„Unnützes Sprachwissen”: So kurios kann unsere Sprache sein!
Knapp 7.000 Sprachen gibt es weltweit laut Duden. Nur ein Drittel davon besitzt eine Schrift, die meisten Sprachen werden nur gesprochen. Wir zeigen Ihnen 15 skurrile Beispiele unserer Sprache.
Jede Sprache hat ihre Kuriositäten. Ihnen hat Duden ein kleines Büchlein gewidmet: „Unnützes Sprachwissen. Erstaunliches über unsere Sprache“. Wir haben daraus 15 erstaunliche, skurrile und informative Wissenshappen für Sie bereitgestellt und mit ein paar gar nicht so unnützen Beispielen verfeinert. Guten Appetit!
1. Lagertonnennotregal, Reliefpfeiler, Rentner und Uhu
… sind Wörter, die zur Gruppe der Palindrome gehören. Palindrome sind Buchstabenfolgen, die vorwärts- und rückwärts gelesen, denselben Sinn ergeben.
Es gibt auch ganze Satzpalindrome:
– Und nu?
– Niese fies, Nelli! Makellos solle Kamillenseife sein.
– Rettender Retter, red‘ netter!
– Trug Tim eine so helle Hose nie mit Gurt?
– Nie, Knabe, nie, grub Nero neben Orenburg eine Bank ein!
2. Konifere
Eine Konifere ist ein Nadelbaum. Aber haben wir das richtig geschrieben? Ja, weil wir nachschauen konnten. Aber es gibt 15 Möglichkeiten der Falschschreibung dieses Wortes:
Konnifäre, Konnyphere, Koniphäre, Konifäre, Konyfere, Konnifere, Konniphäre, Konnyfäre, Konyphäre, Konnyphäre, Konnyfere, Konifäre, Koniphere, Konniphere, Konyphere
3. Bayrisch
… ist laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie von 2008 der beliebteste Dialekt in Deutschland. Der unbeliebteste ist Sächsisch. Erstaunlich ist aber, dass Sächsisch gleichzeitig auf Rang fünf der beliebtesten Dialekte steht und Bayrisch folgt Sächsisch gleich auf Platz zwei der unbeliebtesten. Generell sind vier der fünf beliebtesten Mundarten auch unter den fünf unbeliebtesten zu finden.
4. Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch
… liegt im Nordwesten von Wales und ist eine Gemeinde im Süden der Insel Anglesey.
Hier können Sie sich die Aussprache anhören.
5. Die Übermacht der femininen Artikel
Substantive haben im Deutschen fast alle einen Artikel. Nur knapp 0,1 % werden ohne gebraucht. Den Thron in der Artikelreihenfolge nimmt „die“ mit 46 % vor „der“ und „das“ ein.
6. Konsonantenauflauf
Wörter mit acht aufeinanderfolgenden Konsonanten:
Geschichtsschreibung, Unterrichtsschritt, Weihnachtsschmuck
7. Vokalauflauf
Das gleiche Spiel gibt es auch mit Wörtern, die fünf aufeinanderfolgende Vokale beinhalten:
zweieiig, Bioeier, Niveauausgleich
8. Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung
… ist das längste Stichwort im Duden (36 Buchstaben).
9. Die rneeihfogle der bstubachben ist eagl
Luat enier sidtue ist es eagl, in wcheler rhnfgeeloie die bstuchbaen in eniem wrot snid. Das eniizg whictgie ist, das der etrse und der lztete bstuchbae am rtigeichn paltz sehten. das legit daarn, das wir nhcit jeedn bstuchbaen aeilln lseen, srednon das wrot als gzanes.
10. Anagramme
Anagramme sind Wörter, aus deren Buchstaben man neue sinntragende Wörter bilden kann.
Fronteinsatz – Zitronensaft
feiern – Ferien – Reifen
Donner – Dornen – Norden
Kantorei – Kreation – Kroatien – Reaktion
11. „Doppelt gemoppelt“
Ein Pleonasmus, das hat jeder im Deutschunterricht gelernt, ist eine überflüssige Häufung sinngleicher Wörter. Sprich, es handelt sich eigentlich um unnötigen Sprachaufwand. Aber wir Deutschen mögen sie trotzdem gern:
lautlose Stille, Außenfassade, seltene Ausnahme, etc.
12. Panagramme
Um früher Schreibmaschinen auf ihre Funktion zu testen, hat man Panagramme als Prüftext verwendet. Schon eine Idee, was es damit auf sich hat? Eine Schreibmaschine ist ja nur 100 % funktionstüchtig, wenn auch alle Buchstaben reibungslos funktionieren. Daher handelt es sich bei einem Panagramm um einen Satz, der alle 26 Buchstaben des Alphabets enthält, dabei aber möglichst kurz ist.
