Außergewöhnliche Berufe: Ein Interview mit einem Foodstylisten

Die Tiefkühlpizza in der Werbung sieht sehr verlockend aus und auch der Erdbeerjoghurt lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. Dafür, dass das Essen in der Werbung so lecker aussieht, ist Foodstylist Tino Kalning verantwortlich. Der gelernte Koch und leidenschaftliche Fotograf vereinte seine zwei Talente und „stylt“ nun Lebensmittel für Kochbücher, Filme und Werbungen. Wir haben mit ihm über seinen Berufsalltag gesprochen und dabei auch gleich Hunger bekommen.

So klappt's mit dem Lernen – jetzt im Video anschauen!

Sie sind von Beruf Foodstylist. Können Sie kurz erklären, was ein Foodstylist macht?

Tino Kalning: „Der Begriff „Foodstylist“ stammt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie „Herausputzen von Lebensmitteln“. Da sich Lebensmittel unbehandelt für Foto- oder Filmaufnahmen nicht eignen, ist es die Aufgabe des Foodstylisten, sie kameragerecht zu stylen. Ich werde von Kunden aus der Werbung gebucht, um Lebensmittel aber auch Getränke und Pflanzen so in Szene zu setzen, dass sie perfekt aussehen. Oft sind dafür einige Tricks notwendig. Rezeptentwicklungen, Bestellungen und der Einkauf von frischen Lebensmitteln gehören aber auch zu meinen Aufgaben.“

Wie wird man Foodstylist? Gibt es eine Ausbildung dazu?

Tino Kalning: „Eine Ausbildung für diesen Beruf gibt es nicht. Von Vorteil ist es, eine Ausbildung als Koch, Konditor oder ein Studium als Ernährungswissenschaftler absolviert zu haben. Das sind die
klassischen Einstiege, um in diesem Beruf zu arbeiten.

Ich selbst habe eine Ausbildung zum Koch absolviert und lange in verschiedenen Sternerestaurants gearbeitet. Durch das jahrelange Kochen auf Spitzenniveau konnte ich mir viele Kenntnisse, Tipps und Tricks im Umgang mit Lebensmitteln aneignen, die mir heute sehr hilfreich sind.“

Wann und wodurch sind Sie auf die Idee gekommen, Foodstylist zu werden?

Tino Kalning: „Ich habe mich schon immer für die Fotografie interessiert. Im Jahr 2000 absolvierte ich während der Betriebsferien ein Praktikum bei einem Fotografen. Dort traf ich auf einen Foodstylisten und war sofort von dessen Arbeitsfeld begeistert. Zum Glück war es möglich, ihn ein halbes Jahr als Assistent zu begleiten. Ich war fest entschlossen, Foodstylist zu werden und machte mich zwei Jahre später selbstständig. Seit 2002 arbeite ich nun in diesem Beruf.“

Was muss man als Foodstylist besonders gut können?

Tino Kalning: „Ein gutes Empfinden für Farben, Formen und Proportionen ist wichtig. Kreativ sollte man sein. Dann natürlich Interesse am Umgang mit Lebensmitteln und Spaß am Kochen. Es kann sehr lange dauern, ein Gericht so zu fotografieren, bis alle Beteiligten zufrieden sind. Deshalb ist auch viel Geduld und das Streben nach Perfektion gefragt.“

Was ist das Schönste an Ihrem Beruf? Was das Schwierigste?

Tino Kalning: „Das Schönste ist, dass es nie langweilig wird. Jeder Auftrag ist anders und man steht immer wieder vor neuen Herausforderungen. Wenn alles gut läuft, hat man am Ende des Tages ein kleines Kunstwerk geschaffen.

Das Schwierigste ist die Selbstständigkeit. Aufträge gibt es genug, jedoch kann man sich nie 100%ig sicher sein, dass das auch in Zukunft so sein wird. Aber das gilt ja leider für viele Berufe.“

Was war das spannendste, aufregendste Projekt, an dem Sie je gearbeitet haben?

Tino Kalning: „Das kann ich gar nicht so genau sagen. Das Spannende ist die Abwechslung. Ob es nun Filmproduktionen, Fotoshootings oder Kochbücher sind, jedes neue Projekt ist spannend.“

Haben Sie eine lustige Anekdote?

Tino Kalning: „Hin und wieder muss ich Dummies anfertigen. Für einen Auftrag wurden Kirschen und schwarze Johannisbeeren benötigt, die es im Winter aber nirgendwo zu kaufen gab. Also stellte ich sie naturgetreu aus Knete und Latex her. Am Ende des Shootings kam die Frau des Fotografen ins Studio, sah die Kirschen und steckte sich tatsächlich eine davon in den Mund. Das war eine lustige Situation und gleichzeitig ein schönes Kompliment für meine Arbeit.“

Wie viele Foodstylisten gibt es in Deutschland. Ist es ein üblicher Beruf?

Tino Kalning: „Ein üblicher Beruf ist es nicht. Im Gegenteil, er ist eher selten. Das liegt auch daran, dass es keine Ausbildung gibt und der Weg zum Foodstylisten oft über Umwege führt. In Deutschland arbeiten so um die 80 Foodstylisten.“

Was war Ihr Traumberuf als Kind?

Tino Kalning: „Da ich aus dem schönen Spreewald komme und schon immer gerne in der Natur war, wollte ich als kleiner Junge Kahnfahrer werden.“

Was würden Sie Schülerinnen und Schülern empfehlen, die mit der Idee spielen, Foodstylist zu werden?

Tino Kalning: „Ich freue mich, wenn Schülerinnen un Schülern Interesse an dem Beruf des Foodstylisten haben. Immer wieder habe ich Schülerinnen und Schüler, die mich zu Jobs begleiten, ein paar Tage bei mir mitlaufen oder ein Praktikum absolvieren. So können sie sich selbst ein Bild machen und entscheiden, ob dieser Beruf etwas für sie ist.“

Mehr über Tino Kalning und seinen Beruf erfährst du auf seinem Blog.

Titelbild: ©privat & ©iStock.com/AnatolyTiplyashin

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