Die Prenzlschwäbin und der ganz normale Wahnsinn
Mit ihren Videos begeistert „Die Prenzlschwäbin“ bei YouTube Tausende. Im Interview verriet die zweifache Mutter und Schauspielerin, wie der perfekte Sonntag für sie aussieht.
„Die Prenzlschwäbin“ heißt eigentlich Bärbel Stolz, ist Schauspielerin und bald auch Buchautorin. Seit 20 Jahren wohnt sie mittlerweile in Berlin. Sie kennt beide Welten: Das Leben auf dem Dorf und die Hektik der Großstadt. Ihre Darstellung einer Szenemutter im Prenzlauer Berg zwischen Soja-Latte und Impfpartys trifft den Nerv der Zeit. Wir sprachen mit ihr über das Leben zwischen Karriere, Familie und Selbstverwirklichung.
Liebe Bärbel, dein Video „Shit Prenzlschwaben say“ wurde über eine Million mal angeschaut. Wie erklärst du dir diesen Erfolg?
Bärbel: „Zum einen baute sich die Reichweite des Kanals bereits seit über einem Jahr auf. Solange produziere ich mit meinem Mann und meinem Bruder schon Videos für ‚Die Prenzlschwäbin‘. Das Video ‚Shit Prenzlschwaben say‘ haben wir außerdem direkt bei Facebook hochgeladen, sodass es leichter geteilt werden konnte. Dazu kam noch, dass das Zeit-Magazin und die Süddeutsche das Video posteten. Dadurch war die Reichweite riesengroß.“
Du wolltest mit der Figur dein schauspielerisches Repertoire zeigen. Spricht aus deiner Charakterbeschreibung mehr das Unverständnis gegenüber den Prenzlschwaben oder zeigst du damit Solidarität?
Bärbel: „Diese Figur ist eine Karikatur. Für mich ist es beides – Unverständnis und Solidarität. Ich trage Teile der ‚Prenzlschwäbin‘ in mir, die ich lange verleugnet habe. (lacht.) Mittlerweile kann ich mich mit ihnen anfreunden.Teilweise sind es aber auch überzeichnete Eigenschaften von Menschen, die mir begegnen, bei denen es mich schaudert. – Das müssen nicht unbedingt nur Schwaben sein! (lacht.)“
Wie viel Wahrheit steckt deiner Meinung nach in der Figur der „Prenzlschwäbin“?
Bärbel: „Es ist die Realität auf die Spitze getrieben. Aber bei jedem Clip gibt es jemanden, der meint, dass es genau so wirklich sei. Man kann sich nichts ausdenken, was schräger ist, als die Wirklichkeit.“
Wärst du für die Baden-Württembergisierung des Prenzlauer Bergs?
Bärbel: „Ja, unbedingt. Mit Grenzkontrollen und allem, was dazugehört. (lacht.) Nein, das will ich natürlich überhaupt nicht! Ich bin selbst nach Berlin gekommen, um mich unter die Berliner zu mischen und eine Weltbürgerin zu werden. In meinem Freundeskreis durchmischen sich Berliner und Nicht-Berliner gut.“
Ein anderes Thema: Als Mutter von zwei kleinen Kindern kennst du die Stolperfallen, in die man als Eltern gerne tritt. Worauf achtest du bei der Erziehung deiner Kinder besonders?
Bärbel: „Ich versuche, konsequent zu sein. Dass das, was ich gesagt habe, auch gilt. Man muss nicht immer der beste Freund des Kindes sein.
Wichtig ist mir außerdem, dass sie erstmal wenig mit dem ganzen digitalen Zeug zu tun haben: Fernsehen, iPad und Internet.“
Warum?
Bärbel: „Bei mir selbst war es auch so. Vielleicht schlage ich in dieselbe Kerbe wie meine Eltern. Ich habe als Kind auch wenig ferngesehen. Mein Sohn darf ab und zu mal einen Clip von der ‚Sendung mit der Maus‘ sehen. Im Kindergarten stehen die Kinder alle auf ‚Feuerwehrmann Sam‘. Das darf er dann auch mal gucken. Ansonsten möchte ich aber, dass er selbst spielt und sich selbst Geschichten ausdenkt. Das kommt alles sowieso irgendwann. Er weiß heute schon, wie man einen Touchscreen bedient.“
Als erfolgreiche, berufstätige Mutter mit einem YouTube-Channel als Hobby ist bei dir ein hohes Organisationstalent gefragt. Was ist deine Geheimwaffe?
