„Lehrer haben dauernd frei“ – Über Vorurteile gegen Lehrkräfte
Referendarin Franziska hat genug von der Engstirnigkeit, die Lehrern und Lehrerinnen entgegengebracht wird. Sie möchte eine Lanze für ihren Berufsstand brechen.
Die Zeit vor den Sommerferien ist eine lange Strecke auf der Zielgeraden. Die Schüler und Schülerinnen sind unausgeglichen: Feiertage und Prüfungszeiträume bringen ihren Rhythmus durcheinander und machen Lehrenden das Unterrichten schwer. In dieser Phase des Schuljahres werden mir die Schattenseiten meines Berufs klarer denn je. Gleichzeitig höre ich, je näher die Ferien rücken, immer häufiger die gleichen „Dir kann es ja so gut gehen in deinem Job“-Argumente. Hier möchte ich Vorurteile und Realität gegenüberstellen.
„Dein Job geht von 8 bis 13 Uhr!“
Das ist eine Annahme, die mich mitunter am meisten ärgert. Sie inspirierte mich jüngst zu einer kleinen Rede an die Nation, mit der ich meinen Familien- und Bekanntenkreis quälte. Zunächst einmal: Wer glaubt, die Schule wäre um 13 Uhr vorbei, hat sich wirklich lange nicht mehr in der deutschen Bildungslandschaft umgesehen. Nach mehreren Reformversuchen hat sich beinahe jede Schule zu einer Ganztagseinrichtung gemausert. Der Unterricht geht nicht selten bis 17 Uhr. Wer dann schon seit halb acht in der Schule ist, hat einen sehr langen Job gemacht. Möglich, dass sich dabei die eine oder andere Freistunde in den Plan geschummelt hat. Das Lehrerzimmer ist allerdings in den wenigsten Schulen ein Hort der Pause und Erholung.
„Aber oft unterrichtest du doch nur 3 bis 4 Stunden, oder?“
Blödsinn. Die vollzeitbeschäftigte Lehrkraft bespaßt ihre Schüler und Schülerinnen an 28 Schulstunden in der Woche. Und dieser Spaß muss vorbereitet werden. In meiner bisherigen – zugegebenermaßen recht kurzen – Lehrerzeit gab es schon Stunden, in deren Vorbereitung ich das Achtfache der Unterrichtszeit investiert habe. 45 Minuten können lang sein. Und die Schülerschaft dürstet stets nach neuen Ideen und innovativen Methoden. Diese fallen nicht vom Himmel, sondern sind das Ergebnis einer langen Recherche und ausführlicher Überlegungen.
„Naja, aber wenn du das ein Mal vorbereitet hast, kannst du es doch ewig verwenden!“
Auch so ein Spruch, den ich schon zu oft gehört habe. In Wahrheit entwickeln die meisten Lehrer und Lehrerinnen ihre Materialien stetig weiter. Zumindest hoffe ich das. Der Lebensweltbezug ist für die Schüler und Schülerinnen wichtig. Ein Arbeitsblatt aus den 1990er Jahren motiviert die wenigsten. Das Entwickeln neuer Ideen ist ein Teil des Jobs, der wirklich Spaß macht – aber eben auch aufwendig ist.
„Wie viele Wochen Ferien hast du eigentlich? Ich habe das Gefühl, Lehrer haben dauernd frei.“
Natürlich sind die Ferien ein Vorteil, der nicht zu verachten ist. Sich nicht mit Kolleginnen und Kollegen um Urlaubspläne streiten zu müssen ist ein Glück, das ich wirklich zu schätzen weiß. Dennoch: Auch Ferien sind Arbeitszeit. Meistens beende ich den letzten Schultag nicht mit dem Gedanken „Geschafft!“, sondern viel mehr mit einem Freudengefühl darüber, endlich das für die Schule aufholen zu können, was ich in den letzten Wochen liegen lassen musste. Abgesehen davon: Die Zeit, die ich sonntags mit der Korrektur meiner Deutscharbeit und anderer Pflichtaufgaben verbringe, rechnet mir niemand in seinem „Lehrer haben immer Ferien“-Vortrag an.
