„Schule muss mit den Kindern Schritt halten” – Wie die Gesamtschule Niederwalgern digitale Bildung neu denkt
Ein Gespräch mit Daniel Fischer, Deutsch- und Sportlehrer und zuständig für die digitale Schulentwicklung an der Gesamtschule Niederwalgern
Die Gesamtschule Niederwalgern ist eine kooperative Gesamtschule in Hessen mit Haupt-, Real- und Gymnasialzweig sowie einem inklusiven Förderbereich. Sie nutzt eine Schullizenz bei sofatutor, über die Lehrkräfte Zugriff auf sämtliche digitalen Lerninhalte und Unterrichtsmaterialien zur Vorbereitung und gemeinsamen Nutzung im Unterricht erhalten.
Herr Fischer, die Gesamtschule Niederwalgern ist eine kooperative Gesamtschule. Was bedeutet das für Sie im Schulalltag?
Wir vereinen Gymnasium, Realschule und Hauptschule unter einem Dach – das ist nicht nur eine organisatorische Besonderheit, sondern auch eine pädagogische Herausforderung. Ab Jahrgang 7 gibt es getrennte Klassenstrukturen, doch viele fachliche und soziale Lernsettings verlaufen schulformübergreifend. Unsere Schüler*innen bringen sehr unterschiedliche Voraussetzungen mit, was einerseits anspruchsvoll ist, andererseits aber auch große Chancen für individualisiertes Lernen bietet. Die moderaten Klassengrößen – im Schnitt etwa 22 Lernende – verschaff en uns dafür die nötige Flexibilität.
In welchen Bereichen setzen Sie sofatutor ein?
Ich unterrichte Deutsch und Sport, und besonders im Deutschunterricht nutze ich sofatutor regelmäßig – etwa in Grammatikphasen. Wir schauen die Videos gemeinsam im Unterricht, diskutieren Inhalte und lassen sie durch Übungen vertiefen. Viele Schüler*innen sagen, das Video sei anschaulicher als mein Tafelbild – und ich finde, das darf es auch.
Können Sie ein Beispiel für projektorientiertes Arbeiten mit digitalen Inhalten nennen?
In unserer Projektwoche zum Thema Ernährung konnten sich die Schüler*innen ihr Wissen aus verschiedenen Quellen aneignen: Bücher, Arbeitsblätter – aber eben auch Themenseiten von sofatutor. Die dortigen Inhalte sind verlässlich, visuell ansprechend aufbereitet und deutlich strukturierter als viele frei verfügbare Videos im Netz. Besonders wichtig war uns dabei auch ein medienpädagogischer Aspekt: Wir möchten den ungefilterten Konsum auf YouTube vermeiden und unsere Schülerinnen stattdessen mit qualitativ hochwertigen Inhalten in ihrer Recherchekompetenz stärken.
Wie gelingt es Ihnen, digitale Lernangebote sinnvoll in den Unterricht zu integrieren?
Zunächst müssen wir bei den Grundlagen anfangen: Viele Kinder sind geübt im Konsum digitaler Inhalte, aber nicht unbedingt im aktiven Lernen damit. Deshalb üben wir gezielt, wie man aus einem Video Informationen entnimmt, Notizen macht und diese weiterverarbeitet. Besonders in den Klassen 5 und 6 ist das wichtig, weil hier die Grundlagen für selbstorganisiertes Lernen gelegt werden. Und bei all dem gilt für mich ganz klar: Schule muss mit den Kindern Schritt halten. Ihre Lebenswelt ist digital – also muss auch unser Unterricht Schritt halten, ohne sich in Tools zu verlieren. Es geht immer um den Lernprozess, nicht um die Technologie.
Welche technischen Rahmenbedingungen haben Sie?
Wir haben eine 1:1-Ausstattung mit iPads. Auch das ist eine Chance und eine pädagogische Herausforderung zugleich. Die Geräte ermöglichen es, dass Schüler*innen eigenständig Inhalte recherchieren, Aufgaben bearbeiten oder eigene Lernprodukte wie Erklärvideos erstellen – das ist ein riesiger Schritt Richtung selbstverantwortlichem Lernen. Gleichzeitig ist der Umgang mit den Geräten auch ein Lernprozess: Wir setzen auf klare Regeln, viel Begleitung und eine reflexive Medienbildung. Es geht nicht nur um die Nutzung, sondern um einen kritischen und kompetenten Umgang.
Hat sich durch den Einsatz von sofatutor Ihr Schulalltag verändert?
Auf jeden Fall. Unser Unterricht ist individueller, flexibler und oft auch motivierender geworden – gerade weil Schüler*innen sich auf ihrem eigenen Niveau mit Inhalten beschäftigen können. Gleichzeitig hat sich auch unsere Rolle als Lehrkraft verändert: Wir sind heute stärker Lernbegleiter als reine Wissensvermittler. Das erfordert Mut zur Veränderung, aber genau darin liegt auch der Gewinn. sofatutor bietet uns die Möglichkeit, Unterrichtsinhalte gezielter zu differenzieren und Lernprozesse nachhaltiger zu gestalten.
Wie wurde die sofatutor Lizenz an Ihrer Schule finanziert?
Seit wir als Schule selbstständig über unser Budget verfügen können, haben wir die Möglichkeit, gezielter in pädagogisch sinnvolle Maßnahmen zu investieren. Die Lizenz für sofatutor haben wir unter dem Budgetposten „Lernförderung“ verbucht – und das triff t den Kern sehr gut. Wir sehen die Plattform als eine Investition in differenzierten Unterricht, digitale Kompetenzen und Chancengerechtigkeit. Gerade in einem System, das so heterogen ist wie unseres, ist das ein echter Gewinn.
Weitere Verwandte Artikel