Lernziele: Wie ein Dialog zwischen Lehrer und Schüler entstehen kann

Regelmäßiges Feedback und ein offener Dialog ist das A und O für einen erfolgreichen Unterricht. Zu diesem Schluss kommt Bildungsforscher John Hattie. Doch im ständigen Austausch mit allen Schülern zu stehen, ist leicht gesagt.

So klappt's mit dem Lernen – jetzt im Video anschauen!

Wir haben für Sie eine Fragenliste nach Hattie¹ zusammengestellt, mit der Sie verfolgen können, ob Schülerinnen und Schüler den Inhalt der Unterrichtsstunde verstanden haben und wenn nein, warum nicht. Lern- und Lehrprozesse sollten immer sichtbar sein, argumentiert der Bildungsforscher. Wie kann man das tun? Indem Sie Ihren Schülerinnen und Schülern zu Beginn der Unterrichtsstunde die jeweiligen Lernziele mitteilen. Ein Lernziel im Fach Mathematik könnte z. B. lauten: „Heute lernen wir den Dreisatz.“ So wissen Schülerinnen und Schüler, was auf sie zukommt. Dies dient der Motivation und führt zu einem Erfolgserlebnis, wenn die Ziele am Ende der Stunde erreicht werden. Dabei sollten die Lernziele so klein, konkret und messbar wie möglich formuliert sein, damit ein Ziel auch als erreicht eingestuft werden kann. Doch wie kann man Ziele messen? In dem Schülerinnen und Schüler lernen, sich selbst einzuschätzen und zu bewerten. Hattie rät, den Schülerinnen und Schülern beizubringen, sich vor und nach einer Unterrichtsstunde oder einer Lerneinheit folgende Fragen zu stellen:

Vor dem Unterricht:

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  • Was sind die Ziele der heutigen Stunde?
  • Wieviel weiß ich bereits über diese Ziele? („nichts“ bis „sehr viel“)
  • Ich finde, das heutige Ziel ist… („sehr schwer“ bis „sehr leicht“)
  • Wie sehr muss ich mich anstrengen, um das heutige Ziel zu erreichen? („überhaupt nicht“ bis „sehr“)

Nach dem Unterricht:

  • Was war das Ziel der heutigen Stunde?
  • Habe ich das Ziel erreicht? („überhaupt nicht“ bis „ja, total“)
  • Wie sehr musste ich mich anstrengen, um das Ziel zu erreichen? („überhaupt nicht“ bis „sehr“)

Dann sollen Schülerinnen und Schüler aus einer Reihe von Gründen wählen, warum sie das Ziel erreicht oder nicht erreicht haben. Diese wären:

Das Ziel wurde erreicht, weil…

  • ich den Unterrichtsstoff verstehen und lernen wollte.
  • ich das heutige Ziel erreichen wollte.
  • ich aufgepasst habe.
  • ich meine Antworten überprüft habe.
  • ich herausgefunden habe, warum ich es nicht verstanden habe.
  • ich mir Beispiele in meinem Buch angeschaut habe.

Das Ziel wurde nicht erreicht, weil…

  • ich abgelenkt war.
  • ich aufgegeben habe.
  • es zu schwer war.
  • es zu leicht war.
  • ich nicht verstanden habe, was ich tun sollte.
  • ich mich zu arg beeilt habe, da ich mit der Arbeit schnell fertig werden wollte.
  • der Lehrer mit anderen Schülern zu beschäftigt war.

Diese einfachen Fragen helfen Schülerinnen und Schülern, sich mehr Mühe beim Erreichen der Lernziele zu geben. Durch die Selbstbewertung wird der Ehrgeiz der Schülerinnen und Schüler geweckt und sie sind motivierter. Sie lernen außerdem, sich zu fragen, warum sie in einer bestimmten Stunde nicht mitgekommen sind. Verstehen sie das Thema nicht oder waren sie einfach zu abgelenkt?

Die Antworten auf die Fragen liefern auch hilfreiche Informationen für Lehrkräfte, warum die Lernziele nicht erreicht wurden. Die Erkenntnisse können dann in die Vorbereitung der nächsten Stunde einfließen.

¹ Hattie, J. (2012) Visible Learning for Teachers – Maximizing Impact on Learning. New York, Routledge

Titelbild: ©istock.com/Hilch