Quinoa – außergewöhnlicher Name, außergewöhnliches Vorhaben
Einige kennen Quinoa als Beilage auf dem Teller. Aber was hat das mit Schule zu tun? Quinoa ist nicht nur ein Gewächs, sondern auch eine Unternehmergesellschaft in Berlin-Wedding, die Großes bewirken will: Eine Schule für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche gründen.
Sprache als Schlüssel
Die neue Schule im Wedding soll besonders Kindern und Jugendlichen, die aus sozial schwachen, Migranten- oder Hartz-IV-Familien stammen, bessere Chancen auf einen Bildungsaufstieg bieten. Die beiden Gründer Dr. Fiona Brunk und Stefan Döring setzen dabei auf Mehrsprachigkeit.
Die Deutschkenntnisse der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund sollen soweit verbessert werden, dass sie sie fließend sprechen und schreiben können. Die eigene Sprache und die Kultur der Familie sollen trotzdem nicht verloren gehen. So sollen Türkisch, Arabisch und Romani als Schulfächer angeboten werden – für jeden freiwillig, zusätzlich zum normalen Unterricht.
Chancen durch Berufung
Das Gründer-Duo hat bereits Erfahrungen an verschiedenen Schulen im Wedding gesammelt. Während ihrer Zeit bei Teach First haben sie als Lehrkräfte gearbeitet. Nun wollen sie weiter helfen, die Chancen auf Schulabschluss und Berufsausbildung zu verbessern.
Der zweite Schwerpunkt von Quinoa liegt auf der Berufung der Schülerinnen und Schüler. Ziel ist es, dass jeder eine Berufsausbildung bekommt oder die gymnasiale Oberstufe erreicht. Schon ab der siebten Klasse sollen die Schülerinnen udn Schüler deshalb mit Hilfe von Tutoren Berufe kennenlernen, um sich frühzeitig orientieren zu können.
Das liebe Geld
Mit der Unterstützung verschiedener Stiftungen wird gerade eine integrierte Sekundarschule, die gleichzeitig Ganztagsschule sein soll, ins Leben gerufen. Sie soll vor allem für Hartz-IV-Empfänger bezahlbar sein – lediglich das Mittagessen muss von den Eltern bezahlt werden. Außerdem soll die Möglichkeit bestehen, Teil- und Vollstipendien an die Lernenden zu vergeben.
Neben der finanziellen Unterstützung durch Stiftungen und den Staat, hofft das Gründer-Team auf Zusammenarbeit mit Ausbildungsbetrieben und Hilfe von Leuten, die in Bildung investieren möchten. Nach derzeitigem Plan soll sich die Schule ab 2018 selbst tragen.
Das Konzept
Das Unterrichtsmodell soll dafür sorgen, dass die Schülerinnen und Schüler individueller gefördert werden. Gleichzeitig soll das Lernen selbständiger werden als im traditionellen Frontalunterricht. So sind beispielsweise Lernbüros geplant, in denen in kleinen Gruppen gearbeitet und gelernt werden kann. Falls in den vorherigen Schuljahren doch das eine oder andere versäumt oder nicht verstanden wurde, gibt es in den Büros auch Lernmaterial für die Grundlagen. Ziel der Gründer ist es, dass das Schulprogramm nie zum Stillstand kommt – es soll sich mit der Zeit mitentwickeln.
Unter dem Motto „Herbstakademie“ findet in den Herbstferien 2013 ein zweiwöchiger Probelauf der Schule statt. 20 Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen sechsten Klassen des Stadtteils Berlin-Wedding werden die ungewöhnliche Schulform in dieser Zeit auf Herz und Nieren prüfen.
Titelfoto: Quinoa-Gründer, © Florian Büttner
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