Traurig, wütend, verzweifelt – Depressionen bei Kindern erkennen
Wenn ein Kind die Lust am Spielen verliert, ständig müde und weinerlich ist, vermuten die Wenigsten eine Depression. Aber schon Kleinkinder können depressive Episoden haben. Die Symptome sehen anders aus als bei Erwachsenen.
Gerade kleine Kinder können ihre Gefühle noch nicht in passenden Worten ausdrücken. Oder es fällt ihnen noch schwer, die Traurigkeit, Niedergeschlagenheit oder Antriebslosigkeit einzuordnen. Dann klagen sie vielleicht über Kopf- oder Bauchschmerzen. So liegt es oft näher, nach einer physischen, nicht aber nach einer psychischen Ursache zu suchen. Das ist auch der Grund, warum eine Depression bei Klein- und Grundschulkindern schnell übersehen werden kann. Nichtsdestotrotz können bereits Kleinkinder unter depressiven Verstimmungen leiden. Bei Grundschulkindern sind es zwei bis vier Prozent und bei Jugendlichen 14 Prozent der Kinder in Deutschland.
Wie erkennt man Depressionen bei Kindern?
Je jünger die Kinder sind, desto schwieriger ist es, eine Diagnose zu stellen. Aber auch in der Pubertät ist es nicht einfach, zu unterscheiden, ob die Traurigkeit zur normalen Entwicklung gehört oder schon auf eine echte depressive Episode hindeutet. Jedoch gibt es in jedem Alter typische Symptome, die auf eine Depression hinweisen können.
Symptome bei Kleinkindern (ein Jahr bis drei Jahre)
Depressive Kleinkinder leiden häufig an Schlafstörungen und unter Albträumen. Sie essen wenig, sind anhänglich und weinerlich. Oft weisen sie eine verminderte Gestik und Mimik auf und wirken in ihrem ganzen Verhalten sehr teilnahmslos. Auch plötzliche Wutausbrüche in Verbindung mit starkem Weinen können ein Anzeichen sein.
Symptome bei Vorschulkindern (drei bis sechs Jahre)
Auch Vorschulkinder, die unter einer depressiven Verstimmung leiden, schlafen schlecht, essen wenig und klagen häufig über Bauch- und Kopfschmerzen. Entweder sind sie sehr introvertiert, ängstlich und meiden soziale Kontakte, z. B. wollen nicht mit anderen Kindern spielen, oder sie sind launisch und aggressiv – auch anderen Kindern gegenüber.
Symptome bei Schulkindern (ab ca. sechs Jahren)
Depressive Schulkinder verlieren ganz plötzlich den Spaß an Dingen, an denen sie eigentlich Freude hatten. Sie wirken ständig niedergeschlagen, sind traurig, ängstlich, sehr selbstkritisch und leiden unter nicht erklärbaren Schuldgefühlen. Da sie viel grübeln und schlecht schlafen, sinkt ihre Konzentrationsfähigkeit, was sich in schulischen Leistungen widerspiegeln kann. Auch eine Essstörung kann die Auswirkung einer Depression sein. Außerdem fühlen sich viele depressive Schulkinder von ihren Eltern vernachlässigt.
Symptome bei Teenagern (ab ca. 12 Jahren)
In der Pubertät sind Stimmungsschwankungen normal. Sie gehören zur Entwicklung dazu und verschwinden irgendwann wieder. Doch depressive Teenager wirken darüber hinaus sehr teilnahmslos, verzweifelt oder auch sehr ängstlich. Da sie wenig Selbstvertrauen aufweisen und sehr nachdenklich sind, entziehen sich häufig sozialen Kontakten. Depressive Teenager neigen dazu, ihre Traurigkeit und Verzweiflung mit Alkohol und Drogen zu betäuben, sich selbst zu verletzen, z. B. durch Ritzen, und/oder weisen eine Essstörung auf, z. B. Magersucht oder Bulimie.
Was können die Ursachen sein?
Eine Depression entsteht meistens aus einem Zusammenspiel mehrerer Faktoren: Neben genetischer Veranlagung oder neurobiologischen Störungen begünstigen auch psychosoziale Faktoren, z. B. Probleme in der Familie, Schule oder im Freundeskreis, eine Erkrankung. Besonders häufig geht einer depressiven Episode bei Kindern eine Scheidung der Eltern voraus und das damit oft zusammenhängende Fehlen eines Elternteils. Auch der Tod oder eine physische oder psychische Krankheit einer wichtigen Person sowie häufiger Streit zwischen den Eltern bzw. in der Familie können Ursachen sein. Vernachlässigung und Misshandlung sowie traumatische Erlebnisse, z. B. durch Krieg und Flucht, führen meist zu einer depressiven Erkrankung. Aber auch Mobbing, zu hoher Leistungsdruck und Hochbegabung werden häufig als Ursachen einer Depression bei Kindern und Jugendlichen genannt.
Was kann man bei Depressionen tun?
Bei einem Verdacht sollten Eltern möglichst schnell professionelle Hilfe suchen. Hier bieten sich Familien- oder Jugendberatungsstellen an. Auch der Hausarzt bzw. die Hausärztin kann als erste Anlaufstelle dienen und eine Therapie durch einen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten bzw. einer Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin in die Wege leiten.
Titelbild: © Kamira/shutterstock.com
- Motivation beim Lernen ist der Schlüssel zum Lernerfolg Ihres Kindes. Zugriff auf über 10.000 Lernvideos und über 44.000 Übungen für alle Klassenstufen gibt's auf sofatutor
- Gehen Sie auf Entdeckungsreise und schauen Sie sich an, was sofatutor für Sie und Ihr Kind anbietet.
- Überzeugen Sie sich selbst und testen Sie sofatutor 30 Tage lang kostenlos.
Weitere Verwandte Artikel