Außergewöhnliche Berufe: Interview mit einem Quizfragenerfinder

Womit ist in der Regel eine Person gemeint? A. Sturzhelm; B. Sonnenhut; C. Sturmhaube; D. Schlafmütze.


Antwort D? Richtig! Würdest du jetzt bei Wer wird Millionär auf dem Stuhl sitzen, hättest du 100 € gewonnen. Weit über 25.000 solcher Fragen wurden in den letzten 14 Jahren bei der Quizsendung gestellt. Doch wer denkt sich die eigentlich aus? Wir haben mit einem Quizfragenerfinder gesprochen.

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Herr Schnieders, Sie sind vom Beruf Quizfragenerfinder. Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?

Carsten Schnieders: „Ich arbeite bei der Fragenschmiede Mind The Company in Köln. Wir erfinden Fragen unter anderem für Wer wird Millionär, Die Quizshow, 5 gegen Jauch und 17 Meter. Von außen betrachtet ist das alles relativ langweilig. Wir sind den ganzen Tag am Rechner damit beschäftigt, Fragen zu schreiben, wenn einem gerade eine einfällt, oder die Fragen der anderen Mitarbeiter auf Richtigkeit zu überprüfen.

Zur Vorauswahl gibt es interne Konferenzen, wo wir die Fragen durchgehen und schauen, zu welchem Fernsehformat die Fragen passen würden. Gemeinsam überlegen wir auch, wie man die Fragen ein bisschen netter formulieren könnte.

Außerdem ist immer jemand von uns bei den Quizaufzeichnungen zur Betreuung im Studio.”

Wie wird man Quizfragenerfinder?

Carsten Schnieders: „Bei mir war es Zufall: Ich habe vorher bei diversen Unterhaltungsformaten, z. B. Talkshows, gearbeitet. Wie es so im Fernsehen ist, werden Sendungen irgendwann eingestellt. Mich hat dann ein früherer Kollege gefragt, der bei Mind The Company arbeitete, ob ich mir vorstellen könnte, in einer Fragenschmiede anzufangen. So wurde ich zum Quizfragenerfinder.”

Gibt es eine Ausbildung dazu?

Carsten Schnieders: „Nein, es gibt keine Ausbildung und auch keinen geraden Weg, der zu diesem Beruf führt. Es passiert einem einfach. Mittlerweile kann man es vielleicht als direktes Ziel mal ausprobieren. Aber als ich vor zehn Jahren angefangen habe, wusste ich gar nicht, dass es so einen Beruf überhaupt gibt.

Eine grundsätzliche Vorraussetzung ist ein Studium. Alle meine Kollegen haben ein abgeschlossenes Studium. Ich habe ein Volontariat beim Hörfunk gemacht.”

Haben Sie ein Lieblingsthema? Sind Sie auf ein Thema spezialisiert?

Carsten Schnieders: „Es gibt keine Themen, die nur von bestimmten Leuten bearbeitet werden. Natürlich gibt es Lieblingsthemen von einzelnen Autoren. Aber es gibt keine Spezialisation. Jeder schreibt, was ihm gerade einfällt. Und dann muss geguckt werden: Gab es die Frage schon? Oder kann man sich die Antwort durch eine Frage, die wir schon mal gestellt haben, erschließen?

Ich schreibe gerne Fragen aus dem Entertainment, Film, Musik, Zoologie. Eigentlich gibt es weniges, was ich nicht mache. Außer Sport, das ist ein Thema, das mich wenig interessiert. Da schreibe ich dann keine Fragen, weil mir dazu auch nichts einfällt. Aber eigentlich bin ich breit interessiert und das ist auch eine sehr hilfreiche Eigenschaft in diesem Beruf.”

Was machen Sie, wenn Ihnen mal keine Frage einfallen möchte?

Carsten Schnieders: „Wenn einem nichts einfällt, dann fällt einem nichts ein. Das ist nun mal so. Dann muss man sich mit anderen Sachen beschäftigen, die auch gemacht werden müssen, z. B. Fragen der Kollegen checken. Der kreative Teil ist nur ein Teilbereich von dem, was wir hier tun.

Fragen ausdenken kann man schlecht auf Knopfdruck. Sich einfach hinsetzen und anfangen, ist schwierig. Am besten ist es, wenn man schon mit einer Frage oder einer Idee zur Arbeit kommt, z. B. wenn einem auf dem Weg zur Arbeit oder auch am Vorabend etwas aufgefallen ist. Die Ideen liegen ja quasi auf der Straße.”

Lösen Sie selbst gerne Quizfragen?

Carsten Schnieders: „Ich schaue mir manchmal Quizshows an. Das ist aber privat nicht meine allergrößte Leidenschaft. Dabei kann ich auch schlecht entspannen, weil ich die ganze Zeit überlege, wie wir die Fragen gestellt hätten oder ob man das noch besser machen hätte können.”

Können Sie eigentlich nach Feierabend abschalten oder sind Sie unbewusst die ganze Zeit auf der Suche nach Fragen?

Carsten Schnieders: „Ja, das lässt sich nach so vielen Jahren nicht mehr abschalten. Ich bin in meiner Wahrnehmung schon darauf programmiert, wenn ich irgendetwas lese oder irgendetwas im Fernsehen sehe. Wenn ich z. B. einen interessanten Begriff sehe, der eine Doppeldeutung hat, dann merke ich mir ihn für den nächsten Tag im Büro.”

Was war das Lustigste, das Ihnen in Ihrem Beruf widerfahren ist?

Carsten Schnieders: „Wir hatten mal jemanden hier zu Besuch, der gefragt hat, wo denn der Computer stehe, der die Fragen schreibt.”

Wie reagieren Leute darauf, wenn Sie sagen, Sie sind Quizfragenerfinder?

Carsten Schnieders: „Es ist ein außergewöhnlicher Beruf, so stoße ich immer auf viel Interesse. Die Leute stellen es sich spannender vor, als es tatsächlich ist. Sie wollen oft wissen, wie es hinter den Kulissen im Studio sei, ob die Moderatoren nett wären.”

Was wollten Sie als Kind mal werden?

Carsten Schnieders: „Tierarzt. Aber dann wurde schnell klar, dass es irgendwas mit Fernsehen sein sollte oder Hörfunk. Ich habe lange beim Radio gearbeitet.”

Was können Sie Schülern empfehlen, die mit der Idee spielen, Quizfragenerfinder zu werden?

Carsten Schnieders: „Es gibt, wie gesagt, keinen geraden Weg, der zu dem Beruf hinführt. Man sollte sich erst einmal ein Studium aussuchen, das mit Journalismus oder Fernsehen zu tun hat. Eine journalistische Ausbildung, bei der man lernt, wie man recherchiert, ist schon ganz wichtig. Wir müssen sehr darauf achten, dass Fragen 100% richtig und nicht zwei Antworten möglich sind. Das ist ein unglaublicher Rechercheaufwand.

Und dann muss man sich eben vorarbeiten. Beim Fernsehen läuft das über Praktika. Man darf das Ziel nicht aus den Augen verlieren und muss sich dort bewerben, wo Quizshows produziert werden.”

 

Titelbild: ©privat & ©iStock.com/AnatolyTiplyashin

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