FFP: Mit eigenen Interessen fordern und fördern
Forschendes Lernen ermöglicht über Schularten und Fächer hinweg einen Perspektivwechsel. Lernende werden so in ihren Interessen gefördert und erleben eine hohe Eigenmotivation.
Münster macht es vor: Hier lernen Schülerinnen und Schüler in Forder-Förder-Projekt (FFP) über ein Thema, das sie nach eigenem Interesse ausgewählt haben. Das Angebot konzentriert sich dabei vor allen Dingen auf die individuelle Förderung von Lernenden aller Schulformen. Sie sollen so in einigen Lernkompetenzen gefördert und in ihren Interessen und Begabungen gefordert werden.
Wie werden die Themen gefunden?
Es erfolgt zu Beginn der Projektarbeit im FFP eine Diagnostik durch die pädagogische Fachkraft, in der der individuelle Förder- und Forderbedarf der Schülerinnen und Schüler festgestellt wird. Im Anschluss müssen die Kinder selbst entscheiden, welches Thema sie interessiert. Dabei soll es so spannend für sie sein, dass sie sich ein halbes Jahr damit auseinandersetzen möchten. So lange geht das FFP pro Schuljahr.
Welche Ideen sind im FFP möglich?
Prinzipiell ist jede Idee willkommen und möglich. Die Kinder und Jugendlichen sollen ihre Themen anhand ihrer Interessen oder Lebenswelten finden. Das Lehrpersonal wird durch Fortbildungen darin geschult, Möglichkeiten aufzuzeigen, ohne ein Thema oder eine Richtung zu stark vorzugeben. Mögliche Themen können Solarenergie, Verhaltensbiologie oder Soziologie sein aber auch technische Themen sein. Unterstützt werden die Lehrkräfte an den Münsteraner Schulen durch das Internationale Centrum für Begabungsforschung (ICBF), das auch Leitfäden zum Arbeiten im FFP herausgibt.
Dann arbeiten den Kindern im folgenden halben Jahr an einem Thema. Am Ende wird das es eventuell vor Schule und Eltern präsentiert. Ziel des FFP in der Grundschule und den unteren Klassen der SEK I ist es, den Schülerinnen und Schülern über ihre Interessen Strategien des selbstregulierten Lernens zu vermitteln. Sie lernen so z. B., wie man ein Lerntagebuch führt, sich organisiert und Zeiten einteilt.
Wenn sich die Jugendlichen in der siebten, achten oder neunten Klasse im FFP engagieren, wird der Fokus stärker auf das forschende Lernen gesetzt. Dabei soll vor allen Dingen das Finden und Beantworten einer wissenschaftlichen Frage erprobt werden. Die Schülerinnen und Schüler werden dabei von Lehramt-Studierenden der Uni Münster in Zusammenarbeit mit dem Schulpersonal betreut.
Am Ende der Projektphase erstellen die Kinder und Jugendlichen eine Expertenarbeit und halten einen Vortrag vor Publikum. Durch die verschiedenen Schritte des FFP lernen die Schülerinnen und Schüler Recherchemethoden, Dokumentation, Präsentationsmöglichkeiten und Wissensinhalte gleichermaßen kennen.
Welche Formen des FFP gibt es?
In der Sekundarstufe 1, im Anschluss an die Grundschule lernen die Kinder das erste Mal in den Stufen 5 und 6 das Fördermodell kennen und können anschließend in Stufe 7 bis 9 an „FFP Advanced“ teilnehmen. Eine Voraussetzung dafür ist, dass alle beteiligten Projektschulen zuvor bereits für Grundschulkinder das Drehtürmodell oder das Regelprojekt angeboten haben, um den grundlegenden Ablauf des FFP zu vermitteln.
Im FFP im Drehtürmodell verlassen die Grundschulkinder für zwei Stunden in der Woche den Unterricht und arbeiten in Kleingruppen an ihren Projekten.
Bei FFP im Regelprojekt wird die individuelle Förderung im Projektcharakter als Teil des Unterrichts für die ganze Klasse durchgeführt. Hier gibt es dann auch eine Abschlusspräsentation der Ergebnisse vor Schule und Eltern.
„FFP Advanced“ wird als dritte Projektform ab Klasse 7 ebenfalls in kleinen Lerngruppen organisiert. Hier werden die Ergebnisse durch die Schülerinnen und Schüler in einem größeren Rahmen präsentiert.
Mittlerweile wird das FFP an über 150 Schulen in NRW im Regelunterricht als Projekt für die ganze Klasse angeboten. Die beteiligten Lehrkräfte werden durch Fortbildungsangebote des Landeszentrums entsprechend unterstützt.
Titelbild: © Dmytro Zinkevych/shutterstock.com
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