Fremdsprachen lernen: Die Niveaustufen und ihre Bedeutung
Mit einem A1 kann man die A1 von Heiligenhafen bis nach Saarbrücken fahren und sich dabei mit einem französischen Mitfahrer auf einem A1-Niveau unterhalten. Im ersten Fall bezeichnet A1 das Automodell und im zweiten den Verkehrsweg. Aber was genau bedeutet dieses A1, wenn es um Sprachen geht? Und was sagt es über das Sprachvermögen aus? Wir wollten es einmal genauer wissen und haben für Sie Licht ins Dunkel der Niveaustufen gebracht.
Die Buchstaben und Zahlen sind Bezeichnungen für die Kompetenzstufen und definieren, was der Sprachlernende auf der jeweiligen Stufe kann oder können sollte und decken dabei alle Bereiche der Sprachanwendung ab: Sprechen, Schreiben, Hörverstehen und Leseverstehen. Diese Stufen sind im „Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen”, kurz GeR, festgeschrieben und machen den Spracherwerb europaweit vergleichbar sowie die Selbsteinschätzung der Sprachlernenden möglich. Außerdem dienen sie als Grundlage für die Entwicklung von Lehrbüchern, Prüfungen, Sprachtests und Lehrplänen.
Die Stufen des „Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen”
Der GeR unterscheidet sechs Niveaustufen, die sich in drei Kategorien aufteilen – angefangen von der elementaren Sprachverwendung (hierfür steht der Buchstabe A) über die selbstständige Sprachverwendung (hierfür steht der Buchstabe B) bis hin zur kompetenten Sprachverwendung (hierfür steht das C). Die angefügten Zahlen definieren dann noch einmal das Können des Sprachlernenden innerhalb einer Stufe. Im Folgenden finden Sie kurze Kann-Beschreibungen der jeweiligen Niveaustufen.
Elementare Sprachverwendung (A)
A1: Einsteiger, Anfänger
Wenn ein Sprachenlernender dem Niveau A1 zugeordnet wird, gilt er noch als Anfänger, beherrscht jedoch bereits alltägliche Ausdrücke und kann einfache Sätze verstehen und auch bilden.
Außerdem ist er bereits in der Lage, sich anderen Personen vorzustellen (z. B. Name, Wohnort, Alter, Arbeit etc.). Auch ist es ihm möglich, andere Menschen nach den persönlichen Informationen zu fragen.
Die Verständigung in der einfachen Form ist bereits möglich, jedoch sollte die Gesprächspartnerin oder der Gesprächspartner langsam sprechen und eventuell Hilfestellung leisten.
A2: Grundlagen
Auf der Niveaustufe A2 ist der Lernende bereits in der Lage, häufig benutzte Ausdrücke und Sätze zu alltäglichen Situationen seiner eigenen Person betreffend (z. B. Informationen zur eigenen Person, zur Familie, zum Einkauf, zur Arbeit, zu Hobbys, zu Freunden u.ä.) zu gebrauchen und zu verstehen.
Darüber hinaus ist bereits ein einfacher Austausch über Alltägliches in einer vertrauten Gesprächssituation möglich und man kann sich selbst und andere Menschen bzw. Dinge in seiner Umgebung in einfachen Worten und Sätzen beschreiben.
Selbstständige Sprachverwendung (B)
B1: Mittelmaß
Auf dieser Stufe ist es dem Lernenden möglich, sich auf eine einfache aber zusammenhängende Art und einer klaren Standardssprache mit anderen über vertraute Dinge (Arbeit, Schule, Familie, Hobbys, Freunde etc.) zu verständigen.
Auch ist er in der Lage, Situationen auf Reisen in das Sprachgebiete zu bewältigen (z. B. kann er etwas zu Essen bestellen oder aber ein Hotelzimmer buchen).
Zudem beherrscht er das Berichten von Träumen, Hoffnungen, Plänen, Zielen, Ansichten und Erfahrungen und kann dazu kurze Begründungen und Erklärungen abgeben.
B2: Gutes Mittelmaß
Hier kann der Lernende bereits die Hauptaussagen komplexer Texte und abstrakte Themen verstehen. Er kann die Vor- und Nachteile zu verschiedenen Themen aufzählen und erläutern sowie seinen eigenen Standpunkt und seine eigene Meinung zu einer aktuellen Fragestellung kundtun. Auch Fachdiskussionen zu Themen des persönlichen Spezialgebiets kann er nun bewältigen.
Ein spontaner und fließender Austausch mit Muttersprachlern ohne große Hilfestellung ist nun möglich.
Kompetente Sprachverwendung (C)
C1: Fortgeschrittene Kenntnisse
Nun ist es dem Lernenden bereits möglich, lange und komplexe Texte zu verschiedenen Thematiken zu verstehen. Auch das Begreifen von indirekten Bedeutungen (Anspielungen) fällt ihm nicht schwer.
Das spontane und fließende Kommunizieren ohne erkennbar nach Worten zu suchen, ist problemlos möglich.
Die erlernte Fremdsprache kann nun auch im berufliche Umfeld, in der Ausbildung oder aber im Studium mühelos, effektiv und flexibel angewandt werden, denn eine klare Strukturierung komplexer Sachverhalte und sinnvolle Textverknüpfungen sind aus dieser Niveaustufe gewährleistet.
C2: Exzellente Kenntnisse
Ohne Mühe kann der Lernende auf dieser Stufe alles Gelesene und Gehörte verstehen und die Informationen aus schriftlichen oder mündlichen Quellen zusammenfassen.
Auch ist er fähig, Erklärungen und Begründungen zusammenhängend und sinnvoll darzustellen sowie komplexe Sachverhalte und Fragestellungen zu erläutern.
Hier ist ein spontaner, sehr flüssiger und fein nuancierter Sprachgebrauch gewährleistet.
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ich freue mich frende sprachen zu lehren
lg alisha
Gute Zusammenfassung der Kompetenzen, wirklich! Eine Erleichterung, wenn man sich sonst immer mit den niveaux de compétences des CECDRL in Frankreich rumplagen muss, der so viel detaillierter und komplizierter ist…
Sehr geehrte Damen und Herren,
der GER ist für Lerner mit gleichen Voraussetzungen. Vorzugsweiße Studenten und Akademiker.
Für Schulkinder, die in eine deutsche Klasse integriert werden sollen, ist er nicht sinnvoll bzw. nicht anwendbar.
Hier in Sachsen hat das Sächsische Bildungsunstitut Niveaubeschreibungen für die Primar- und Sekundarstufe veröffentlicht.
Dies ist auch sinnvoll, da die Kinder verschiedensten sozio-kulturelle Hindergründe haben. Erfahrungen mit der Erstsprache (Alphabetisiert? Schulformen?) oder auch psychologische Faktoren spielen keine untergeordnete Rolle.
Mit besten Gtüßen
Katrin Velebil
Lektorin für Deutsch als Fremdsprache
Lehrerin für Deutsch als Zweitsprache
(Leipzig)