„Diese Machtposition – das macht dir schon ein bisschen Spaß, oder?“
Viele meiner Freundinnen und Freunde nehmen tatsächlich an, ich stünde vor einer ruhigen Gruppe lernbegieriger Schülerinnen und Schüler, die zu allem Ja und Amen sagen und mir getreu wie Lämmchen folgen. Sie 45 Minuten und länger zu unterhalten, sei doch ein Kinderspiel. Aber alle kennen die Jugendlichen, die im Bus rumpöbeln. Alle regen sich über junge Kriminelle, Diebe, U-Bahnschläger und respektlose, laute Kinder auf. Diese spannenden Zeitgenossen besuchen tatsächlich auch die Schule. Auch meine. Zumindest manchmal, wenn sie Lust haben. Und es zeitlich einrichten wollen. Sie müssen von mir unterrichtet werden. In den Schulen ist es laut. Lauter als im Bus. Den Respekt der Jugendlichen zu verdienen, ist eine harte Aufgabe. Lehrerinnen und Lehrer, die sie nicht richtig erledigen, haben es in der Schule um einiges schwerer.
„Das ist doch alles nicht so wild!“
Ich könnte noch über vieles lamentieren, was den Job mitunter schwierig macht. Darüber, dass ich heute meinen schönen Pullover mit Holzleim eingeschmiert habe, als ich einer Schülerin half. Darüber, dass ich meinen heißgeliebten Moleskine-Kalender gegen einen hässlichen Lehrerkalender eintauschen musste. Darüber, dass ich Pausengespräche oft über Minecraft, YouTube und Justin Bieber führe, statt über das Weltgeschehen.
Aber es wäre eben doch nur die halbe Wahrheit: Ich habe mich bewusst für den Lehrerberuf entschieden – aus vielerlei Gründen. Vielleicht schreibe ich diese ein anderes Mal nieder. Viel Freizeit und eine Freude am Herumkommandieren gehören jedenfalls nicht dazu. Was mich aber stört, sind die Leute, die meinen, den Beruf zu kennen. Und die ihn für so wahnsinnig einfach und angenehm halten. Ein Kollege gab mir jüngst den Rat, auf diese Menschen mit einem einzigen Satz zu reagieren: „Werd’s halt selbst!“
Alle Artikel von Franziska
Titelbild: © Alena Ozerova/shutterstock.com
Weitere Verwandte Artikel
Your comment
Tja, ich habe das auch alles schon öfters erlebt. Nachdem ich mehrfach mir die Mühe machte, diesen elterlichen Besserwisser die Probleme dieses Berufsstandes näher zu erläutern und dann des Öfteren feststellen durfte, dass diese Arbeitsplatzschilderung nur als Entschuldigung, gar als Ausrede verstanden bzw. interpretiert wurde, bin ich umgeschwenkt.
In ähnlichen Fällen, in denen mir Eltern mir neidvoll provokativ vorwarfen, wie gut ich es hätte: nachmittags frei, Wochenende frei, 6 Wochen Urlaub im Jahr usw. usf., antwortete ich ihnen: „Ja, genau! Deswegen bin ich Lehrer geworden! Freier Nachmittag, freies Wochenende, und nein, nicht nur 6 Wochen Ferien, sondern mit Ostern, Herbst, Weihnachten sogar fast ein Vierteljahr Urlaub im Jahr und auch noch gut bezahlt, abgesichert im Krankheitsfall usw. Immerhin müsste ich schließlich oft genug ungeratene Kinder von Helikoptereltern oder Laissez-fair-Erziehern nacherziehen, einigermaßen ordentliches Benehmen (was immer das heißen mag) im Klassenverband neu einüben.
Tja, und das erfordere eben Tatkraft, Mut, Entschlossenheit und Intelligenz. Meine rhetorische Frage am Schluss war dann :“Hat wohl bei Ihnen nicht gereicht, was?! Dann muss man halt mit dem zufrieden sein, was man kann und nicht meckern, dass es andere besser können! Man sollte doch froh sein, dass es Menschen gibt, die einem viel Arbeit und Sorgen hinsichtlich der Alphabetisierung und Rechenleistung der Kinder abnehmen.“ Ich bot ihnen dann an, doch mal 4 Wochen selber zu unterrichten, ich wäre ihnen dabei gerne behilflich. Dann schloss ich ab mit der Frage, ob sie denn auch gerne bei einer OP dem Operateur sagen möchten, was sie wo wo zu schnippeln hätten.
