Mein Netbook und ich – Medienklassen am Archenhold-Gymnasium

Mit dem Netbook unterm Arm zur nächsten Stunde – das ist mittlerweile Normalität für viele Schüler am Archenhold-Gymnasium in Berlin-Treptow-Köpenick. Sie sind Teil einer der Medienklassen der Schule. Für sie finden die Geräte in beinah allen Fächern ihren Einsatz – von Kunst bis Mathe. Das Gymnasium wagt mit seinen Medienklassen den Spagat zwischen klassischen Unterrichtsmethoden und digitalem Lernen. Wir haben uns angeschaut, welche Möglichkeiten die Netbooks für den Unterricht bieten und was die Schüler daraus machen.

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Eine Idee wird Realität

Computer gibt es am Berliner Archenhold-Gymnasium schon seit der Gründung, doch der Startschuss für die Medienklassen fiel im Jahr 2009. Die erste dieser Klassen hat unterdessen die zehnte Jahrgangsstufe erreicht. Die Idee, die Nutzung digitaler Medien zu intensivieren, entstand vor einigen Jahren im Lehrerkollegium. Während das Projekt im ersten Jahr mit nur einer Klasse „getestet“ wurde, sind heute 50 Prozent der Schüler in einer Medienklasse. Wer am Archenhold-Gymnasium anfängt, der kann entscheiden, ob er in eine Medienklasse oder eine Regelklasse gehen möchte.

Lohnende Investition

Da die Kosten für die Netbooks von den Eltern übernommen werden müssen, soll auch niemand gezwungen werden, an einer Medienklasse teilzunehmen. Der Förderverein „Freunde der Archenhold-Oberschule e.V.“ bietet jedoch Hilfe an – für die, die gerne in einer Medienklasse sein wollen, aber aus finanziellen Gründen nicht können.

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„Bedenkt man, dass die Netbooks von der siebten bis zur zehnten Klasse – oder sogar darüber hinaus – von den Schülern benutzt werden, ist die Anschaffung gar nicht so teuer“, erklärt Schulleiter Michael Uhlig. Seine Kollegin Susanne Kneiske, die in den Medienklassen unterrichtet, fügt hinzu, dass viele Schüler mit ihren Eltern einen kleinen Vertrag aushandeln: „So wird das Netbook zum vorgezogenen Geburtstagsgeschenk oder zur Belohnung für ein gutes Zeugnis.“

Und was ist mit den anderen?

Die Grundlagen der Computernutzung lernen am Archenhold-Gymnasium alle Schüler, auch die in den Regelklassen. Für diese Hälfte der Schüler stehen in den drei Computerräumen der Schule Geräte zur Verfügung. Sie können also auch mit Hilfe von Computern lernen – allerdings nur zu bestimmten Zeiten.

Stift und Papier verbannt?

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Schüler mit Netbook, © Archenhold-Gymnasium

Um Eltern und angehende Schüler über die Medienklassen aufzuklären, finden Informationsveranstaltungen statt. Schulleiter Michael Uhlig ist es wichtig, dass sie wissen, wie in den Medien- und Regelklassen gelernt wird. Auch wenn das die Angst vieler Eltern ist – keineswegs soll alles nur noch mit dem Netbook gemacht werden. Die Geräte sollen den Unterricht ergänzen und eine größere Methodenvielfalt für Lehrer und Schüler ermöglichen. Gleichzeitig werden die Schüler auf das Berufsleben vorbereitet, in dem digitale Medien eine immer größere Rolle spielen.

Der Unterschied zwischen Spielen und Arbeiten

„Computer kennen die meisten Schüler ja schon von zu Hause. Doch viel mehr als im Internet zu surfen, eine PowerPoint-Präsentation zu machen und Spiele zu spielen, ist bis dahin eher selten drin“, sagt Susanne Kneiske. In der Medienklasse lernen die Schüler, dass man damit noch mehr machen kann. „Viele haben eine sehr positive Verbindung zu den Geräten. Deshalb ist die Arbeit mit den Netbooks eine große Motivation für die Schüler“, weiß sie. Es ist ihr aber auch wichtig zu vermitteln, dass sie in der Schule zum Arbeiten gedacht sind und nicht zum Spielen. So heißt es in der Pause: Netbook zu!

Neue Möglichkeiten

Während des Unterrichts sind die aufgeklappten Netbooks dann aber gern gesehen. Doch was genau machen die Schüler damit? Wird nur mitgetippt, was früher fleißig von der Tafel ins Heft abgeschrieben wurde? Nein. In Kunst beispielsweise zeichnen die Schüler mit Feder und Tusche auf Papier und scannen danach ihre Werke ein. Die Zeichnungen werden dann am Netbook in einen neuen Hintergrund eingefügt und ein ganz neues Bild entsteht.

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Ergebnis Kunstunterricht, © Archenhold-Gymnasium

In Mathe – einem der Fächer, die Frau Kneiske unterrichtet – werden geometrische Figuren nicht nur im Heft, sondern auch am Netbook konstruiert. Zudem können die Schüler individuell online Aufgaben üben und bekommen sofort Feedback, ob sie richtig oder falsch gerechnet haben. Im traditionellen Unterricht müsste der Lehrer sonst zu jedem einzelnen Schüler gehen, um das Ergebnis zu überprüfen. Wenn die Lösung einfach kurz erwähnt oder an die Tafel geschrieben wird, trauen sich die Wenigsten zu fragen, wie der Rest der Klasse darauf gekommen ist.

Die Arbeit am Netbook kann sogar mehrere Fächer miteinander verbinden. Die Schüler lernen in Biologie zunächst die Fakten zu einem Thema und erstellen dann in Ethik Flyer und Poster darüber. So entstand schon eine schuleigene Anti-Drogen Kampagne. Doch das sind nur ein paar Beispiele dafür, wie die Schüler des Archenhold-Gymnasiums mit ihren Computern arbeiten. Obwohl die Medienklasse schon ihren vierten Geburtstag feiern konnte, ist der Entwicklungsprozess noch nicht abgeschlossen. Lehrer und Schüler werden auch in Zukunft weiter an Verbesserungen und neuen Ideen feilen.

Titelfoto: Medienklasse, ©Archenhold-Gymnasium