Toleranz: Wie Eltern mit Vorurteilen umgehen sollten
Niemand ist vorurteilsfrei. Die meisten Vorbehalte schauen sich Kinder im Vorschulalter bei ihren Eltern ab. Wir zeigen, wie Sie mit Ihren und den Vorurteilen Ihres Kindes am besten umgehen.
Warum schon kleine Kinder Vorurteile haben
Kinder sortieren ihre Umwelt, um sie besser begreifen zu können: Bereits früh sortieren sie nach Formen und Farben. Im Alter von vier oder fünf Jahren sortieren sie meistens nach Junge und Mädchen. Das ist noch nicht an Stereotypen orientiert, sondern entspricht der Unterscheidung, die sie am häufigsten selbst mitbekommen: „Du bist ein Mädchen, mein Eric ist ein Junge!“, sagt dann etwa die Nachbarin über ihr Neugeborenes. Erst später werden Jungs bzw. Mädchen dann doof und „die anderen“ somit mit Vorurteilen versehen.
Kinder unterscheiden früh, wer zur Familie gehört und wer nicht. So wissen sie, an wen sie sich bedenkenlos wenden können und bei wem sie zuerst ihre Eltern fragen, ob sie mit dieser Person sprechen können.
Die Gefahr bei der Entstehung und Verfestigung von Stereotypen bei Kindern ist, dass sie diese sehr stark vom Elternhaus übernehmen. Zumeist ohne, dass sie selbst jemals eine negative Erfahrung mit anderen Personen gemacht hätten. Im schlimmsten Fall begegnen Kinder dann Menschen, z. B. aus anderen Ländern, Ethnien oder mit Behinderungen, negativ oder greifen sie verbal oder körperlich an.
Kinder adaptieren auch nonverbale Signale
Studien belegen, dass Kinder auch Vorbehalte der Eltern aufnehmen, selbst wenn diese nicht wörtlich geäußert werden. Eine Untersuchung der University of Washington zeigte, dass Kinder sich die Haltung und Mimik zweier Personen im Gespräch genau anschauten: Einmal wurde beim Versuch auf eine der beiden Personen positiv und einmal negativ reagiert. Der gesprochene Teil war in jedem Fall der gleiche. Als sich die Kinder anschließend selbst entscheiden sollten, ob sie ihr Spielzeug mit der Person teilen würden, auf die negativ reagiert wurde, entschieden sich zwei Drittel der Kinder dagegen. In einem weiteren Versuch wurde zudem nachgewiesen, dass Kinder diese Annahmen auch generalisierend auf andere Personen oder ganze Personengruppen übertragen.
Wie Eltern mit Vorurteilen umgehen sollten
Jeder hat Vorurteile. Das zu verleugnen, wäre in jedem Fall falsch. Besser ist es, gemeinsam mit den Kindern diese Vorannahmen zu reflektieren und sich bei Aussagen, wie „Die sind alle so!“, differenziert zu überlegen, woher diese Wahrnehmung stammt. Zumeist hilft es Eltern und Kindern gleichermaßen, wenn letztere bereits während der frühen Entwicklungsphase vielfältige soziale Erfahrungen – vor allem mit anderen Kindern – machen.
Eltern können auf andere Kulturen und Bräuche hinweisen, diese im direkten Umfeld, über Bücher und Medien aufzeigen oder z. B. während des Urlaubs deutlich machen. Zusätzlich ist es wichtig, auf die moralischen Werte zu achten, die man gemeinsam als Familie vertritt, etwa die Überzeugung von Chancengerechtigkeit und der Würde des Menschen.
Tipps für einen reflektierten Umgang mit Vorurteilen
- Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Ihre Beobachtungen! Wenn Sie bemerken, dass Sie oder Ihr Kind sich gegenüber anderen grundlos negativ verhalten, seien sie offen und sprechen Sie über diese Situation. Machen Sie darauf aufmerksam, dass es sich hierbei um ein Verhalten handelt, dass Sie und Ihr Kind sich von anderen Menschen ihnen beiden gegenüber auch nicht wünschen würden.
- Spielen Sie mit Ihrem Kind ein Gedankenspiel! Wie wäre es, wenn Sie und Ihr Kind in eine andere Stadt oder sogar ein anderes Land umziehen würden? Was bräuchten sie beide? Was würde Ihr Kind sich wünschen? Wie würde es neue Freunde finden?
- Nehmen Sie an kulturellen Ereignissen teil! Gibt es in Ihrer Nachbarschaft ein Stadtteilfest, ein Begegnungstreff oder ein Gemeindegebäude, in dem sich Menschen aus anderen Kulturkreisen aufhalten? Besuchen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind diese Orte und lernen Sie neue Menschen kennen. Sprechen Sie anschließend über das Erlebte.
Titelbild: © Rawpixel.com/shutterstock.com
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