Reaktion und Erfolg: sie dachten nach oder wendeten sich verstimmt ab, jedenfalls wurde ich kaum mehr mit solch dämlichen Zumutungen belästigt. Man muss halt manchmal provokant, bei manchen bisweilen sogar arrogant antworten, das schreckt ab im Sinne von „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus!“ oder „Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil!“ Wichtig ist es, Selbstbewusstsein zu zeigen, dummen Zumutungen die kalte Schulter zu zeigen. Meine Erfahrungen sind u.a. auch die, dass es sich in etlichen Fällen nicht lohnt,
inhaltlich alles Mögliche zu erläutern und zu argumentieren, das legen einem manche Leute als Schwäche aus.
Guten Tag,
meine Erfahrungen (keine Unterstellungen) decken sich was die Freizeit angeht leider etwas mehr mit den Vorurteilen gegenüber Lehrer/Innen – gerade einigen verbeamteten.
Was ist die Basis meiner Erfahrungen?
a) jahrelang in einer Beziehung mit einer verbeamteten Lehrerin gelebt
b) einige enge Freunde, Nachbarn und Bekannte sind Lehrer (manche davon verbeamtet)
c) ich bin selbst Akademiker und kann gut das Arbeitszeitpensum in ingenieurtechnischen Bereichen gegenüberstellen.
Gerade jungen- noch nicht verbeamteten Lehrern spreche ich definitiv nicht den Leistungswillen ab, aber wo die Gelegenheit ist, nistet man sich über Jahre schon bequem ein.
Ferien sind Ferien für Kinder. Nachdem allerdings Arbeiten korrigiert und Zeugnisse geschrieben sind- dann auch für viele Lehrer, ohne Urlaub eingereicht zu haben.
Weiterbildungen werden doch sehr selten in der „Ferienzeit“ von den Bildungsministerien angeboten- PISA lässt grüßen. Mir unverständlich, dass es auch Lehrer/innen gibt, die sich Weiterbildungen während der schon für unsere Kinder knappen Unterrichtszeit wünschen. Ich als Akademiker muss mich auch permanent mit neuen „Fachkenntnisnachweisen etc. beschäftigen“
Verbeamtete Lehrer/innen dürfen sich ab A13 und aufwärts eines „Gehaltes“ freuen, von dem manch anderer Akademiker träumt.
Hier gibt es sicherlich einige Dinge, wenn man von Leistungsgerechtigkeit (und nicht vom Totschlagargument Neid) sprechen will, neu zu überdenken und zu strukturieren.
Man kann ja eine effektive Arbeitszeiterfassung einführen, welche auch Homearbeitsplätze möglich ist. Arbeitszeiten, die momentan nicht genutzt werden, können zum Aneignen z.B. psychotherapeutischen Wissens genutzt werden, welches man gerade bei „Problemkindern“ gut anwenden könnte etc….
Damit könnte man so ein Argument eines mir bekannten Lehrers “ sol ich die Fische in der Schule in den Ferien füttern- oder was soll ich denn da in den Ferien machen?“ mal etwas entkräften, oder?
Sehr schön Franziska, ich kann das alles nur bestätigen, ich war 37 Jahre in einer Oberstufe Lehrer für Mathematik und Physik. Du sprichst mir aus vollem Herzen, denn ich habe alle“ Höhen und Tiefen“ kennengelernt. ..Das dumme „Gequatsche“ von den Besserwissern brachte mich immer auf die „Palme“! Danke für deine emotionalen Gedanken ! Liebe Grüße, Günter, der Ex-Lehrer
Hallo Franziska,
Keiner spricht davon, dass Lehrer es einfach haben, abe du bist Engstirnig! Du musst selbst zu geben das du mehr frei hast als normale Angestellte. Du hast eine 28stunden Woche. Dann hast du unterrichtsfreie Zeit. Kannst dich gechillt aufm Balko/Garten hinsetzen und alles vorbereiten, Mittagsschlaf machen oder den Tag genießen und erst abends alles vorbereiten.
Klar, Kinder von heute werden immer schlimmer. Wissen wir!
Trotzdem habt ihr Lehrer richtig viel Zeit, die ihr euch selbst einteilen könnt.
Andere Beamte wie z.b Polizisten haben es schwieriger. Schichtarbeit, Erwachsene die sie angreifen usw.
Wer den Lehrerberuf liebt, wird früher oder später lernen, wie man auf all diese Aussagen reagiert:
1) validieren („es ist alles genau so, wie du es beschreibst“)
2) kein Kommentar
Diese Leute wollen diskutieren und am Schluss feststellen, dass LP auch noch ständig jammern.