Im Englischen sind Panagramme leichter zu bilden:
„The quick brown fox jumps over the lazy dog.“ – 35 Buchstaben (übersetzt: „Der schnelle braune Fuchs springt über den faulen Hund.“)
Im Deutschen ist es etwas länger:
„Franz jagt im komplett verwahrlosten Taxi quer durch Bayern.“ – 51 Buchstaben
13. Lizensieren
Fällt Ihnen was auf? Nein? Da sind Sie nicht allein. Denn „lizenzieren“ ist das Wort, was im Deutschen am häufigsten falsch geschrieben wird, zu ganzen 83 %. Dicht gefolgt von Obulus/Obolus (69 %) und sympatisch/sympathisch (61 %).
Duden weist darauf hin, dass diese Erhebung nicht repräsentativ ist, sondern auf Basis falsch geschriebener Wörter durch Google-Eingaben ermittelt wurde. Damit ist nebenbei belegt, dass Rechtschreibprüfung mithilfe von Google nicht immer der richtige Weg ist.
14. Flatrate
… ist das Wort, das zwischen 2000 und 2010 am häufigsten gegoogelt wurde (24 300 000 Mal).
15. Brotanschnitt
Der Anfang oder das Ende von einem Laib Brot kann man als Brotanschnitt bezeichnen, nur sagt keiner: „Ich esse gern den Brotanschnitt.“ oder „Der Brotanschnitt ist mir viel zu hart.“. Hingegen reicht die Bezeichung, je nach Region, von „Gombel“, über „Ränftchen“, „Tippchen“ bis „Kanten“ – und das sind nur vier der 350 dokumentierten Bezeichnungen. Der „Brotkanten“ ist vermutlich am geläufigsten, wird jedoch im Duden nicht aufgeführt. Neben diesen zahllosen, regionalen Ausdrücken fehlt es uns an einer hochdeutschen Bezeichnung.
Selbiges kann man auch für die Bezeichnung eines abgeknabberten Apfels ausmachen. Dafür gibt es 50 verschiedene Bezeichnungen, u. a.: „Äpfelbutzen“ (Schwaben), „Apfelgriebsch“ (Berlin), „Knust“ (Hamburg), „Knabbel“ (Sachsen-Anhalt), „Krotze“ (Taunus) usw.
Wo wir gerade dabei sind: Wir sind schon seit Längerem auf der Suche nach einer Bezeichung für den inneren Teil eines frischen, leckeren Brötchens. Dieser kleine, teigige „Knubbel“, den man so gern extra isst. Ideen sind willkommen und wir warten sehnlichst auf Anregungen.
Fallen Ihnen weitere Beispiele zu den aufgeführten Kuriositäten ein? Oder kennen Sie noch Skurriles aus unserer Sprache (ohne, wie wir, aus dem netten Dudenbüchlein abzuschreiben)? Über Kommentare freuen wir uns sehr!
Alle Fakten und Beispiele sind entnommen aus: „Unnützes Sprachwissen. Erstaunliches über unsere Sprache“, Duden, 2012, Berlin Verlag (5 Euro).
Titelbild: ©David Acosta Allely/shutterstock.com
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Kommentieren
Sehr nett. Ich liebe solche Sachen. Hoffentlich kann ich mir ein paar davon zum weitersagen merken.
Man darf es nicht sagen, aber ein auch ein Palindrom:
Ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie!
O du Udo
Ein Brötchen besteht aus Kruste und Krume, das ist bekannt und muss nicht neu erfunden werden. (Der Berliner Kurier macht sich jährlich auf die Suche nach der besten „Ostschrippe“ und verwendet dort diese Begriffe ebenfalls.)
Peinlich, dass man im Text gleichnoch 5 feler beheben kann!
Dass das dass so schwer zu beherrschen ist, weis jeder
@ tom:
XD
Dafür war der walisische Ortsname richtig geschrieben – da iawn! 🙂
Unnützes Wissen ist es, was die Kiddies im Unterricht bei der Stange hält. Daher: „unnütz“ gibts nicht.
Ich finde diese Bemerkungen zu unserer reichen deutschen Sprache sehr interessant, ganz besonders natürlich für Studenten!
Interessant, dass die Fehler im Artikel auch nach über einem Jahr trotz der Kommentare der aufmerksamen Nutzer immer noch nicht korrigiert sind. Wenn das der Ansatz von Sofatutor ist…..
PS: Es ist nicht nur die Rechtschreibung…
„Wörter, aus DEREN Buchstaben…. „.
Bei uns ist das Innere von Brötchen die Manni. Und wenn sie besonders reichlich ausfällt, dann ist es eben die fette Manni.
Der innere Teil des Brötchens heißt in Rheinhessen Brussem, so jedenfalls bezeichnete das meine Mutter.
Hätte noch eine Ergänzung.
Im Wort „Magermilchjoghurt“ kommen alle Vokale in der Reihenfolge, wie sie im Alphabet auch sind.
Bei Herbststrauß sind es zwar nur 7 Konsonanten, aber dafür werden alle einzeln ausgesprochen. Sch und ch kann man ja eigentlich nur einfach zählen, weil sie nur einen Laut darstellen.
Das innere einer Semmel heißt Schmolle.
Den „Brotkanten“ kenne ich als „Knäppchen“, habe aber auch schon „Knust“(langes u) gehört.