„Magic Cleaning“ im Klassenzimmer
Der Aufräumtrend ist in den Klassenzimmern angekommen. Auch hier wird jetzt Ordnung geschaffen. Das fördert die Konzentration und den Lernerfolg der Schülerschaft, belegen Studien.
Zu viel des Guten
Um die Kreativität von Kindern und Jugendlichen anzukurbeln, kann eine „produktive Unordnung“ hilfreich sein: Das Poster des letzten Brainstorms kann in der Projektphase helfen, neue Schwerpunkte zu setzen.
Auch was die Einrichtung des Klassenraums betrifft, ist ein vielfältiges Angebot nützlich. Dank alternativer Sitzplätze, in Form von Sitzsäcken oder einer Couch, können Kinder ihren Bedürfnissen entsprechend den Lernort wechseln.
Es gibt jedoch ein Zuviel an Input: Gerade für junge Schülerinnen und Schüler ist eine unruhige Umgebung ablenkend. Die Aufmerksamkeit und das Lernverhalten werden dadurch gestört. Mehrere psychologische Studien haben den Einfluss einer bunt dekorierten Umgebung auf das kindliche sowie jugendliche Gehirn untersucht: In Räumen mit vielen visuellen Reizen fiel nicht nur eine geringere Konzentration negativ auf. Die durchgeführten Wissenstests zeigten außerdem, dass Schülerinnen und Schüler in bunt dekorierten Räumen weniger lernten.
Dennoch sollte man laut Psychologin Anna Fisher nicht auf jegliche Dekoration im Klassenzimmer verzichten: „Therefore, I would suggest that instead of removing all decorations, teachers should consider whether some of their visual displays may be distracting to young children.“ (Ich würde nicht dazu raten, sämtliche Dekoration zu entfernen. Stattdessen sollten Lehrkräfte abwägen, ob einige optische Elemente ablenkend für junge Kinder sein könnten, VW)
Die Forscherin hatte an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh Untersuchungen mit Kindern im Kindergartenalter durchgeführt. Dabei stellte sie fest, dass die Fünf- bis Siebenjährigen in Räumen mit wenig Dekoration am meisten lernten und sich am wenigsten ablenken ließen.
Dos und Don’ts im Klassenzimmer
Da Kinder und Jugendliche in den unteren Jahrgängen viel Zeit im Klassenzimmer verbringen, sollte die Dekoration einen positiven Effekt auf die Motivation der Schüler und Schülerinnen haben. Dabei sollten Lehrkräfte darauf achten, dass sie aktuelle Poster und Lernmaterialien zur Verfügung stellen und alte Materialien regelmäßig zu aktualisieren.
Dos
- Schülerplakate: Durch das Ausstellen aktueller Projekte fühlen sich die Schülerinnen und Schüler motiviert. Zusätzlich können sie sich besser an den Lernstoff erinnern.
- Vorbilder schaffen: Poster mit Bildern von Persönlichkeiten, Zitaten oder kurzen Geschichten inspirieren die Lernenden und vermitteln eine Sinnhaftigkeit im Lernen. Dabei sollten Stereotype unbedingt vermieden werden.
- Freiraum für Ideen: 20 bis 50 Prozent der Wände des Klassenzimmers sollten frei bleiben, empfiehlt eine britische Studie. Sie hatte 153 Klassenzimmer untersucht und wichtige Merkmale einer guten Lernumgebung zusammengestellt. Stattdessen sollte der Lehrer bzw. die Lehrerin alte Dekoration regelmäßig gegen aktuelle tauschen.
Don‘ts
- Öffentliche Bewertungen: Eine Sternchentafel kann für Schülerinnen und Schüler, die sich gut entwickeln, motivierend wirken. Kinder, die jedoch Schwierigkeiten mit den Aufgaben haben, fühlen sich davon eher demotiviert und beschämt.
- Dunkelheit: Lehrkräfte sollten darauf achten, dass die Fenster nicht zugezogen oder mit Dekoration versehen sind – außer das einfallende Licht blendet zu sehr. Schülerinnen und Schüler, die viel natürlichem Licht ausgesetzt sind, schneiden in Mathe und beim Lesen besser ab. In Klassenzimmern ohne Fenster sollte die Beleuchtung entsprechend angepasst werden.
- Wandfarbe: Bunte Wandfarben machen das Klassenzimmer unruhig. Daher sollten sie nur vereinzelt eingesetzt werden. Ansonsten empfehlen sich neutrale Töne für die Wände.
Checkliste für mehr Ordnung im Klassenzimmer
Damit es mit der Ordnung im Klassenzimmer klappt, können Lehrerinnen und Lehrer diese fünf Bereiche nacheinander durchgehen. So sortieren sie systematisch aus, was nicht mehr benötigt wird, ersetzen, was defekt ist und unterstützen ihre Schülerinnen und Schüler mit einer verbesserten Lernumgebung.
- Wandgestaltung: Passt die Wanddekoration zum aktuellen Thema? Regt sie zum Nachdenken an? Ist sie ansprechend gestaltet?
- Schülerarbeiten: Entsprechen die Werke der Schülerinnen und Schüler dem aktuellen Lern- bzw. Kompetenzstand? Regen sie die Kreativität der Mitschülerinnen und Mitschüler an oder laden sie eher zum Abschreiben ein?
- Ausstattung: Funktioniert die Ausstattung im Klassenzimmer? Ist sie angemessen, um die Ansprüche der Klasse ans Lernen zu erfüllen? Entspricht sie der Realität der Schülerinnen und Schüler im Alltag?
- Lehrplan: Sind die Arbeitsblätter und Handouts aktuell? Gibt es eine digitale Version des Arbeitsblatts? Gibt es eine überarbeitete Version des Lehrmaterials, sodass die alte aussortiert werden kann?
- Digitale Ablage: Ist die Ablage auf dem Computer übersichtlich? Sind wichtige Dokumente, Websites und Programme schnell und problemlos zu finden?
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Titelbild: © Szasz-Fabian Ilka Erik/shutterstock.com
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