Wir Eltern fordern: Schluss mit der Einschulung mit 5 Jahren!
Mit fünf Jahren zur Schule, mit 17 durchs Turbo-Abi und dann schnell noch den Bachelor hinterher. „Wozu der Stress?“, fragt sich Mama Lisa von Stadt Land Mama. Ihre Zwillinge mussten mit fünf Jahren eingeschult werden, weil sie kurz vor dem Stichtag geboren wurden. Das brachte im Rückblick leider nur Nachteile.
Das Gefühl, nicht so fit, schnell oder schlau zu sein wie andere, hätten wir unseren Kindern gern erspart. Doch unsere Zwillinge wurden mit fünf Jahren eingeschult und gehörten so von Anfang an zu den Kleinsten und Jüngsten in ihrer Klasse.
Die frühe Einschulung war für sie verpflichtend. In unserem Bundesland gibt es eine Stichtagregelung: Jedes Kind, das bis zum 30. September sechs Jahre alt wird, muss im gleichen Jahr eingeschult werden, wenn es keine Einwände bei der Schuluntersuchung gibt.
Einschulung mit fünf Jahren
Unsere Zwillinge sollten zwar erst im Oktober zur Welt kommen, wurden dann aber doch schon im September geboren. Für sie hieß das, dass sie im August mit nur fünf Jahren eingeschult wurden und erst sechs Wochen nach der Einschulung ihren sechsten Geburtstag feierten. Wir hätten sie gern zurückgestellt, ihnen noch ein Jahr mehr im Kindergarten gegönnt, aber man warnte uns:
„Wenn ihr das machen wollt, wird das ein Kampf“, erzählte mir eine Mutter. „Ihr müsst richtig viel Zeit aufwenden, um das durchzusetzen. Das gleicht einem Vollzeitjob von einem halben Jahr.“
Wir sprachen mit dem Kinderarzt, der sagte: Die beiden seien altersgerecht entwickelt und könnten eingeschult werden. Auch die Erzieherinnen hielten sie für schulreif.
Rückstellung? Gar nicht so einfach
Um die beiden noch nicht einschulen zu müssen, hätten wir also ein psychologisches Gutachten gebraucht, das unsere Jungs entwicklungstechnisch schlechter hätte bewerten müssen, als sie es in Wirklichkeit waren. Das wollten wir nicht. Also wurden sie eingeschult. Mit fünf Jahren.
Und während sich gern über die angeblichen Helikopter-Eltern echauffiert wird, die ihre Kinder für hochbegabt halten – Achtung, Klischee! – , wollten wir im Grunde das Gegenteil. Wir hätten ihnen gern die Zeit gegeben, noch ein bisschen zu spielen, zu reifen, größer und stärker zu werden – auf allen Ebenen. Schnell merkten wir, dass nicht nur wir diesen Wunsch hegten.
Petitionen gegen die Früheinschulung
In der deutschen Elternschaft regt sich Protest. Viele von uns fragen sich: Wozu die Eile? Warum der Stress? Lasst die Kinder doch einfach noch ein bisschen Kind sein! Mittlerweile gibt es Petitionen zur Verlegung des Stichtages auf den 30. Juni, so etwa in Baden-Württemberg, in Nordrhein-Westfalen, in Rheinland-Pfalz und in Bayern.
Wir können das nur begrüßen. Aus der Retrospektive betrachtet hat uns unser Bauchgefühl als Eltern nicht betrogen: Die erste Zeit in der Schule war für die Zwillinge keine leichte. Es fehlte noch an Struktur und Organisationsfähigkeit. An Einsicht, etwas tun zu müssen. An Motivation, um mit den anderen Kindern mithalten zu können, die zum Teil bis zu ein Jahr älter waren als sie. Das macht etwas mit dem Selbstbewusstsein von Kindern.
Nachteile des zu frühen Schuleintritts
So sportlich sie auch sind, wenn die anderen zwei Köpfe größer sind, sind sie nun mal schneller im Wettlauf. So sehr sie sich auch um eine halbwegs lesbare Schrift bemühten – ihnen fiel die Stifthaltung nicht so leicht, weil ihnen die Übung fehlte.
„Wird schon gut gehen“, hatten wir als Eltern gehofft. Doch als es in Richtung Übertritt an die weiterführende Schule ging, standen wir erneut vor demselben Problem. Sollten wir diese Neunjährigen nun wirklich für die fünfte Klasse an einer Schule mit knapp 1000 Schülerinnen und Schülern anmelden? Es blieb uns am Ende nichts anderes übrig. Die vierte Klasse noch mal zu wiederholen, wäre nicht infrage gekommen. Die Noten waren ja okay.
Letzte Möglichkeit: Schuljahr wiederholen
Und die blieben auch okay, aber unser Gefühl nicht. Ein Jahr wollten wir ihnen noch schenken – und das haben wir nun getan. Sie wiederholen jetzt die fünfte Klasse und sind nun endlich da, wo sie hingehören: unter Gleichaltrigen und mit Lernstoff, der für sie ein altersgemäßes Niveau hat.
Die Klasse wiederholen, die Freunde und Freundinnen zurücklassen – wir hätten ihnen das so gern erspart. Aber leider haben hier die Eltern nicht das letzte Wort.
Ich kann nur sagen: Hört bitte darauf, was die Eltern zu sagen haben und nehmt sie ernst. Denn sie kennen ihre Kinder am besten …
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Titelbild: © Tyler Olson/shutterstock.com
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Your comment
Ja, ich finde es auch zu früh.
Meine Jungs (geb April, Mai, August) sind alle erst mit 7 eingeschult worden, nur unsere Tochter (geb Oktober) mit 6. Jeder hat seine Zeit gebraucht und früher hieß es immer: „lieber 1 Jahr später einschulen, meist merkt man es erst später, dass es für das Kind zu früh war“.
Und jetzt sollen Kinder schon so früh eingeschult werden. ich selbst habe zur Grundschulzeit die Umstellung von der Einschulung zu Ostern dann auf Einschulung nach den Sommerferien erlebt. Bin Ende Oktober geboren. Bei Einschulung war ich 6. Bei der Einschulung ins Gymnasium aber erst 9. War ja schon immer die kleinste aber da war es dann ganz schlimm, weil einige erst nach der 5. Klasse aufs Gymnasium gewechselt haben. Erst als ich die 8. Klasse wiederholen musste , hatte ich im gleichen Schuljahr Geburtstag, wie die anderen, Also ich im Oktober und die anderen dann bis zu den Sommerferien hin. Alle den gleichen Geburtstag. Für mich war die Wiederholung des 8. KLasse das beste, was mir passieren konnte.
Wer meint, sein Kind früher einschulen zu müssen, soll es tun, aber die Kinder zwingen, so früh einzuschulen, halte ich für falsch. Man nimmt ihnen einfach die Kindheit, die Kindheit vor der Schule.
Finde es null Prozent schlimm mit 5 eingeschult zu werden.Ich war immer einer der jüngsten in der Klasse hatte aber nie Probleme damit.Bin jetzt 15 und habe die schule fertig kein Stress mehr und bin auch ziemlich jung damit kann man auch viel positives anfangen.
Mfg:Khalil