Außergewöhnliche Berufe: Interview mit einem Warm-Upper
Christian Oberfuchshuber ist bei allen großen Fernsehshows wie Germanys next Topmodel, Fashion Hero oder The Voice live dabei. Wenn er auftritt, lacht, klatscht und tobt das Publikum. Ihr habt ihn noch bei keiner Show im Fernsehen gesehen? Das kann gut sein. Er steht – wenn er nicht gerade als Moderator arbeitet – hinter der Kamera. Er ist sozusagen der Dirigent des Publikums – einer der gefragtesten Warm-Upper Deutschlands. Wir haben uns mit ihm über seinen schwierigen Beruf, Rampensäue und pinkelnde Damen unterhalten.
Herr Oberfuchshuber, Sie sind von Beruf Warm-Upper. Was sind Ihre Aufgaben während einer Fernsehaufzeichnung?
Christian Oberfuchshuber: „Ich bin für die gute Stimmung des Publikums im Studio verantwortlich. Das heißt, ich komme vor der Aufzeichnung einer Fernsehshow auf die Bühne und verbreite mit Sprüchen und Witzen gute Laune im Publikum. Währenddessen sind die Kameras auf die Zuschauer gerichtet. Die vor der Show erzeugten Bilder des klatschenden und lachenden Publikums werden dann in die tatsächliche Show hineingeschnitten.
Außerdem kläre ich die Leute mit lustigen Sprüchen darüber auf, wie sie sich während der Sendung verhalten sollen oder probe mit ihnen bestimmte Reaktionen ein.“
Das heißt, Sie verlassen das Studio, sobald der Moderator oder die Moderatorin auftritt und die Show beginnt?
Christian Oberfuchshuber: „Nein, ich bin während der gesamten Aufzeichnung im Studio und stehe am Rand, um dem Publikum Zeichen zu geben, wann sie wie reagieren sollen. Das bedeutet auch, dass ich, sobald ich die Bühne betrete, die Menschen in meinen Bann ziehen muss, damit ich sie während der Show lenken kann.“
Wollten Sie schon als Kind Warm-Upper werden?
Christian Oberfuchshuber: „Als Kind wollte ich Busfahrer werden. Den Beruf fand ich irgendwie toll. Später wurde dann der Wunsch immer größer, in der Medienbranche zu arbeiten.“
Wie sind Sie dann zum Beruf des Warm-Upper gekommen?
Christian Oberfuchshuber: „Mit 15 habe ich mir das erste Mal eine Fernsehshow im Studio angesehen. Vera Int-Veen hat das Warm-Up gemacht. Schon in der Schule war ich der Klassenclown und hatte Spaß daran, Menschen zum Lachen zu bringen. So dachte ich mir damals also: „Das kann ich auch!“
Da ich aber aus einem kleinen Dorf in Bayern komme, wo die Medienbranche so gar nicht vertreten ist, habe ich nach der Schule erst einmal eine Ausbildung zum Hotelfachmann gemacht.
Später zog es mich in die Medienstadt Köln. Dort habe mich bei verschiedenen Castingagenturen vorgestellt. Ich hatte Glück, da gerade die Hochzeit der Game- und Talksshows anlief und jeder, der einigermaßen geradeaus in ein Mikrofon sprechen konnte, mit Kusshand genommen wurde. So bekam ich tatsächlich eines Tages den Anruf, dass ein Warm-Upper für eine Talkshow gesucht wird. Das war der Anfang.“
Also kann man keine Ausbildung zum Warm-Upper machen?
Christian Oberfuchshuber: „Nein, es gibt zwar Moderationskurse, aber der Beruf Warm-Upper kann nicht erlernt werden.
Als Warm-Upper muss man eine Rampensau sein und Spaß daran haben, Leute zu animieren und zu unterhalten. Außerdem braucht man für diesen Beruf eine Handvoll Witz, Spontanität und ein Feeling für Shows. Das hat man oder eben nicht.“
Sie heizen die unterschiedlichsten Menschen an: Ältere, Jüngere, kleine Gruppen, riesige Stadien voller Menschen. Welches Publikum ist am leichtesten zu animieren?
