Mütter gegen Väter, Väter gegen Mütter – Konkurrenzkampf beim Elternsein
Dass Elternsein ein Gegeneinander und kein Miteinander ist, zeigen aktuelle Blogbeiträge und Zeitungsartikel. Bloggerin Patricia über den Konkurrenzkampf zwischen den Elternteilen und eine Lösung.
In der letzten Zeit wurde mir beim Lesen von Blogbeiträgen und Artikel eines vor Augen geführt: Bei Müttern und Vätern geht ums Kräftemessen und Vergleichen: Wer ist besser? Wer kompetenter? Wer entspannter? Wer cooler? Wie viel Energie in diesem Gegeneinander verloren geht, scheint niemanden zu interessieren. Die Fronten werden härter, die Mauern höher, alle halten sich die Ohren zu. Jeder versucht, lauter zu schreien als der andere.
Ums Zuhören geht es kaum. Das ist sehr schade, denn Väter wie Mütter haben doch nur eines im Sinn: Es soll den Kindern gutgehen.
Die neuen Väter und die alten Mütter
Schenkt man den Medien Glauben, so läuft die Elternarbeit in jedem Haushalt ungefähr so ab: Die vielzitierten „neuen Väter“, also diejenigen, die sich an der Elternarbeit beteiligen, kämpfen mit den traditionellen Männerrollen: Da definiert sich das Mannsein über Macht und Erfolg. Das ist, (derzeit noch) leichter im Job zu finden als in den eigenen vier Wänden. Der Vater als Familienoberhaupt und Ernährer, dem sich die Option eröffnet, sich an Haushalt und Elternarbeit zu beteiligen. Dieser Mann scheint auf ein geschlossenes System zu stoßen, das gar keine Einmischung wünscht: dem Mutter-Kind-System.
Unsicher begibt sich dieser Vater auf unbekanntes Terrain. Dort erfährt er wenig Dankbarkeit und schlimmstenfalls sogar Spott. Das frustriert und es dauert nicht lange, bis der Vater sich wieder auf weniger anstrengendes Gebiet zurückzieht.
Dann wäre da noch die verbissene Mutter, welche den Vaternicht ranlässt. Sie weiß alles besser und lässt keinen Entscheidungsspielraum und keinen Raum für eigene Erfahrungen., Sie fordert aber mehr Beteiligung und eine gerechte Aufteilung der Familienarbeit.
Interessante Beiträge aus dem Netz
- Spiegel online: Erziehung: „Mütter müssen Väter machen lassen“
- WDR: Väter – die neuen Helden
- Blog fuckermothers: Helfende Väter
- Blog Weddinger Berg: Regretting fatherhood, oder: Die gerechte Strafe für den Heldenvater
Die Mutter hat keine Wahlmöglichkeit
Es gibt tatsächlich einen Unterschied zwischen der Vater- und der Mutterrolle: Der Vater kann entscheiden, ob er sich an der Elternarbeit beteiligen möchte oder nicht. Die Mutter hat diese Option nicht. Eine Mutter, die sich der Elternarbeit verweigert, ist eine Rabenmutter, ein schlechter Mensch. Ein Vater lediglich nicht modern eingestellt, kein „neuer Vater“.
Die Ausgangsbedingungen für die Bewertung ihrer Elternarbeit sind verschieden: Alles, was die Mutter tut, ist selbstverständlich. Sie hat schließlich einen Mutterinstinkt. Man geht davon aus, dass sie alles kann. Es liegt ihr in den Genen. Mutterschaft ist ein ganz natürliches Verhalten. Es wird erwartet. Lob gibt es nicht. Denn selbst wenn die Mutter allen Pflichten nachkommt, erreicht sie nur eines: Sie trifft die Erwartungen.
Beim Vater ist die gesellschaftliche Messlatte in Sachen Elternschaft eine ganz andere: Alles, was er tut, ist „on top“. Er tut es freiwillig. Ihm gilt Dank für seinen Einsatz.
Eine Lösung muss her!
In den meisten Debatten geht es um zwei unterschiedliche Dinge: um Hausarbeit UND Elternarbeit.
