Berufe: Wie wird man … Streamer?

Es gibt Menschen, die lieben Computer-Spiele. Für sie ist das Spielen wie ein Beruf. Sie streamen während des Spielens live und lassen so Zehntausende an ihren Erfolgen und Misserfolgen teilhaben.

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EisohneWaffel ist League of Legends-Streamer. Im normalen Leben heißt er Chris. Im Interview spricht er über Chancen und Mythen des Streamer-Daseins.

Chris, du spielst League of Legends und streamst live bei Twitch. Wie hast du angefangen? Was waren deine ersten PC- und Online-Spiele?
Chris: „Um ehrlich zu sein, weiß ich das gar nicht mehr so genau. Ich hatte nie viel mit Computern zu tun, bis ich in die Schule ging. Irgendwann habe ich gesehen, wie mein Vater Moorhuhn spielte. Das hat mich neugierig gemacht. Mein erstes eigenes Spiel war Jazz Jackrabbit, ein Jump’n’ Run-Spiel. Mein erstes Online-Spiel war Diablo, das war aber viel später!“

Worin besteht für dich der Spaß am Streamen?
Chris: „Die Motivation und der Spaß besteht beim Streamen im Umgang mit der Community. Du bist quasi nie allein: Du hast immer jemanden zum Reden, die Leute fiebern mit und manchmal ärgert man sich auch ein wenig gegenseitig. Man lernt viele neue Leute kennen. Es bilden sich Grüppchen um dich herum. Irgendwie ist man für das alles verantwortlich. Das schönste Erlebnis war, als sich ein Mädchen bei mir bedankt hat, weil sie ihren Freund über meinen Channel kennengelernt hat!“

Bist du manchmal auch davon genervt oder unmotiviert?
Chris: „Nein, eigentlich nicht. Es steht mir ja frei, ob ich streame oder ob ich einen Tag auslasse. Wenn man unmotiviert ist, sollte man die Finger davon lassen, da die Zuschauer das mitbekommen. Und glaubt mir, Feedback kann sehr hart sein! Deshalb würde ich nie genervt an die Sache gehen. “

Wie vernetzt du dich mit anderen Streamern?
Chris: „Gerade in den Anfängen läuft sehr viel über Streaming-Communitys, die sich bei einem melden. So kann man sich schnell vernetzen. Später liegt es bei einem selbst, zu wem man Kontakt aufbauen möchte. Es gibt viele Streamer, die ihr eigenes Ding machen, aber auch viele, die in Gruppen arbeiten, um effektiver zu sein.

Herrscht ein Konkurrenzdenken unter euch?
Chris: „Ja, es gibt eine Art Konkurrenzdenken. Wie fast überall im Leben geht es um Followerzahlen. Für einige hängt an diesen Zahlen Geld. Die Zahlen müssen also stetig wachsen.“

Wie erreicht man eine große Followerzahl?
Chris: „Kontinuität, Leidenschaft, Spaß an der Sache. Jeder erreicht irgendwann eine Grenze. Dann geht die Followerzahl nicht viel weiter nach oben. Man muss sich überlegen, was man machen kann, um diese Grenzen zu sprengen. Man muss den Zuschauern zeigen, dass man nicht nur eine Eintagsfliege ist. Viele Streamer geben nach einem Monat mit ‚nur‘ zehn Zuschauern auf. Geduld spielt eine sehr große Rolle. Man braucht auch das gewisse Etwas, z. B. ein besonderes Wissen, ein Markenzeichen oder einfach einen Unterhaltungsfaktor. Vielen Streamern fällt es zu Beginn schwer, ‚gegen eine Wand zu reden‘. Man redet schließlich mit sich selbst. Das fühlt sich komisch an. Es ist aber reine Übungssache. Das war bei mir zu Anfang genauso. Dann hat mich meine Freundin von der Seite angestupst und meinte: ‚Rede!‘“

Willst du deine Aktivitäten noch auf andere Online-Spiele ausweiten?
Chris: „Das wird sich nicht umgehen lassen. Jedes Spiel wird irgendwann durch ein ‚besseres‘ ersetzt. Da muss man, wenn man hohe Followerzahlen haben möchte, schon ein Stück mit dem Strom schwimmen. Deshalb ist es auch als Streamer wichtig, flexibel zu sein.“

Wie viel Zeit verbringst du in Woche im Stream?
Chris: „Schwierig zu sagen, da es wirklich von Woche zu Woche stark schwankt. Wenn ich mal streame, sind es meist so fünf bis sechs Stunden und das an etwa fünf Tagen in der Woche, also insgesamt circa 25 bis 30 Stunden.“

Kann man in Deutschland vom Spielen und Streamen leben?
Chris: „Es gibt eine Handvoll Leute, die das können. Aber wer denkt, dass man darin eine Zukunft findet, ist ein wenig blauäugig. Gerade in Deutschland ist es schwierig. Selbst die Pro-Gamer haben es hier nicht leicht. In Amerika und Asien sieht das anders aus. Aber irgendwann wird auch dieser Trend mit steigender E-Sport-Fanzahl in Deutschland ankommen.“

Was glaubst du, wie wird man Pro-Gamer? Braucht man dafür ein besonderes Talent oder eher Fleiß?
Chris: „Eine Mischung aus beidem. Es ist ähnlich wie beim Sport in der Schule: Einige haben die motorischen Fähigkeiten, andere nicht. Wenn man diese dann zum Profisportler ausbauen möchte, braucht man extrem viel Zeit, Geduld und Fleiß. Wenn ich darüber nachdenke, dass allein deutsche Profispieler bis zu 15 Stunden am Tag trainieren und das sechs Tage in der Woche, dann weiß ich genau, wie anstrengend dieser Beruf sein kann. Ich glaube, das sehen viele nicht. Wenn man quasi gezwungen ist zu spielen, vergeht einem schon manchmal der Spaß daran. Aber wenn man gut sein will, gehört Ehrgeiz und Training dazu.“

Vielen Dank für das Interview!

Chris_EisohneWaffel

Chris, 25, kommt aus Berlin und studiert Brauerei -und Getränketechnologie. Er hat dieses Jahr mit dem Streamen angefangen.
Zu seinem Leben gehörten eigentlich schon immer viel Sport und Zocken.

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