Christiane Oberfuchshuber: „Ein großes Publikum zum Mitmachen zu animieren, ist einfacher als eine Gruppe von 40 Leuten. Die Leute in kleineren Gruppen trauen sich oft nicht, laut loszulachen.
Außerdem liebe ich das ältere Publikum. Sie sind immer offen für alles und von Anfang an mit Freude dabei. Ich mache z. B. jedes Jahr das Warm-Up für „Heiligabend mit Carmen Nebel”. Hier brauche ich nur auf die Bühne zu kommen und „Oh du Fröhliche“ anzustimmen, und sofort singt und schaukelt das gesamte Publikum mit. Auch wenn ich während eines Warm-Ups ins Publikum gehe und Leute direkt anspreche, sind es meistens die Frauen zwischen 50 und 60, die für jeden Spaß und für jedes witzige Gespräch zu haben sind.“
Und was ist das Schwierigste an Ihrem Job?
Christian Oberfuchshuber: „Die Leute bei einer vierstündigen Aufzeichnung bei Laune zu halten. Das ist wirklich anstrengend und zerrt an den Nerven. Manchmal verteilen wir dann auch Süßigkeiten im Publikum, das kommt immer sehr gut an.“
Sie arbeiten nun schon 15 Jahre als Warm-Upper. Wie feiern Sie dieses Jubiläum?
Christian Oberfuchshuber: „Ich habe mir in diesem Jahr eine Warm-Up-Show in Amerika gegönnt. Ich kenne dort viele Warm-Upper, da ich mir dort im Sommer immer mal die eine oder andere Show ansehe. So habe ich zusammen mit den dortigen Warm-Uppern das Publikum der Show „Late Night mit Jimmy Fallon” angeheizt.“
Haben Sie schon einmal etwas Lustiges während einer Aufzeichnung mitbekommen, mit dem Sie nicht gerechnet hätten?
Christian Oberfuchshuber: „Da gibt es einiges. Ich muss z. B. vor jeder Aufzeichnung den Leuten mitteilen, dass sie während der Show das Studio nicht verlassen dürfen. Ich sage dann immer: „Wenn Sie auf die Toilette müssen, haben Sie Pech gehabt, die Türen sind jetzt verschlossen. Wenn Sie wirklich dringend müssen, dann lassen Sie es einfach laufen.“ Bei einer Sendung hat eine Dame diesen Spruch leider wörtlich genommen und es laufen lassen. Nachdem das Publikum das Studio verlassen hatte, konnte man die Bescherung sehen: Das eigentlich hellgraue Sitzpolster war dort, wo die Dame saß, nicht mehr hell- sondern dunkelgrau.“
Was würden Sie jemandem raten, der Warm-Upper werden möchte?
Christian Oberfuchshuber: „Das werde ich oft gefragt und ich bekomme viele Mails von Menschen, die Warm-Upper werden möchten. Aber ich muss sagen: Der Beruf ist wirklich nicht einfach. Viele Leute meinen, wenn sie in einer geselligen Runde mit ihren Witzen gut ankommen, sind sie die geborenen Entertainer. Aber zu dem Beruf gehört viel mehr.
Weil ich zeigen wollte, wie schwierig der Job ist, habe ich vor drei Jahren mit RTL Punkt 12 ein Warm-Upper-Casting veranstaltet. Der Gewinner durfte mit mir das Publikum der Comet-Verleihung anheizen. Nachher sagte er zu mir: „Boah, das ist ja sauschwer, die Leute bei Laune zu halten! Das hätte ich nicht gedacht.“
Erschwerend kommt hinzu, dass es fast unmöglich ist, in die Branche hineinzukommen. Alles in den Medien läuft über Kontakte. Es gibt nur zehn hauptberufliche Warm-Upper in Deutschland und die Produktionsfirmen haben ihre Lieblings-Warm-Upper, die sie immer wieder buchen. Damit ist der Markt aufgeteilt und abgedeckt. Für Neue gibt es somit kaum eine Chance sich auszuprobieren. Aber ich sage immer: Nichts ist unmöglich!“
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