DKJS: Wenn Schüler eine Firma gründen

Aus einer guten Idee kann leicht eine erfolgreiche Schülerfirma werden. Dafür braucht man nur Mitstreiter und Ausdauer.

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„Um ein guter Geschäftsführer zu sein, braucht man Durchhaltevermögen“, lacht Sören Owszak. Der 19-Jährige macht in Berlin-Mitte eine Ausbildung zum kaufmännischen Assistenten mit den Schwerpunkten Betriebs- und Personalwirtschaft. Als Geschäftsführer leitet er die Schülerfirma „Best Coaching“ der Best-Sabel-Berufsakademie. Zusammen mit den anderen Auszubildenden seines Azubiklasse gibt er Bewerbungsworkshops für Schülerinnen und Schüler. Die insgesamt acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von „Best Coaching“ wissen genau, wie ein Lebenslauf aufgebaut sein muss, ein perfektes Anschreiben formuliert sein sollte und welche Floskeln Personalerinnen und Personaler nicht lesen wollen.


Schulerfirma Best Coaching der Best-Sabel-Berufsakademie

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Die Schülerfirma „Best Coaching“ der Best-Sabel-Berufsakademie kennt sich mit Bewerbungen aus. | © Best Sabel

Von der guten Idee zur Firma

„Wer eine gute Idee hat, sollte sich vom ersten Jahr nicht abschrecken lassen. Hier werden die Weichen gestellt“, weiß Elke Neumann, Programmleiterin bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS). Sie berät Lernende und Lehrende bei der Gründung von Schülerfirmen in Berlin und kennt die Stolpersteine. Am Anfang müsse man sich – wie in einer richtigen Firma – viele Gedanken über das Produkt, die Rechtsform, den Vertrieb und die Personalaufstellung machen. Das könne aufwändig sein, aber dank der Unterstützung engagierter Lehrerinnen und Lehrer und Beratungsmöglichkeiten wie das „Fachnetzwerk Schülerfirmen“ der DKJS würden Schülerinnen und Schüler damit nicht alleingelassen. „Die Schülerfirma ist perfekt als Lernfeld geeignet, um Schülerinnen und Schülern praxisnah Prozesse der Wirtschaft beizubringen“, erklärt Neumann den Unterschied zwischen einer Schülerfirma und einer „echten“ Firma. Man müsse nur wachen Auges gucken, was die Schule braucht und eine gute Idee haben.

Diese gute Idee hatten auch die Gründer von „Best Coaching“: Als Auszubildende im Organisations- und Personalbereich sind sie nicht nur fachlich gut ausgebildet, sondern kennen auch die modernen Bewerbungsstandards. Dieses Know-how wollten sie in einer Schülerfirma umsetzen. Diese Idee erwies sich als derart erfolgreich, dass die Schülerfirma bereits von drei aufeinanderfolgenden Azubi-Jahrgängen übernommen wurde. Ein fester Stamm an Kunden-Schulen hat sich etabliert, die das Angebot von „Best Coaching“ in Anspruch nehmen. Schon zweimal gewann die Schülerfirma das Qualitätssiegel der DKJS als „Klasse Unternehmen“.

Spendenaktion für Schülerfirmen

Gemeinsam mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) sammelt Companisto, eine Plattform für Start-up-Crowdfunding, Spenden für das „Fachnetzwerk Schülerfirmen“. Die Aktion läuft noch bis zum 21. Januar 2017. Um die Arbeit des Fachnetzwerks auszubauen und noch mehr Schülerfirmen zu unterstützen, freuen sich die DKJS und Companisto über jeden Beitrag. Sie wollen Schülerinnen und Schülern jeden Schultyps und Bildungsniveaus zeigen, dass Unternehmertum, Eigenständigkeit und Kreativität erlernbar sind. Hier geht’s zur Crowdfunding-Aktion: https://www.companisto.com/de/charity/pupils



Vorwissen: Was man für eine Schülerfirma können muss

Es ist sinnvoll, sich Unterstützung durch einen Lehrer oder eine Lehrerin für die Schülerfirma zu holen. „Diese können vor der Schulleitung deutlich machen, dass das Projekt gut in den Lehrplan passt und es die Schülerinnen und Schüler weiterbringt, z. B. ihr Produkt auf einer Schülerfirmenmesse zu präsentieren“, erläutert die DKJS-Programmleiterin. Ansonsten müsse man jedoch keine besonderen Vorkenntnisse mitbringen, um eine Schülerfirma zu gründen. „Alles, was man wissen muss, wird in der Schülerfirma erarbeitet. Oft es sogar so, dass Schülerinnen und Schüler, die z. B. im Matheunterricht nicht mitkommen, hier Lust auf die Buchhaltung bekommen, weil das etwas Konkretes ist, mit dem sie arbeiten können“, fasst Neumann zusammen.

Und wenn es doch irgendwo hakt: Hilfe beim Gründen einer Schülerfirma

Für alle anderen grundlegenden Fragen kann man sich Unterstützung bei der Beratungsstelle holen. Diese stellt zuerst für jede Schule fest, ob es Räume gibt, die man nutzen kann, ob die Schulleitung das Projekt unterstützt oder ob es Lehrerinnen und Lehrer gibt, die die Schülerfirma betreuen würden. Im Anschluss werden für jeden Schritt der Entwicklung der Schülerfirma kostenlose Workshops angeboten, z. B. bei der Produktentwicklung, der Namensfindung, dem Logo oder bei der Erstellung eines Organigramms.

„Man kann auch eine Idee haben, die es vielleicht an einem anderen Ort schon gibt. Es ist nur wichtig darauf zu achten, dass man keine direkte Konkurrenz zu einem Unternehmen in der Gegend darstellt. Wer einen Burgerladen nebenan hat, darf nicht in der Cafeteria ebenfalls Burger unter dem gleichen Namen verkaufen“, erklärt Neumann. Da Schülerfirmen keine Steuern zahlen, würde so eine unfaire Konkurrenz entstehen.

Wissen, was man erreichen möchte

Zu Beginn erstellten die Auszubildenden der Best-Sabel-Berufsakademie also ein Organigramm, wählten die Positionen innerhalb der Firma, kontaktierten bestehende Kunden und überlegten sich, wie sie das bestehende Konzept der Firma für ihren Jahrgang anpassen wollen. „Es gab zusätzliche Marketing-Aufträge von realen Unternehmen, die wir gerne mit ‚Best Coaching‘ annehmen wollten“, erklärt Sören. Für die Arbeit in der Schülerfirma hatten die Auszubildenden zu Beginn vier Stunden in der Woche Zeit. In diesem Schuljahr sind es sogar acht Stunden. Um die organisatorischen Gegebenheiten zu klären, benötigte die Schülerfirma circa einen Monat. „Die Verträge aufzusetzen war das Schwierigste“, gibt Sören zu. Dank der Unterstützung ihrer Lehrerin Frau Borchardt, der Schulleitung und mehrerer Weiterbildungsseminare der DKJS konnten die Auszubildenden die Schülerfirma jedoch erfolgreich fortführen. „Wir machen die Schülerfirma jetzt noch ein Jahr, bis unsere Ausbildung endet. Gerade arbeiten wir schon die nächste Klasse ein, damit wir einen reibungslosen Übergang hinkriegen. Aber noch sind wir selbst mit Freude und Eifer dabei“, freut sich Sören. Was braucht man noch als Geschäftsführer einer Schülerfirma? – „Verständnis für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, eine ordentliche Portion Engagement und man muss wissen, was man erreichen möchte“, ergänzt Sören abschließend.

Titelbild: © GaudiLab/shutterstock.com