kennen weitere Strategien, um das Vergessen zu vergessen? Dann lassen Sie es uns wissen und schreiben Sie uns einen Kommentar!
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