Kampfplatz Schule: Mobbing unter Lehrern

Lehrer müssen sich gegen viele Seiten behaupten – missmutige Schüler, überambitionierte Eltern, besorgte Schulleitungen und sogar Kollegen. Wie Sie Kollegen-Mobbing rechtzeitig erkennen und verhindern können.

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Im Lehrerzimmer wird es still, wenn Sie den Raum betreten. Kolleginnen und Kollegen beäugen Sie von der Seite und stellen Ihre Vorschläge permanent infrage. Die Schulleitung weicht Ihren Anfragen aus. Wenn Ihnen das bekannt vorkommt, sind Sie Mobbing ausgesetzt. Wie Sie vorgehen können.

Gründe fürs Mobbing unter Lehrkräften

Obwohl Lehrkräfte es schaffen, Konflikte unter der Schülerschaft aufzudecken und zu unterbinden, fällt es ihnen im eigenen Kollegium oft schwer. Hauptursache für Mobbing unter Lehrerinnen und Lehrern ist die Schulleitung. Wer bei ihr in Ungnade fällt, sieht sich zunehmend der Ausgrenzung durch Kolleginnen und Kollegen ausgesetzt. Berufsanfängerinnen und -anfänger werden gemobbt, wenn sie nach Meinung ihres Umfelds zu ambitioniert und motiviert arbeiten. Damit ecken sie vor allen Dingen bei älteren Lehrkräften an. Längere Krankheitsausfälle können im Kollegium zu der Vermutung führen, der oder die Betroffene wolle sich vor der Arbeit drücken. Andersherum kann es passieren, dass die neue Schulleitung einer Schule sich attackiert fühlt. Schließlich werden Lehrerinnen und Lehrer auch von der Schülerschaft gemobbt oder umgekehrt. Da Schule ein komplexes, hierarchisch strukturiertes Soziotop ist, ist das Konfliktpotenzial besonders hoch. Je größer das Lehrkollegium, desto isolierter arbeitet der bzw. die Einzelne vor sich hin. In Deutschland fühlt sich jeder sechste Lehrer und jede sechste Lehrerin von anderen Lehrkräften gemobbt.

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Formen von Mobbing

aktives Mobbing

  • Beschimpfungen, Beleidigungen
  • Ausgrenzung
  • Demütigung
  • Diskriminierung
  • Ausnutzung von Krankheiten gegen Betroffene
  • Belästigung am Arbeitsplatz
  • Androhung von Gewalt oder Misshandlung
  • Zwang zu gesundheitsschädlichen Aufgaben


passives Mobbing

  • Meiden
  • Ignorieren
  • Ausschluss aus Gesprächssituationen
  • Verleumdung
  • Über- bzw. Unterforderung
  • Belästigung am Arbeitsplatz
  • Androhung von Gewalt oder Misshandlung
  • Schneiden bzw. Unterbinden von Äußerungen

Bleiben Sie nicht stumm

Der wichtigste Hinweis des Vereins Bundesarbeitsgemeinschaft Lehrer gegen Mobbing ist, sich an die Schulleitung, die Schulverwaltung und andere Verantwortliche der Schule, z. B. den Lehrerrat oder den Personalrat, zu wenden. Auch der schulpsychologische Dienst kann weiterhelfen. Am besten verfassen Sie eine schriftliche Anfrage, der Sie z. B. Angaben zu Zeugen, Klassenbucheinträge, Schriftverkehr jeglicher Art oder Gedächtnisprotokolle anfügen. Sollte das Mobbing bereits länger andauern, empfehlen einige Beratungsstellen das Führen eines Mobbingtagebuchs mit Angaben zum Datum, zur Dauer und Person, von der das Mobbing ausging. So kann später eine lückenlose Aufklärung unterstützt werden.
Die Schulleitung ist hierbei die bedeutendste Instanz. Sie hat die Pflicht, ein respektvolles Arbeitsklima zu schaffen und gegen Mobbing vorzugehen. Wenn sich die Schulleitung offen im Kollegium gegen Mobbing ausspricht, unterstützt dies ein positives Gesamtklima. Sträuben Sie sich nicht vor der Konfrontation! Das Ansprechen von Missständen erfordert ein selbstbewusstes, selbstsicheres Auftreten, das Mobbende durch ihre Handlungen nicht zeigen.

Suchen Sie Kontakt zu Hilfsorganisation

Bei Hilfsorganisationen und Vereinen wie der Fairness-Stiftung können Sie sich beraten lassen. Ihre Situation wird von Außenstehenden eingeschätzt und es werden Ihnen konkrete Vorschläge für das weitere Vorgehen gemacht. Kontakte zu Rechtsberatern oder externen Streitschlichtenden vermitteln diese Stellen ebenfalls.

Andere Bewältigungsstrategien bei Ausgrenzung

Es gibt weitere Strategien, die Sie anwenden sollten, um sich aus der Rolle des Mobbingopfers zu befreien. Denn schlimmstenfalls entsteht durch das Mobben eine Spirale aus Stress und Burn-out. Zuerst sollten Sie Ihre Situation reflektieren. Gibt es Aspekte im eigenen Verhalten, die eine übermäßig negative Reaktion aus Ihrem Umfeld rechtfertigen? Hierbei sollten Sie jedoch nicht zu kritisch mit sich sein. Machen Sie sich auch klar, ob Sie den Anforderungen, die an Sie gestellt werden, gerecht werden. Haben Sie die nötigen Ressourcen? Erhalten Sie für erfolgreich gelöste Problemstellungen die notwendige Anerkennung und Zuspruch? Erhalten Sie regelmäßiges Feedback zu Ihrer Arbeit? Können Sie sich mit alltäglichen und besonderen Ereignissen an jemanden innerhalb der Arbeit wenden? Wenn Sie sich wohl in Ihrer Arbeitssituation und mit Ihren gegebenen Grundlagen fühlen, können Sie sicherer auftreten. Dadurch sind Sie weniger anfällig für negative Kommentare oder das verletzende Verhalten von Kolleginnen und Kollegen.

Sorgen Sie für Ausgleich

Außerhalb des Arbeitsplatzes sollten Sie mit Freizeitaktivitäten, wie Sport, Hobbys oder Unternehmungen mit Nicht-Lehrenden, die Arbeit gedanklich ausblenden. So räumen Sie dem Konflikt nicht noch mehr Platz ein, als er bereits erhält. Sollten Sie sich nicht mehr allein zurechtfinden, kann professionelle Unterstützung, z. B. in Form einer Therapie, sinnvoll sein.



Wurden Sie schon einmal von Kolleginnen und Kollegen gemobbt bzw. hatten das Gefühl ausgegrenzt zu werden? Teilen Sie gerne Ihre Erfahrungen in einem Kommentar unter diesem Beitrag.



Titelbild: © Dragana Gordic/shutterstock.com