Das Thema Hausarbeit ist jedoch ein ganz eigenes Thema. Bleibt die Elternarbeit. Unabhängig vom Gehalt und den wöchentlichen Arbeitsstunden der Erwerbsarbeit sollte diese 50/50 geteilt werden. Zwei Menschen haben schließlich gemeinsam entschieden, dass sie ein Kind möchten. Anders als den Haushalt kann man Kinderversorgung nicht aufschieben oder nur mangelhaft erledigen. Darüber hinaus möchten sowohl Väter als auch Mütter für „voll genommen“ werden. Das funktioniert nur, wenn sich Väter und Mütter die Aufgaben gerecht aufteilen. Wie soll ein Elternteil, der am Ende nur 20 Prozent übernimmt, vom Kind oder Partner als gleichwertig empfunden werden?
Es ist also durchaus sinnvoll, sich zusammenzusetzen und alles aufzuschreiben, was an Arbeit um die Kinder anfällt. Egal, wie klein die Aufgaben erscheinen. Wenn man die Liste zusammengestellt hat, teil man die Aufgaben gerecht auf. Nicht zuweisen. Jeder Elternteil hat Stärken und Schwächen, Interessen und andere Kompetenzfelder: Während der/die eine gerne stundenlang vorliest, bastelt der/die andere lieber mit dem Kind für den Osterbasar. Während der/die eine gerne früh aufsteht, hat der/die andere abends noch Nerven, die Hausaufgaben zu begleiten. Sicherlich hilft es, die Aufgaben nach ihrer Häufigkeit des Auftretens zu kategorisieren. Wenn man sich die Elternarbeit einmal bewusst aufgeteilt hat, dann ist Dankbarkeit kein Thema mehr. Denn plötzlich hilft und unterstützt man sich gegenseitig! Man hat ein gemeinsames Ziel und arbeitet diesem entgegen.
Es geht um Verantwortung
Elternsein bedeutet, dass man Verantwortung übernimmt. Und auch diese muss zwischen den Elternteilen gerecht aufgeteilt werden. Hierzu schreibt beispielsweise Antje Schrupp:
„Bei der Lektüre von „Fritzi und ich“ ist mir (ich bin ja keine Mutter) sehr klar geworden, dass es ein großer Unterschied ist, ob ich jemand anderen beim Kindererziehen unterstütze, selbst wenn ich das in erheblichem Ausmaß tue, oder ob ich die Person bin, an der letztlich alles hängt.“
Ich persönlich habe viele Unsicherheiten in Themen rund um die Elternschaft. In einer Sache aber fühle ich mich zweifelsfrei: Für die Kinder ist es hilfreich mehr als eine Bezugsperson zu haben. In Mutter UND Vater eine verlässliche Person zu finden, kann nur von Vorteil sein.
Wenn man ein gemeinsames Ziel hat …
In diesem Sinne sollten wir Eltern uns bemühen, füreinander da zu sein und zwar zuverlässig in allen Belangen und nicht nur optional. Wir sollten uns nicht messen und alles gegeneinander aufwiegen, sondern im Blick behalten, dass es um die Kinder geht. Um die Kinder, die sich – in der Regel – Vater und Mutter gemeinsam gewünscht haben. Wir müssen verstehen, dass es gleichermaßen um Arbeit und Verantwortung geht, dass die anfallenden Aufgaben immer wieder neu verteilt und ausgehandelt werden müssen. Es bleibt ein Prozess und es sollte immer klar sein: Elternschaft ist eine gemeinsame Angelegenheit.
Weitere Artikel von Patricia
Über die Autorin
Patricia Cammarata (40) lebt mit ihren Kindern in Berlin. Die gelernte Diplom-Psychologin ist hauptberuflich IT-Projektleiterin. Sie bloggt seit über zehn Jahren unter dasnuf.de zu Themen wie Mutter-Sein, Familie, Gesellschaft und Technik und ist damit bekannt geworden. Das liegt nicht zuletzt an ihrem unvergleichlichen Ton, der süffisant und spitz, oft sehr lustig, aber dabei im Kern immer warmherzig ist. Im August 2015 ist ihr Buch Sehr gerne, Mama, Du Arschbombe erschienen. Bild: © Christine Fiedler
Titelbild: © Mat Hayward/Shutterstock.com
- Motivation beim Lernen ist der Schlüssel zum Lernerfolg Ihres Kindes. Zugriff auf über 10.000 Lernvideos und über 44.000 Übungen für alle Klassenstufen gibt's auf sofatutor
- Gehen Sie auf Entdeckungsreise und schauen Sie sich an, was sofatutor für Sie und Ihr Kind anbietet.
