Das Einhorn-Fieber: Woher kommt es und was soll es?
Es ist rosa, es glitzert und es ist überall: Das Einhorn ist kaum aufzuhalten. Wie fing das alles an und warum eigentlich? Ein Erklärungsversuch.
Von der Bratwurst und dem Toilettenpapier mit Einhorn-Touch
Einhörner sind Fabelwesen. Als Pferd mit einem Horn in der Mitte der Stirn wurden sie bereits im Mittelalter bekannt und sollten Wunder vollbringen. Gesehen hat sie noch nie jemand in freier Wildbahn. Dabei sind sie heutzutage überall sonst zu finden: Von Duschgel- oder Waffelpackungen bis zu Pyjamas. Sogar rosafarbene Einhorn-Bratwurst gibt es in Supermärkten zu kaufen. Die Supermarktkette Edeka brachte kürzlich sogar Toilettenpapier mit Einhorn-Aufdruck in die Läden. Es scheint, als gäbe es von wirklich jedem alltäglichen Gebrauchsgegenstand eine magische Einhorn-Variante, die bunt ist und glitzert. Wie ist das wohl passiert?
Wie alles begann
Als 1982 der Zeichentrickfilm „Das letzte Einhorn“ erschien, konnte zwar noch keiner ahnen, wie groß der Einhorn-Hype mal werden wird, aber schon damals begeisterte das Fabeltier Kinder wie Erwachsene. Lange Jahre schlummerte das Einhorn daraufhin als einfaches Kuscheltier in Kinderschlafzimmern. Als dann der Schokoladenhersteller Ritter Sport im Herbst 2016 eine limitierte Einhorn-Schokoladentafel auf den Markt brachte, brach das Einhorn-Fieber aus. Die Schokoladentafel in pinkfarbener Glitzer-Verpackung wurde zum absoluten Kassenschlager: Innerhalb weniger Minuten waren alle Tafeln vergriffen, auf der Onlineplattform Ebay wurden die Tafeln für teilweise über 100 Euro plus Versandkosten verkauft. Klar, Einhörner gelten als scheu und selten, sie glitzern und könnten Wunder vollbringen. Kein Wunder also, dass alle ein bisschen Magie und ein süßes Einhorn haben wollten.
Selbst zum Einhorn werden
Darauf reagierten dann auch andere Produkthersteller. Mittlerweile könnte man sich – wenn man will – zu Hause eine ganz eigene Einhorn-Welt erschaffen, komplett aus Gebrauchsgegenständen, die mit Einhörnern verziert sind. Und wem das noch nicht magisch genug ist: Du kannst immer noch selbst zum Einhorn werden. In New York gibt es nämlich mittlerweile einen Laden, in dem man sich eigene Einhorn-Hörner kaufen und auf den Kopf setzen kann. So einfach wird man selbst zum Fabelwesen! Die Kaffeehaus-Kette Starbucks brachte in diesem Jahr für einige Tage einen pinkfarbenen „Unicorn Frappuccino“ heraus, der beim Trinken die Farbe und den Geschmack wechselte. Und auf Instagram zeigt der Hashtag #unicorn fast sechs Millionen Beiträge, #unicornhair, also der Trend sich seine Haare in Einhorn-Farben zu färben, hat rund eine halbe Million Beiträge. Bunter geht’s nicht!
Und was soll das alles?
Warum genau das Einhorn so eine Begeisterung auslöst, ist nicht ganz aufzuklären. Muss man aber vielleicht auch nicht: Wir alle sehnen uns schließlich nach einer heilen Welt, in der das Gute über das Böse siegt und die Dinge simpel sind. Fabelwesen wie Einhörner vermitteln uns genau das: Glitzer, Magie und Wunder. Eine Zeit lang war die Hello Kitty-Katze das absolute Kult-Objekt, nun ist es das Einhorn.
Welches Fabeltier als nächstes einen solchen Hype auslöst? Vielleicht ja Drachen oder ein anderes Fabelwesen. Experten sind jedoch sicher: Der Einhorn-Trend ist bald wieder vorbei. Aufgrund der Fülle an Angeboten in den Läden verlieren die Kundinnen und Kunden automatisch das Interesse, meinen Trendforscher. Noch stehen die süßen Fabeltiere aber in jedem Regal und versprühen weiterhin Glitzer, wohin man blickt. Und wer weiß: Vielleicht bringen die Fantasie-Einhörner in den Supermärkten und Drogerieläden ja wirklich Glück und wir sehen mal ein echtes. Bis dahin essen wir einfach Einhorn-Schokolade.
Über die Autorin
Yasmin P. ist in Berlin geboren und aufgewachsen, hat Islamwissenschaft studiert, arbeitet als freie Autorin und Journalistin. Neben Sprachen interessiert sie sich vor allem für Kultur, Musik und alles, was den Menschen noch so bewegt. Bild: © Alicia Kassebohm
Titelbild: © nata_nytiaga/shutterstock.com
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