6 Tipps für eine stärkere Mitarbeit von Schüler*innen im Unterricht
Sie träumen davon, Ihr Klassenzimmer sei ein Ort des Austauschs, der Inspiration und der angeregten Diskussion? Mit diesen sechs Tipps kann dieser Wunsch Wirklichkeit werden.
„Lass uns drüber sprechen!“
Es kann mühsam sein, die Schüler*innen zu einer aktiven Beteiligung zu bewegen. Aber die Bemühungen werden mit einem tieferen Verständnis der Materie belohnt. Lehrkräfte bekommen durch den direkten Austausch mit den Kindern außerdem direkt mit, an welchen Stellen es Unklarheiten bzw. Missverständnisse gibt.
Für die Lehrkraft bedeutet ein aktives Klassenzimmer jedoch auch mehr Vorbereitung und akkurate Planung. Wenn die Beteiligung dem „Komme-wer-wolle“-Prinzip überlassen wird, beteiligen sich nur einige wenige Kinder am Unterricht, während die Mehrheit weiterhin schweigt.
Ein einfacher Trick ist es, den Schüler*innen etwas mehr Zeit zu lassen, um sich nach einer Frage selbstständig zu melden. So handhabt es auch die „California Teacher of the Year“ Rosie Reid laut ihrem Gastbeitrag auf Edutopia. Aber sie gibt noch weitere Tipps, um ihre Schüler*innen zu einer stärkeren Mitarbeit zu motivieren.
6 Tipps für eine stärkere Beteiligung von Schüler*innen
Sie haben eine Aufgabe verteilt und wollen, dass sich die Kinder bzw. Jugendlichen selbstständig melden oder engagiert im Klassenverband austauschen? So können Sie vorgehen:
- Reihenfolge vorgeben: Wer hat als Nächstes Geburtstag? Oder: Wer sitzt ganz vorne rechts im Raum? Legen Sie als Lehrer*in die Sprechreihenfolge fest, damit alle eine faire Chance bekommen, ihre Gedanken zu teilen. Ohne eine Vorgabe dominieren die lautesten Schüler*innen.
- Aufschreiben, austauschen, vortragen: In Anlehnung an das „Think – Pair – Share“-Prinzip kann es noch besser funktionieren, wenn die Schüler*innen ihre Überlegungen aufschreiben. Erst danach tauschen sie sich in Gruppen zu zweit oder dritt aus. So argumentieren die Kinder bzw. Jugendlichen einerseits strukturierter. Andererseits beteiligen sich mehr Schüler*innen am Gespräch, weil sie verschiedene Ideen vorab aufgeschrieben haben und sich daher nicht auf dem erstbesten Gruppen-Konsens ausruhen, um ihn zu präsentieren.
- Paare und Vierecke: In längeren Arbeitsphasen können zwei Schüler*innen als festes Team an einer Aufgabe arbeiten. Wenn sie dazu für Brainstorm- oder Diskussionsaufgaben noch einem weiteren Zweierpärchen zugeordnet werden, wird die Bindung zum*r eigenen Projektpartner*in gestärkt. Gleichzeitig bekommen sie durch die Arbeit im Viererteam zusätzlichen Input und können sich gegenseitig ein differenziertes Feedback geben. Nebeneffekt: Im Schuljahresverlauf wird nach und nach die Hemmschwelle gesenkt, sich zu melden. Denn irgendwann hat sich jede Schülerin und jeder Schüler intensiv im Paar oder im Viereck mit den anderen ausgetauscht.
- Gib eine Information, erhalte eine Information: Bei der Methode „Give one, get one“ bewegen sich die Schüler*innen durch den Raum und erhalten jeweils eine neue Information von einer Mitschülerin bzw. einem Mitschüler. Im Anschluss geben sie eine Information weiter. Dazu lesen alle Kinder vorab Thementexte mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Sie überlegen und verschriftlichen, welche Kerninformation sie herausziehen und weitergeben möchten.In diesem Video erklärt eine Lehrerin das Prinzip auf Englisch:
- „Give one, get one“ mit Musik: Die zuletzt genannte Methode kann intensiver gestaltet werden, indem die Lehrkraft Musik einsetzt. Die Schüler*innen tanzen oder bewegen sich durch das Klassenzimmer, während die Musik läuft. Stoppt die Musik, tauschen sie sich mit der Person aus, die neben ihnen steht. Lehrerin Reid empfiehlt, mit einer Stoppuhr die Zeit zu messen, sodass jede Schülerin bzw. jeder Schüler für eine Minute zum gewählten Fakt sprechen kann.
- Individuelle Schülerziele für die Mitarbeit: Mithilfe der Metakognition können Schüler*innen dazu motiviert werden, sich selbstständig stärker einzubringen. Dazu verteilt Rosie Reid regelmäßig Karteikarten, auf denen die Kinder zu Beginn der Stunde für die nächste Zeit ein quantitatives und ein qualitatives Ziel festlegen.
So kann es für die Schüler*innen nicht nur sinnvoll sein, sich mehr zu melden, sondern auch darüber nachzudenken, wie man seinen Mitschüler*innen mehr Raum gibt, sich am Unterricht zu beteiligen. Was ist eine sinnvolle Anzahl an Redebeiträgen pro Stunde?
Für das qualitative Ziel können die Schüler*innen darüber nachdenken, ob sie z. B. stärker auf vorangegangene Redebeiträge eingehen oder sich stärker auf die Fachtexte beziehen möchten. Die Schüler*innen führen dann auf der Karteikarte selbstständig Protokoll über die Anzahl der gestellten Fragen und was der Inhalt war. Zum Schluss einer Mitarbeitsphase empfiehlt Reid, dass die Kinder auch direkt auf der Karteikarte über ihre Mitarbeit reflektieren und diese anschließend bei dem*r Lehrer*in abgeben.
Titelbild: © NarongchaiHlaw/shutterstock.com
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