- Überzeugen Sie sich selbst und testen Sie sofatutor 30 Tage lang kostenlos.
Weitere Verwandte Artikel
Kommentieren
Ich (als Vater) kann mit diesem Artikel sehr viel anfangen, auch in selbstkritischer Hinsicht. Aber an 2 Sätzen bin ich hängengeblieben: „Unabhängig vom Gehalt und den wöchentlichen Arbeitsstunden der Erwerbsarbeit sollte diese 50/50 geteilt werden.“ Und ein Stück später: „Wie soll ein Elternteil, der am Ende nur 20 Prozent übernimmt, vom Kind oder Partner als gleichwertig empfunden werden?“.
Ehrlich, ich verstehe nicht, wie das gemeint sein soll, denn meiner Meinung nach übernimmt der Elternteil (und es tut nichts zur Sache, ob es sich um die Mutter oder den Vater handelt), der weniger Stunden als der andere Elternteil arbeitet (erwerbstätig ist), ganz automatisch und unvermeidbar einen größeren Anteil an „Elternarbeit“.
Und wenn der Elternteil, der es auf mehr Erwerbsarbeitswochenstunden bringt als der andere, sich in der Zeit ausserhalb der Erwerbstätigkeit aktiv um „Elternarbeit“ annimmt und seinen Part fair übernimmt, wird dieser doch auch als „gleichwertig empfunden“, auch wenn es nicht 50 Prozent sind (sein können).
@me
Ich glaube, die meisten sehen das wie du. Persönlich glaube ich tatsächlich, dass es nicht so ist. Je jünger das Kind ist, desto deutlicher wird das. Wenn der mehrheitlich berufstätige Elternteil z.B. nur abends eine Stunde (und oft ist es so, dass der/diejenige nachts gar nicht übernimmt mit dem Argument, er/sie müsse am nächsten Tag ja arbeiten) seinen Säugling/Baby/Kleinkind übernimmt, dann wird es niemals so sein, dass sich das Kind genauso beruhigen lässt wie vom anderen Elternteil. Das Kind will dann den vertrauteren Elternteil. Das verwächst sich irgendwann je älter das Kind wird und ist nicht mehr so extrem, aber ich glaube, es bleibt da immer ein Ungleichgewicht.
Ich glaube wirklich, dass auch wenn man mehr Wochenstunden arbeitet, dass man sich bemühen kann die Stunden wieder „reinzuholen“ indem man zB bewußt die Abende, Nächte, Morgen, Wochenenden „übernimmt“. Das ist anstrengend (v.a. am Anfang), aber ich glaube langfristig zahlt sich das aus. Das Kind hat dann zwei enge Bezugspersonen und die Elternteile können sich gegenseitig ganz anders entlasten.
. . . Schublade auf, Mann rein, Schublade wieder zu . . .
ich, Mann >50, glaube mit meiner Partnerin auf „Augenhöhe“ zu leben. Beide sind wir berufstätig, nehr als vollzeit und mit mehr als einem Job. Die Kinder, aus unterschiedlichen Familienstrukturen, sind inzwischen fast alle volljährig.
Im Alltag zuhause macht jeder das was er/sie gut kann. Die/der jeweils andere unterstützt soweit er/sie kann und mag den/die jeweils andere(n).
Das alles mit Respekt, liebevollem Umgang, Anerkennung, Wertschätzung und auch hin und wieder konstruktiver Kritik. Klar, da gibt es hier und da mal ‚Ausrutscher‘ und Zoff.
Doch was soll dieser Konkurrenz-Scheiß ?
– den habe ich den wohl mit meiner Ex, die meinem Empfinden nach gluckenhaft als Über-Mutter meine Tochter immer weiter in die Isolation vom Vater ‚zwingt‘ – Ergebnis: Ich erlebe das einst fröhliche Kind zunehmend ängstlicher, von Jahr zu Jahr – und das scheinbar unter der Schirmherrschaft des zuständigen Jugendamtes
– . . . Schublade auf, Kerl rein, Schublade zu . . – auf zur nächsten Generation (ohne Vater)
Ich würde mich sehr freuen, wenn viele betreffende Frauen ihre Scheuklappen ablegen würden, um Männer bemerken zu können, welche nicht wirklich in solche Schubladen passen.
