Halbjahreszeugnis 2022: So lief es für die Schüler*innen

Kinder die ihr Zeugnis kriegen

Die Winterferien läuten vielerorts das Ende des Halbjahres ein: Schüler*innen aus ganz Deutschland erhalten in diesen Tagen ihr Zwischenzeugnis. Unabhängig von den Noten haben sich in den letzten beiden Pandemiejahren viele Wissenslücken aufgetan. Deutschlands umfangreichste Lernplattform sofatutor hat sich die Daten genauer angeschaut.

Schnelle Orientierung:

Lernrückstände betreffen immer mehr Kinder

Mit den Halbjahreszeugnissen haben Familien eine gute Gelegenheit, ihr Zwischenfazit zu ziehen: Wo läuft es in der Schule gut? Wo braucht mein Kind weitere Unterstützung? Wie soll das zweite Halbjahr gestaltet werden?

Durch die letzten beiden Pandemiejahre ist allerdings klar, dass wohl nicht alle Kinder die Wissensvermittlung und fachliche Ausbildung erhalten konnten, die für sie im Lehrplan vorgesehen war. Eine Umfrage von der Robert-Bosch-Stiftung unter Lehrkräften ermittelte im September 2021, dass wahrscheinlich jedes dritte Kind Lernrückstände hat.

Zeugnis-Einschätzung fällt Eltern und Kindern schwer

Für Familien ist dabei besonders herausfordernd, dass die Noten auf dem Halbjahreszeugnis nur ein stark zusammengefasstes Bild des Leistungsstandes des Kindes bzw. der*des Jugendlichen geben. Sie zeigen nicht, welche Schulthemen besonders Probleme bereiten oder wo die Grundlagen fehlen, um weiteres Wissen aufzubauen. Kinder haben auch oft Schwierigkeiten selbst zu benennen, woran es in einem oder mehreren Fächern hakt. Hier helfen Gespräche mit der Klassenlehrkraft bzw. den Fachlehrkräften und regelmäßige Selbsttests, um die Problemthemen herauszufinden und zu verbessern.

Zwei von drei Bundesländern haben Probleme in Englisch

Die Online-Lernplattform sofatutor hat zu den Halbjahreszeugnissen ausgewertet, in welchen Fächern die Nutzer*innen im ersten Halbjahr 2021/22 (Zeitraum September bis Dezember 2021) die höchste Fehlerquote bei den Online-Übungen aufwiesen. Beim Vergleich der Unterstufen (Klasse 5 und 6) der verschiedenen Bundesländer fällt besonders auf: Englisch ist in 11 von 16 Bundesländern das Fach mit den höchsten Fehlerquoten. Damit haben zwei von drei Bundesländern besonders in Englisch Probleme beim Lösen von Aufgaben.

Mathematik, ein Klassiker bei Verständnisproblemen, ist nur in knapp der Hälfte der Bundesländer (7 von 16) das Fach mit der höchsten Fehlerquote. 

Deutsch als drittes Kernfach ist hingegen kein einziges Mal dominant vertreten, auch wenn vereinzelt Themen knifflig zu lösen waren.

Daneben tauchen in der Gesamtauswertung noch Französisch (Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen) und Geschichte (Sachsen-Anhalt) als Fächer mit den höchsten Fehlerquoten in den Klassenstufen 5 und 6 auf.

Wissensluecken Halbjahreszeugnis 2022 _sofatutor

Um die Fehlerquoten in den Online-Übungen untereinander zu vergleichen, wurden jeweils die 10 Themengebiete mit der höchsten Fehlerquote für ein Bundesland ermittelt und dann mit dem jeweiligen Fach zugeordnet.

In Koblenz lernen die klügsten Schüler*innen

Außerdem wurden die deutschen Großstädte untereinander verglichen. Dafür wurde für alle Online-Übungen aller Klassenstufen und Fächer analysiert, wie gut die Nutzer*innen diese im ersten Halbjahr 2021/22 lösen konnten. Hier landeten die Schüler*innen aus Koblenz im Bundesland Rheinland-Pfalz ganz vorne. Sie konnten die Übungen zu 66,6 Prozent richtig lösen und führen damit die Top 10 der Großstädte an. Ulm (62 %), Regensburg, Göttingen und Moers (alle 61 %) folgen knapp dahinter.

Top 10 Erfolgsquote Halbjahr 2021_2022_sofatutor

Bottrop bildet Schlusslicht

Am anderen Ende der Auswertung unter 80 deutschen Großstädten befindet sich Bottrop in Nordrhein-Westfalen. Die Nutzer*innen konnten die Aufgaben hier im Durchschnitt nur zu 52,4 Prozent richtig lösen. Knapp darüber sind Jena (52,9 %), Wuppertal (54,3 %) und Reutlingen (54,9 %).

Low 10 Erfolgsquote Halbjahr 2021_2022_sofatutor

Lernexpertin gibt Tipps, damit es jetzt besser klappt

Lernexpertin Cara

Cara Gaffrey ist Lehrerin und Lernexpertin bei sofatutor. Sie weiß: „Familien sollten sich von einer oder mehrerer schlechter Noten auf dem Halbjahreszeugnis nicht entmutigen lassen. Gerade jetzt bietet sich die Chance, sich rechtzeitig mit den entstandenen Lernlücken auseinanderzusetzen, ehe sie mit in die nächste Klassenstufe genommen werden.“ Die Lehrerin gibt einige Tipps, die Eltern und Kindern bei der weiteren Planung für das kommende Halbjahr helfen.

5 Tipps von Lehrerin und sofatutor-Lernexpertin Cara für Familien

  1. Tief durchatmen! Auch wenn es frustrierend ist, dass das Zeugnis nicht den Vorstellungen entspricht, sollten Eltern und Kinder nicht streiten, sondern gemeinsam über Lernziele für das zweite Halbjahr nachdenken.
  2. Sprechen Sie mit der Klassenlehrkraft. Gibt es Übersichtslisten zu den Themengebieten aus dem ersten Halbjahr, die Sie mit Ihrem Kind durchgehen können? Haben Sie die Möglichkeit, einige alte Tests zum Üben zu Hause mitzubekommen? Ihre Lehrkraft kann Ihnen bei Fragen zum Stoff weiterhelfen.
  3. Die Stärken nutzen. Ist Ihr Kind eher mündlich stark oder arbeitet es lieber allein und formuliert Gedanken schriftlich? Sprechen Sie auch hier mit der Fachlehrkraft, ob es die Möglichkeit gibt, den Leistungsnachweis auf die Stärken Ihres Kindes anzupassen.
  4. Nicht die Aushilfslehrkraft sein. Eltern haben in den letzten beiden Jahren Außergewöhnliches geleistet. Vielleicht sind Sie dabei auch über Ihre eigenen Grenzen gegangen und haben versucht, Ihrem Kind so gut es geht beim Schulstoff zu helfen. Versuchen Sie sich darauf zu konzentrieren, Ihr Kind beim Finden der richtigen Lernziele und -optionen zu unterstützen und den Druck zu Hause rauszunehmen.
  5. Setzen Sie Schwerpunkte. Ihr Kind kann nicht alles gleichzeitig verstehen. Auch wenn es das gern möchte, sollten Sie sich gemeinsam in überschaubaren zeitlichen Rahmen ein Fach oder Schwerpunktthema suchen, das Ihr Kind verstärkt wiederholen möchte. So helfen Sie, den Lernfrust zu minimieren und Erfolgsmomente zu schaffen.

Titelbild und Grafiken: ©sofatutor.com