5 goldene Regeln fürs Vokabellernen
Damit sich das Pauken von Vokabeln nicht wie das Waten durch Treibsand anfühlt, sollten Lehrende sowie Schülerinnen und Schüler diese fünf Regeln beachten.
Um Vokabeln jederzeit abrufen zu können, muss man sie als Nicht-Muttersprachler bzw. Nicht-Muttersprachlerin verinnerlicht haben. Das gelingt zum einen durch häufiges Wiederholen und zum anderen durch die praktische Anwendung. Nur wenn man die „Seele“ eines Wortes erfasst hat, kann man es auch sicher und präzise anwenden. Ausgehend von einem Edutopia-Artikel zu den „The Must Dos of Vocabulary Instruction“ haben wir fünf Regeln zum Lehren und Lernen von Vokabeln aufgestellt.
Regel Nummer 1: Die richtige Auswahl erleichtert das Lernen.
Endlos lange, wild zusammengewürfelte Vokabellisten, die innerhalb kurzer Zeit auswendig gelernt werden müssen, bleiben nur selten hängen. Der Grund: Das Gehirn „wehrt“ sich dagegen, Informationen aufzunehmen, die es in keinen Bezug zueinander oder zu bereits existierenden Informationen stellen kann. Es wird die neuen Vokabeln nicht vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis überführen. So verschwinden die neuen Vokabeln bereits nach kurzer Zeit wieder aus der Erinnerung der Lernenden.
Es ist daher als Lehrerin bzw. Lehrer wichtig, eine möglichst kleine Auswahl relevanter Wörter vorzugeben, die in der nächsten Zeit wiederholt werden soll. Im Edutopia-Artikel berichtet Lehrerin Rebecca Alber von sieben Vokabeln für einen zweiwöchigen Lernzeitraum. Sie achte bei der richtigen Auswahl der zu lernenden Vokabeln darauf, dass diese Wörter häufig und in unterschiedlichen Situationen genutzt werden können.
Regel Nummer 2: Tägliches Wiederholen ist der Schlüssel zum Erfolg.
Die neuen Vokabeln müssen häufig wiederholt werden, damit sie nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Zu Beginn sollten sie täglich geübt werden und so häufig wie möglich in alltägliche Situationen eingebunden werden. So verknüpft sich eine Vokabel mental mit einem bestimmten Ereignis oder einer Situation, sodass sie von den Lernenden leichter im nächsten Test oder der nächsten Klassenarbeit abgerufen werden können.
Jessica Alber empfiehlt, dass die Lehrenden die Vokabeln in nachvollziehbaren Beispielen einbinden und diese z. B. beim Aufgeben von Hausaufgaben verwenden. Außerdem fordere sie ihre Lernenden auf, die Vokabeln in ihrem Alltag zu verwenden und in der nächsten Stunde zu berichten, in welchen Situationen diese Wörter angewendet werden konnten.
Regel Nummer 3: Vokabeln sollten sichtbar sein.
Wer mit mehreren Sinnen lernt, behält Vokabeln besser. Neben dem Aufschreiben und Sprechen der Vokabeln kann also auch das Lesen helfen. Dafür können Lehrerinnen und Lehrer eine Vokabelwand im Klassenzimmer aufbauen, auf die die Lernenden zu einem spezifischen Wort Bilder, Analogien, Erklärungen oder Referenzen, z. B. aus Filmzitaten oder Songs, zusammentragen. Die kreative Auseinandersetzung mit den Vokabeln hilft den Lernenden spielerisch dabei, sich Eselsbrücken zu bauen, um sich später besser zu erinnern.
Regel Nummer 4: Bereits bekannte Vokabeln werden mit auf die Lernreise genommen.
Egal, ob im Gespräch oder bei kleineren Übungen: Lehrerinnen und Lehrer sollten Begriffe, die bereits von den Schülerinnen und Schülern gelernt wurden, erneut aufgreifen, in Beispiele einbinden oder sogar als Liste für alle führen. So wird der gemeinsame erarbeitete Erfolg sichtbar. Das schweißt die Klasse bzw. Lerngruppe zusammen.
Regel Nummer 5: Explizit eingeforderte Vokabeln erhöhen die Motivation der Lernenden.
Wenn die Lernenden wissen, dass sie am Ende einer Lerneinheit die neu gelernten Vokabeln in irgendeiner Art und Weise präsentieren müssen, z. B. in einem Referat oder einem Essay, steigt ihre Motivation, sich wirklich mit diesen auseinanderzusetzen. Lehrerinnen und Lehrer sollten daher klarmachen, dass es ihnen wichtig ist und es sogar in die Benotung einfließt, wenn die Schülerinnen und Schüler die neuen Vokabeln sinnvoll in ihrer selbstständigen Arbeit anwenden. So erhöht sich die Relevanz der Vokabeln für alle Beteiligten und die Kreativität wird angeregt.
Haben Sie weitere Tipps, die Sie aus Ihrem Unterricht teilen möchten? Schreiben Sie uns gern einen Kommentar unter diesen Beitrag.
Titelbild: © favorita1987/shutterstock.com
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Für Schüler ist folgender Tipp zwar nicht geeignet, aber im Ausland lernt man vieles sehr gut abends am Tresen. Da sinkt auch die Hemmschwelle bei der Anwendung…
Klingt nett, ist aber praktisch kaum umsetzbar
Ich habe als Leiter einer Nachhilfeschule tagtäglich mit dem Auffüllen von Vokabellücken zu tun und in meiner Zeit als Lateinlehrer an einem Gymnasium habe ich umfangreiche Erfahrungen damit gemacht. Punkt 1 und Punkt 2 stimme ich zu. Vokabeln sollten nach Wortarten oder Schwerpunkten ausgewählt sein, sicher. Ebenso ist das mehrfache Wiederholen (mit zeitlich immer größeren Abständen) sinnvoll – wird aber nur selten praktiziert, so wie es auch kaum überprüfbar ist. Die „Lernreise“ lassen wir mal besser im Waldkindergarten; vielmehr geht es um das Erlernen und Einüben der Vokabeln in einem Zusammenhang – siehe dazu Punkt 1. Dass Vokabeln „sichtbar“ sein sollten, liegt ebenfalls auf der Hand. Vokabeln sollten, wenn möglich, mit Beispielssätzen erlernt werden.
Aufwendige Lernplakate werden aber bei unserem zerklüfteten und hektischen Lernalltag zeitlich kaum möglich sein. Schließlich haben wir es an den Gymnasien ab der 6. Klasse bereits mit 2 Fremdsprachen zu tun.
Unser Problem ist schlicht und einfach, dass zu wenig Kontinuität im Üben besteht und der Lernalltag zu häufig von unsinnigen Veranstaltungen unterbrochen wird, der Stundenausfall zu hoch ist und ein aberwitziger Verwaltungsaufwand die Lehrer von ihrer eigentlichen Aufgabe entfremdet. Somit bekommen die Kinder zu wenig Input. Solange nicht mehr das Lernen, sondern andere Aspekte wie Klassenfahrten, Diskussionen über das richtige Frühstück oder den Sinn von Hausaufgaben im Vordergrund stehen, bringen auch die besten Lernkonzepte nichts.