Ach ja, noch ein Punkt, der zumindest mir zu denken gibt, auch wenn es auf dem ersten Blick für einige befremdlich wirken mag:
– 1. Weltkrieg – vorrangig deutsche Männer – die Bösen und die Verlierer
– 2. Weltkrieg – vorrangig deutsche Männer – die Bösen und die Verlierer
– Feminismus (meiner Meinung nach wichtig, notwendig, doch überschwingend)
– vorrangig deutsche Männer – die Bösen und die Verlierer
Generationen von Jungs wuchsen ohne Vater oder mit einem (‚geknickten‘) meist abwesenden, aus welchem Grund auch immer, Vater auf.
-> Nachwirkungen über Generationen hinweg !
Mag sein, dass (noch) viele der von „www.fuckermothers.wordpress.com“ beschriebenen Vertreter herum laufen, mag sein. Ich denke, es gibt zahlreiche Männer mit anderen, wohlzuenden Verhaltensmustern, Man munkelt, Sichtungen würden sich quer durch die Schichrten unserer Gesellschaft ziehen.
Berichte über ’solche‘ motivieren und verändern meiner Meinung nach besser als Negativbeispiele.
In der Familie habe ich die Erfahrung gemacht, dass es nicht darum geht die Zeitdauer möglichst geichmässig verteilt zu wissen.
Meiner Meinung nach ist es wichtig mit Aufmerksamkeit, Bewußtheit und Intensität beim Kind, aber auch beim Partner/Partnerin und sogar grundsätzlich zu sein.
Meine Tochter (12) ist in etwa jedes 2. Wochenende bei mir.
Oft nehme ich dunkle Ringe unter ihren Augen bei der Begrüssung wahr. Dann ist meistens keine Attraktion, sondern vielmehr kuscheln auf dem Sofa mit Buch lesen oder Geschichten hören oder einfach nur abhängen und manchmal Spaziergang durch den Wald angesagt. Obwohl das kurze „Papa-Wochenende“ eigentlich nur aus ein paar ‚Wach-Stunden‘ besteht.
Letztendlich geht es meiner Meinung nach ’neben‘ dem Wohl des Kindes auch um das Wohl des Vaters/der Mutter.
(sich hierauf beziehende, menschenverachtende Kommentare mögen den Raum im www finden, konstruktive Kritik und Meinungsäusserungen lese ich gern)
Herzlichen Gruß
Ulrich Wiebeler
(Mann u. Vater)
Mein Mann und ich sind beide Anfang 50 und haben zwei Töchter im Alter von fast 30 und 12….Leider ist mein Mann überhaupt kein „neuer“ Vater. Trotz der Kinder lebte er immer weiter als hätte er keine. Überstunden ohne Ende und Null Verantwortung für (jetzt noch) ein Kind. Dafür weiss er genau wer Schuld daran ist, weshalb die Kinder nie so richtig warm wurden mit ihrem Vater. Das bin natürlich ich, das kommt von meiner Erziehung. Dabei wünschten wir uns immer Kinder, nach dem Ersten merkte ich aber schnell, dass mein Mann so gar nicht „mitzieht“. Er konnte immer kommen und gehen wie er Lust hatte, ich verlor alle Freundschaften, konnte nicht mehr zum Sport oder auch nur zum Frisuer und musste eine Betreuung organisieren wenn ich dringend zum Eltenabend musste. Mein Mann meinte immer großspurig, dass ich ihn dann ja „nur“ mal fragen müßte. Habe ich auch. Manchmal konnte er auch einspringen (und dafür musste man ihn auch überschwenglich loben), meist aber nicht, da musste ich eben organisieren und für die Kleine war meine großte Tochter dann viel öfter da als der Papa.
Ach ja, ich gehe auch bid auf kurze „Kinderpausen“ in Vollzeit arbeiten und wuppe nebenbei noch Haushalt und Kind. Als die Kleine ungeplant unterwegs war, kriegte ich auch fast die Kriese weil ich genau wusste, was mich erwartet.Und richtig, wie gehabt war und bin ich auf mich allein gestellt. Und solche Väter gibt es auch heute noch viel mehr als man denkt. Wie man im Kollegenkreis hört, rödeln die Frauen alle dreifach und viele Männer meinen, zu Hause ist schön, wenn die Kinder versorgt und im Bett sind, man das Essen serviert kriegt und man den Abend in aller Ruhe mit dem Bierchen vor dem Fernseher verbringt. Leider wird der gutgemeinte Artikel so einen Mann nicht dazu bewegen, dieses bequeme Leben zu überdenken und zu ändern.