Liebe Franziska,
vielen Dank für die schönen Artikel zum Lehrberuf, die du hier veröffentlichst. Ich stehe selbst kurz vor dem Referendariat und erkenne mich in einigen Artikeln selbst wieder, vor allem nach meinem Praxissemester. In der Zeit habe ich auch schon viele Kommentare von Freunden und Familie bekommen, die davon ausgehen, dass man den Lehrberuf ja sowieso nur wegen der Ferien wählt und es alles total einfach ist – der Großteil meines Bekanntenkreises ging während meiner Praxisphase auch davon aus, dass ich immer Zeit und frei habe. Ich bin gespannt, wie das Referendariat wird, lese aber begeistert immer deine Artikel und freue mich umso mehr auf die bevorstehende Zeit.
Ich hoffe, noch viel mehr von dir lesen zu können.
Viele Grüße,
Carina
„Lass uns doch mal einen Monat tauschen!?“ funktioniert eigentlich immer! Dann auf einmal fallen den Gesprächspartner auch die stressigen Seiten auf, mal ganz davon ab, dass Ferienzeit immer Hauptsaison ist…
Ich würde auch gern mal im Frühling für drei Wochen nach Kuba z. Bsp., kostet die Hälfte!
Liebe Franziska!
Alle, die diesen Job gut machen – und das sind viele – wissen, wovon du sprichst.
Auch ich lade Leute in den Unterricht ein, aber selten kommt jemand. Ich lade Eltern ein zum Gespräch, aber auch die kommen nicht immer…… Ich arbeite viele Stunden mehr für diesen Beruf, als irgendwo auf Papier steht……und dann diese Sprüche….ich höre sie auch öfters….Ich liebe meinen Beruf trotzdem, weil ich von den Kindern sehr viel an Anerkennung und Liebe und Vertrauen zurück bekomme.
Ich antworte immer damit: Ich weiß ganz sicher, dass ich mir mit meinem Einsatz die Ferien mehr als verdient habe und werde sie zur Erholung, Vorbereitung und Weiterbildung auch gut nutzen !
Vorurteile…
Nun kursiert seit einiger Zeit noch so ein Gerücht im Netz, eine Schule habe einen autistischen Schüler nicht mit zu einem Ausflug genommen.
Dazu möchte ich meinen Senf geben. Denn von den Aufgaben mit denen Lehrer, Erzieher und Betreuer heute teilweise konfrontiert und allein gelassen werden, weiß kaum jemand außerhalb des Systems, obwohl man es wissen könnte, wenn man nur wollte.
der Aufschrei und die Empörung von zahllosen Menschen im Netz die Jene als Pöbel bezeichnen, die ein autistisches Kind nicht auf einen Ausflug mitnehmen, deren Horizont scheint mir zum Greifen nah!
Es ist schwer vorstellbar, dass ein Betreuer, Erzieher oder Lehrer ein Kind nicht mitnimmt, um es bewusst auszugrenzen, außer vielleicht im Rahmen einer durch eine Konferenz beschlossene Ordnungsmaßnahme als erzieherische Einflussnahme im Einzelfall. Viel eher und vor allem häufiger habe ich diese Entscheidung auch schon treffen müssen, wenn mir Aufsichten fehlten, denn ein besonderes, interessantes und liebenswertes Kind braucht eben auch mal die volle ungeteilte Aufmerksamkeit, genauso und manchmal mehr, als andere Kinder. Nun haben aber alle Kinder das gleiche Recht auf Förderung, Beaufsichtigung, oder nennen wir es der Einfachheit halber nur Aufmerksamkeit und lassen wir jetzt einmal außeracht, welche Ansprüche jeder Elternteil und der Gesetz- bzw. Arbeitgeber an die Betroffenen „Beaufsichtiger“ richten.
Denn erstens würde eine aufsichtführende Person ihrer Aufgabe kaum gerecht werden, wenn sie sich nur um die „besonderen“ Fälle kümmerte, darüber aber die stillen, schweigsamen und schüchternen vergisst, und das täte sie, wenn gerade der autistische Junge unschuldig in einen Konflikt mit den Zwillingen mit Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung gerät, während der süße kleine Fratz mit Asperger am anderen Ende der Gruppe plötzlich weinend weg rennt, weil er ausversehen, oder von mir aus auch mutwillig, von einem Kind einer ganz anderen Gruppe angefasst worden ist. Ganz ehrlich, dann heißt es Daumen drücken, dass die Kleine mit photosensitiver Epilepsie jetzt keinen Anfall erleidet, weil das gerade zu viel Stress für sie ist. Schön wenn man dann noch Zeit findet eines der DaZ (Deutsch als Zweitsprache) Kinder an die Hand zu nehmen, um ihm etwas Schönes zu zeigen, gerade weil man weiß, dass sein Vater im Irak-,Syrien- oder sonstigem Krieg gestorben ist und er jetzt allein in einem fremden Land lebt, ohne die Sprache zu können. Als Mensch und nicht nur als Lehrer blutet mir dann nicht selten das Herz.
