Das Phänomen: Kaum gelernt, schon vergessen
Erst lernst du mühevoll etwas und schreibst die Klassenarbeit – doch nach zwei Tagen hast du keine Ahnung mehr. So etwas erlebt jeder. Aber warum ist das so?
Wenn du deine Unterrichtszeit in der Schule hochrechnest, fallen dir glatt die Augen aus dem Kopf. Ein Schuljahr umfasst knapp 40 Wochen, also fünf Tage mit rund sechs Stunden Unterricht. Somit lernst du ca. 1.200 Stunden im Jahr. Bei zehn Jahren Schulzeit macht das 12.000 Stunden. Und dann lernt man ja noch zu Hause für Klassenarbeiten und allgemein von dem Leben. Also dann: Erzähle uns von deinem 12.000-Stunden-Wissen!
Das Sieb
Mach dir keine Sorgen – du bist nicht allein. Die meisten können nicht mehr bis ins Detail runterbeten, was sie in der Schulzeit gelernt haben. Und nein, dein Gedächtnis hat keinen Fehler. Es liegt einfach daran, dass es verschiedene Formen von Erinnerung gibt. Wir verlangen manchmal einfach zu viel von unserer Birne. Das Wissen soll am besten immer aus dem Stehgreif verfügbar sein. Aber unser Gedächtnis kann verankerte Dinge wesentlich besser abrufen, als Fakten, die nur einmal gehört wurden. Unser Kopf filtert meistens, was ihm unnütz erscheint und was nicht. Die Informationen, die uns grundsätzlich interessieren, kann er ohne Probleme behalten. Beispielsweise kann sich jemand gut Geschichtsdaten und alle Geschehnisse merken, ohne sich dabei großartig Mühe zu geben. Und dann wiederum ist dieselbe Person sehr schlecht darin, sich Namen zu merken. Die werden also einfach ausgesiebt.
Der Eimer
Also heißt es, das gesiebte Wissen mit einem Eimer einzufangen! Im übertragenen Sinne soll der Lernstoff also in dein Langszeitgedächtnis übergehen. Meist kommt es darauf an, wie tiefgreifend du dich mit den Informationen auseinandersetzt. Schnell auswendig gelernte Französischvokabeln, die man in der mündlichen Leistungskontrolle flott runterrattert, werden schnell vergessen. Hier müsste man die Vokabeln regelmäßig wiederholen und anwenden. Das bedeutet aber auch, dass man mehr Zeit investieren müsste.
Es wird leider oft so dargestellt, dass die Schule daran Schuld sei. Wegen der oberflächlichen Vermittlung oder des Anreißens von Themen, weil ja keine Zeit sei. Allerdings ist der Lehrplan so ausgerichtet, dass nur etwa zwei Drittel des Unterrichts verpflichtete Inhalte sind. Also können Lehrerinnen und Lehrer den Unterricht schon gewissermaßen frei gestalten. Trotzdem gilt, dass alle zum effektiven Lernen beitragen müssen – sowohl die Lehrkraft, die sinnvoll unterrichten soll, als auch du und deine Mitschülerinnen und Mitschüler, die motiviert am Unterricht teilnehmen sollen.
Außerdem ist es außerhalb der Schule deine Aufgabe, Inhalte zu vertiefen. Das heißt nicht, dass du unbedingt anstreben musst, jeden biologischen Prozess bis ins Detail wiederzugeben oder du alle Kleinstädte in Portugal kennen musst. Aber es ist wichtig, dass du trotzdem von bestimmten Gebieten und auch von denen, die dir weniger Spaß machen, grob sagen kannst, worum es geht.
Wenn du wirklich willst, dass bestimmtes Wissen ein Leben lang abrufbar ist, musst du dich damit ausführlich beschäftigen. Du musst Zusammenhänge bilden und Informationen für dich anschaulich machen. Zum Glück haben wir als Menschen auch „natürliche“ Interessen. Alles zu diesen Interessen können wir uns ganz einfach merken. Die Informationen werden meist automatisch tiefer verarbeitet, z. B. gibt es einige, die alles über Fußball wissen (z. B. wichtige Spiele, bekannte Schiedsrichter und natürlich auch die Namen der Spieler) – und das alles ohne große Anstrengung.
Die Kurve des Vergessens
An der Vergessenskurve kannst du sehr gut sehen, wie viel neu Gelerntes nach einer bestimmten Zeit verloren geht (in Prozent). Der deutsche Psychologe Hermann Ebbinghaus erforschte 1885 die Problematik anhand von Selbstversuchen.
So stellte er fest, dass man bereits 30 Minuten nach dem Lernen fast die Hälfte wieder vergisst. Innerhalb einer Woche hat man einen Wissensverlust von 75 % und nach einem Monat ist von dem Erlernten nur noch einen kleinen Bruchteil im Gedächtnis vorhanden. Dauerhaft werden nur 15 % der ganzen Büffelei gespeichert. Etwas lernen und dann dafür sorgen, dass es immer in unseren Köpfen bleibt, kann also wirklich viel Arbeit bedeuten.
Titelbild: ©iStock.com/Massonstock
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Bei mir ist das ganz einfach: Wenn mich etwas interessiert, kann ich es mir merken, wenn nicht, dann nicht.