Deutschunterricht in Georgien – eine Lehrerin berichtet

An der 52. öffentlichen Schule in Tiflis, der Hauptstadt Georgiens, ca. 3100 Kilometer von der deutschen Hauptstadt entfernt, lernen die Schülerinnen und Schüler neben Russisch und Englisch auch Deutsch. Seit 1979 ist Ana Mchedlishivili Deutschlehrerin in Tiflis. Sie erklärt uns, warum das Erlernen der deutschen Sprache für die Kinder und Jugendlichen so wichtig ist und was die Unterschiede zwischen georgischen und deutschen Schulen sind.

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Um halb neun beginnt für die 1500 Schülerinnen und Schüler der 52. öffentlichen Schule in Tblissi, oder auf Deutsch Tiflis, der Unterricht. Im Gegensatz zum deutschen Schulsystem unterscheidet man in Georgien nicht zwischen verschiedenen Schulformen. Hier gehen alle Kinder und Jugendliche aus den umliegenden Stadtbezirken der Millionenstadt von der 1. bis zur 12. Klasse in eine Schule. Jede Klasse besteht aus circa 30 Schülerinnen und Schülern. Nur für den Deutschunterricht werden die Klassen geteilt.

Die 52. ist seit 2008 eine DSD-Schule

„Seit 2008 ist die 52. öffentliche Schule als DSD-Schule, als eine Schule, die das Deutsche Sprachdiplom anbietet, anerkannt”, erzählt Ana Mchedlishivili, die seit 35 Jahren Deutschlehrerin für alle Klassenstufen ist. „Das heißt, dass die Schülerinnen und Schüler nach der 5., 9. und 12. Klasse Prüfungen ablegen können und ein entsprechendes Zertifikat bekommen.” Im Mai 2012 absolvierten zum ersten Mal zwölf Schülerinnen und Schüler erfolgreich die Prüfungen zum DSD2-Diplom. Mit diesem ist es ihnen nun möglich, in Deutschland zu studieren.

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Lesewettbewerb bei 5. Klassnern

Lesewettbewerb der 5-Klässler

„Das Programm wird durch das Zentralamt für Auslandsschulwesen unterstützt. So stehen den Schülerinnen und Schülern viele technische Geräte aber auch theoretisches Material zu Verfügung”, erzählt die Deutschlehrerin. Außerdem sei es den Schülerinnen und Schülern möglich, an vielen Sprachwettbewerben und Projekten teilzunehmen, Stipendien zu bekommen und einen Austausch nach Deutschland mitzumachen. „Meine Schülerinnen und Schüler haben ein sehr großes Interesse an der Sprache und auch an Deutschland”, berichtet Ana. „Dementsprechend sind sie im Deutschunterricht sehr motiviert.” Sogar eine eigene Schulhomepage Deutsch in Tbilissi haben sie zum Deutschunterricht angelegt. Ihr ist zu entnehmen, dass die Schülerinnen und Schüler in dem Lernen der Sprache eine Chance sehen, so heißt es auf der Startseite: „Mit diesem Programm haben wir die Möglichkeit mit Deutschland und Europa zu kommunizieren und das gefällt uns besonders.”

Lehreraustausch zwischen Georgien und Deutschland

Darüber hinaus herrscht ein reger Lehreraustausch zwischen Georgien und Deutschland. Schon dreimal begleitete Ana Mchedlishivil, organisiert durch ein PAD-Stipendium des Goethe-Instituts, die Lehrerinnen und Lehrer drei Wochen in einer deutschen Schule (in Saarbrücken und Nordhorn). Auch deutsche Lehrerinnen und Lehrer finden immer wieder ihren Weg nach Tiflis in die 52. Schule. Organisiert wird dieser Austausch von der Pasch-Initiative, welche weltweit Schulen vernetzt, an denen das Fach Deutsch eine wichtige Rolle spielt.

Deutsche und georgische Schulen

„Einen großen Unterschied zwischen georgischen und deutschen Schulen habe ich nicht bemerkt”, erzählt Ana. „Denn an beiden Schulen – in Georgien wie auch in Deutschland – spielt der Unterricht und seine Gestaltung eine zentrale Rolle im Leben eines Lehrers oder einer Lehrerin.” Hingegen sei in deutschen Schulen immer die Unterstützung der Regierung, so z. B. in der Ausstattung, erkennbar. „Hier bei uns muss vieles verbessert werden, da unser Land noch nicht so gut entwickelt ist.” Viele Schulen seien renovierungsbedürftig. Darüber hinaus verdienen einige Lehrerinnen und Lehrer mehr als andere. Das Gehalt ist abhängig von den Bewertungen der Lehrerzertifikate und liegt umgerechnet zwischen 170 und 420 Euro (400 und 1000 Lari).


Beim Osterneierbemalen

Beim Bemalen der Ostereier

Hingegen sei an den Schulen in Georgien die Beziehung zwischen den Lehrenden und der Schülerschaft besser. „Sie stehen einander nah. Die Schülerinnen und Schüler können mit uns Lehrerinnen und Lehrern über alle Themen und ihre Probleme offen sprechen. Und wir kennen fast alle Familien und haben zu ihnen einen engen Kontakt. Wir versuchen also, gemeinsam die Kinder zu erziehen. Was wirklich funktioniert”, berichtet die Deutschlehrerin. „Und wir sind immer auf der Suche nach neuen Wegen, Schülerinnen und Schülern eine optimale Ausbildung zu gewähren”, so Ana. Die Reformen an ihrer Schule seien ein großer Schritt in die richtige Richtung.

 

Alle Bilder: © Ana Mchedlishivili