Wie jetzt? Glauben Sie ernsthaft ich übertreibe? Ganz schön naiv, im ursprünglichen Sinn des Wortes!
Und zweitens haben über 90% des aufsichtsführenden Personenkreises keinerlei Ausbildung für den Umgang mit Personen jeglicher Behinderung. Manches muss man sich dann eben abends noch mal schnell aus dem Netz ziehen, wobei dann natürlich die individuellen Besonderheiten nicht gänzlich berücksichtigt werden können.
Als gewissenhafter Mensch, dem wir ja alle so gerne unsere Kinder anvertrauen -denn schließlich müssen wir arbeiten oder wollen einfach auch mal unsere Ruhe – hat sich so eine aufsichtsführende Person im Vorfeld natürlich sowohl darüber informiert, was die Besonderheiten bei den Inklusionskindern sind, welche Verfahrensweisen bei den integrativen Kindern angemessen sind, wer welche Erkrankungen hat und wann die gekühlt transportierten Medikamente von dem Kind selbstständig einzunehmen sind.
Dumm nur, wenn man einen kranken Kollegen vertreten muss und in eine Gruppe von Kindern kommt, die man gar nicht kennt, dann heißt es schnell in der Pause auf den neuesten Stand bringen, wenn das überhaupt möglich ist und man gerade keine Aufsicht hat. Schließlich gibt es kein Zentralregister, aus dem man mal eben die wichtigsten Informationen zu einer Lerngruppe ziehen kann.
Die Gerichte sind aufsichtsführenden Personen sehr wohlgesonnen, wenn es tatsächlich mal zum Prozess kommt, aber der Inquisition durch die Eltern entgehen sie nicht, wenn eines der Kinder eine blutige Nase, einen gebrochenen Arm oder gravierendere Verletzung davon getragen hat. Aber wie sagte ein Kollege neulich im Scherz zu mir, „lieber ein Kind zu wenig wieder mit bringen, als eines zu viel!“. Verstehen sie nicht? Nun sind aufsichtführende Person unter Umständen haftbar, falls sich zwei Kinder/Jugendliche zu gut verstehen und über Verhütung noch nicht so recht Bescheid wussten. Und zack, warten die Erziehungsberechtigten mit einer Unterhaltsklage wegen versäumter Aufsichtspflicht auf.
Ganz ehrlich, ich liebe meinen Job und ich mag die Herausforderung aber ich bin auch dankbar für jede Hilfe und die Erziehungshilfe, die für drei Stunden die Woche in der Gruppe ist -kann- kleine Wunder vollbringen. Und trotzdem ist mir persönlich manchmal die Verantwortung aus den oben genannten Gründen zu groß und ich habe dann die Wahl, lasse ich einen oder zwei zurück, oder fahre ich gar nicht weg? Wie würden sie sich entscheiden? „Bestrafe“ ich alle Kinder dafür, dass mir einfach zu viel aufgebürdet wurde, ich aber meine Verantwortung ernst nehme und deshalb sage, „Sorry, unter den Umständen kann ich ihr Kind nicht mitnehmen, außer sie kommen als Betreuer mit und tragen ihre Kosten, ebenso wie ich, selbst“ schließlich haben wir ja auch unseren Spaß dabei, ne?
Herzlichen Dank
Liebe Franziska,
ich gratuliere dir zu deinem gewählten Lehrerberuf und finde deine Einstellung zu diesem Beruf wunderbar und überzeugend.
Leider sind deine Ausführungen häufig nicht überall so anzutreffen. So sind dort wo ich mit Kindern zu tun habe nur zwei Lehrer interessiert den Ganztagsbetrieb mitzutragen, alles was dazugehört wird von den pädagogischen Mitarbeitern gewuppt. Und leider kommen hier auch noch Kinder mit Arbeitsblättern aus den 90iger Jahren, aber alles braucht seine Zeit um sich zu entwickeln, also gebe auch ich die Hoffnung nicht auf, das die neuen, jungen Kolleginnen eine Einstellung wie du haben und es damit in den Schulen Bergauf geht.
