Coming-out: Ich bin schwul! Ich bin lesbisch! – was nun?

Der Unterschied zwischen homo-, bi- oder heterosexuellen Jugendlichen ist nicht groß: Jede Umarmung und jeder Kuss sind ein Outing – egal, wen man liebt.

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Inneres vs. äußeres Coming-out

„Es ist wichtig, sich zuerst selbst zu akzeptieren“, sagt René Mertens. Als Mitglied im deutschen Lesben- und Schwulenverband (LSVD) spricht er aus Erfahrung. Für ihn gibt es einen Unterschied zwischen dem inneren und dem äußeren Coming-out: „Viele Menschen wissen bereits seit Jahren, dass sie schwul, lesbisch oder bisexuell sind. Es nach außen zu tragen, ist eine ganz andere Sache. Da haben viele Angst, negative Kommentare zu bekommen“, ergänzt er.

Der wichtigste Schritt: sich selbst lieben

Das innere Coming-out beschreibt also die Akzeptanz, sich selbst zu lieben und zu verstehen, dass man ganz normal und die Sexualität ein Teil der eigenen Identität ist. Sie gehört zur Person wie die Augen- oder die Haarfarbe und bildet sich in der Pubertät aus. „Das innere Coming-out ist meiner Meinung nach sogar noch wichtiger als das äußere Coming-out“, stellt Mertens fest.
Beim äußeren Coming-out informiert man im nächsten Schritt einen engen Freund oder enge Freundin und kann mit deren Hilfe die weiteren Schritte planen. Diese sind jedoch ganz individuell.

Wie sage ich meinem Umfeld, dass ich schwul bzw. lesbisch bin?

„Das hängt natürlich immer von der jeweiligen Situation ab“, so Mertens. Viele homosexuelle Kinder und Jugendliche überlegen lange, ehe sie sich ihren Eltern oder Geschwistern gegenüber outen. Dabei schwingen viele Ängste und Sorgen mit. „Meistens ist es dann gar nicht so schlimm, wie man befürchtet“, beruhigt Mertens. Die Eltern merken zumeist bereits früh, dass man eine gleichgeschlechtliche Neigung hat. Daher sind sie nicht überrascht, wollen aber auch nicht drängen und warten ab, bis man selbst bereit ist, sich zu öffnen.

Coming-out in der Schule

In der Schule könne es schwieriger sein, gibt der Experte des Schwulen- und Lesbenverbands zu: „Wenn man auf dem Schulhof hört, ‚du schwule Sau‘ oder ‚du alte Lesbe!‘ kann das einschüchternd sein.“ Da sei man automatisch gehemmt, sich den Mitschülerinnen und Mitschülern zu öffnen. Am besten redet man mit einem Vertrauenslehrer oder einer Vertrauenslehrerin. Vielleicht gibt es auch unter den Lehrkräften eine offen homosexuelle Person, dann bietet sich ein Gespräch unter vier Augen an. Wem das zu aufregend ist, kann seine beste Freundin oder seinen besten Freund mit ins Gespräch nehmen. So bleibt man ruhiger.

Wohin kann ich mich wenden, wenn ich nicht weiß, wie ich vorgehen soll?

„Wir haben in jeder größeren Region Landesverbände, die auch Jugendgruppen haben, in denen man Gleichgesinnte trifft“, rät René Mertens. Familienberatungen, wie pro familia, decken das Thema Homosexualität ebenfalls ab und können weitere Tipps geben, wie man sich outet. René Mertens gibt zu bedenken: „Ein Outing findet eigentlich immer statt. Egal, ob ich das Foto meines Freundes auf dem Handy oder auf dem Schreibtisch habe. Oder auf der Straße, wenn ich mit meiner Freundin Hand in Hand laufe oder meinen Freund küsse, während ich ihn vom Bahnhof abhole, oute ich mich. Egal, ob ich schwul, lesbisch, bisexuell oder heterosexuell bin.“


Titelbild: © Olesia Bilkei/shutterstock.com

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