Bärbel: „Im Moment ist es so, dass ich von Woche zu Woche plane und hoffe, dass ich bald etwas mehr Luft habe. Bis jetzt ist es leider noch nicht so. Ich habe in meinem Kalender auf dem Handy jeden Termin mit zwei Erinnerungen versehen. Das hilft mir sehr. Mein Bruder und mein Onkel wohnen auch in Berlin. Sie helfen mir häufig mit den Kindern. In Zukunft nimmt mein Mann noch einmal Väterzeit, worauf ich mich schon sehr freue.“
Lass uns über ein paar aktuelle Themen sprechen: Findest du es sinnvoll, dass das Betreuungsgeld gekippt wurde? Wenn ja, warum?
Bärbel: „Ich war kein Fan des Betreuungsgeldes. Ich finde den Ausbau von Kitas wichtig, um gute Betreuungsmöglichkeiten zu schaffen. Eine faire Bezahlung der Erzieherinnen und Erzieher ist außerdem dringend nötig.“
Gibt es in deinem Freundeskreis Themen, die ähnlich wie bei der „Prenzlschwäbin“ diskutiert werden, z.B. Bio-Ernährung für Kinder?
Bärbel: „Erziehungsthemen werden im Freundeskreis häufig besprochen. Aber bei der Ernährung sind die meisten Leute viel entspannter, als man denkt. Es gibt natürlich Kinder, die Allergien haben. Aber ansonsten dürfen Kinder auch heute noch Sand essen, wie wir früher. Es tut einfach gut, sich über Alltagssituationen auszutauschen. Es beruhigt, wenn man weiß, dass auch andere Kinder sich mal an der Kasse am Supermarkt unmöglich verhalten. (lacht.)“
Aber gibt es Trendthemen?
Bärbel: „Zuletzt habe ich mit meiner einer befreundeten Mutter über Tanzkurse für Kinder unterhalten. Mein Sohn tanzt gerade lieber, als dass er Fußball spielen möchte.“
Wie wird das Thema „Impfen vs. Nicht-Impfen“ diskutiert?
Bärbel: „Das ist lustig, denn da wird nicht wirklich gestritten. Jeder hat seine Meinung und die wird von den anderen akzeptiert.“
Du bist seit 20 Jahren in Berlin, kommst aber ursprünglich aus einer eher ländlichen Gegend. Möchtest du mit deinen Kindern in Berlin bleiben oder gibt es die Option, später in die Heimat zurückzugehen?
Bärbel: „Ich war gerade für zwei Wochen mit meinen Kindern in der Heimat, weil ich dort gedreht habe. Ich muss schon sagen, dass es sehr schön ist! Man kann einfach die Tür aufmachen, die Kinder rennen raus und man muss sich keine Sorgen machen. Jeder im Dorf kennt sie.
Gleichzeitig muss ich gestehen, dass ich wahnsinnig gerne in Berlin lebe. Ich finde es im Moment sehr lebenswert für Kinder. Es gibt viele Kitas, schöne Spielplätze usw. Ich weiß nicht, wie es wird, wenn die Kinder älter werden. Ich höre von Freunden, bei denen die Kinder in die Schule gehen, dass es Drogenprobleme gibt und so etwas. Davor habe ich ehrlich gesagt Angst. Ich weiß nicht, wie ich da reagieren würde.“
Glaubst du, dass sich das Großwerden in Berlin von dem auf einem Dorf unterscheidet? Haben Kinder die gleichen Freiheiten?
Bärbel: „Ich glaube, es unterscheidet sich total. Hier habe ich einfach viel stärker ein Auge auf meine Kinder. Da trifft die ‚Prenzlschwäbin‘ auf die Realität. Im Prenzlauer Berg hat man sich eine Art Dorfstruktur geschaffen. Es gibt hier eine kleine, heile Welt für Kinder.“
Ich möchte abschließend von dir wissen, wie der perfekte Sonntag für dich aussieht.
Bärbel: „Also zuallererst steht mein Mann freiwillig mit den Kindern auf. (lacht.) Ohne, dass ich etwas davon mitkriege. Dann gibt es ein schönes Frühstück. Bei schönem Wetter können wir anschließend rausgehen: In den Park, auf den Spielplatz, an den See oder ins Naturkundemuseum. Abschließend kochen wir gemeinsam und treffen abends noch Freunde. Das ist für mich ideal.“
Gibt es diese Sonntage manchmal?
Bärbel: „Ja, das passiert durchaus!“
Vielen Dank für das sehr nette Interview!
Hier geht es zum YouTube-Channel der Prenzlschwäbin!
Titelbild: ©Foto: Joachim Gern/Styling: Vanessa Zeller
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