Alles Gute und weiter so!
Liebe Franziska, deine Meinung / Beitrag unterstütze ich vollkommen. Ich bin gerade im Referendariat und erlebe genau das gleiche. Meine Schule hat ca. 400 Schüler und da kommt man in den pausen nicht mal zum reden:-)
Ich drücke dir fest die Daumen und der Spruch trifft echt voll zu. Die Leute sollten es mal echt selbst ausprobieren.
Dann müsstest du noch den Aufwand einiger konkreter Aufgaben dazurechenen: Ämtli im Lehrerteam, Pausenaufsichten, Elterngespräche, Sitzungen… So kommst du dann schon mal ohne Vorbereitung und korrigieren auf leicht andere Arbeitszeiten.
Ich selber beantworte solche Fragen immer gleich: „Ja“. Selbst wenn diese Leute in unterrichtsfreier Zeit anrufen und ich am arbeiten bin, glauben sie mir dies nicht. Auch dies ist mir egal, es ist ja mein Job!
Ich bin leidenschaftlich gern Lehrerin,entschloss mich jedoch zeitig,in der Erwachsenenweiterbildung zu arbeiten.An der Uni inHalle/erittenberg und an Fachchulen in Bayreuth und Münchberg/Bayern.ich bin auch Psychologin undliebe und lebe beide Berufe.Das beste lob für meine Arbeit:wenn meine Schüler besser werden als ich, dann war ich gut.Im Erwachsenenbereich sind die Probleme nicht geringer, nur anders.Oft setzt man zuvil Verstand und Motivation voraus.Ich traf selten auf menschen,dir genauso gerne lernen wie ich.In der Aerbeit mit jungen menschen wäre mein ziel, möglichst viele Kinder in ihre Berufung führen zu können.Franziska, ich Wünsche Ihnen dauerhafte Freude in einem der schönsten und auch schwersten Berufe, die es gibt. Viel Erfolg und stets gute Gesundheit und Gottes Segen auf Ihrem Weg,herzlich grüßt luiseMaria Wagner aus Oberfranken.
Liebe Franziska!
Danke für deine Versuche der Menschheit zu erklären was wir täglich in der Schule vollbringen. Ich habe das Gefühl ich lese gerade was ich ständig meiner Umgebung vorbete.
Ich arbeite in Wien an einer Sonderschule für körperbehinderte Kinder mit Volksschul-, allgemeinem Sonderschul- und schwerstbehinderten Lehrplan.
Du schreibst mir aus der Seele!
Es gibt rund um einen hunderte Erziehungsexperten!
ABER: Wenn man den Leuten dann anbietet, sie könnten ja einmal zu einem in die Schule kommen: „Oh, Gott, nein, das halte ich nicht aus!“ – aber vorher groß reden.
Danke!
Ich wünsche dir einen schönen Sommer und viele Ideen für das kommende Schuljahr. Meine Kollegin und ich werden im August wieder planen, basteln, heraussuchen, …..
Alles Liebe
Babsi
„„Aber oft unterrichtest du doch nur 3 bis 4 Stunden, oder?“
Blödsinn. Die vollzeitbeschäftigte Lehrkraft bespaßt ihre Schüler und Schülerinnen an 28 Schulstunden in der Woche. “
28×3/4=21 Zeitstunden
21/5=4,2 Stunden pro Tag
Jemand der sich auf die Arbeitszeiten anderer bezieht rechnet, in meiner Welt, mit echten Stunden.
Nunja wem nich klar ist was ein Lehrer alles hinter den Kulissen zu erledigen hat, ist das Gespräch nicht Wert.
Liebe Franziska ,
Ich meine gerade ich hätte den Text geschrieben , du hast wirklich sehr treffend beschrieben was wirklich im Lehrerjob abgeht , und trotzdem hast du so wie ich auch diesen Job aus freien Stücken gewählt , weil er einem selbst trotz allem auch viel gibt , und Kinder und Jugendliche mitunter sehr interessant und erfrischend sein können !
In diesem Sinne – ein herzliches Dankeschön für deinen Beitrag zum besseren Verständnis unseres Jobs !
Wie eine Kollegin zu einem Vater sagte, der halblustig auf die Ferien hinwies: „Ja, auch die Berufswahl ist Intelligentsache!“ 😉