Studie: Frühstück kann sensibel machen
Frühstück gilt gemeinhin als die wichtigste Mahlzeit des Tages. Was gegessen wird, wirkt sich nicht nur auf die Leistung aus, sondern auch auf das Sozialverhalten.
Dass sich die Zusammensetzung des Frühstücks darauf auswirkt, wie wir Entscheidungen treffen und wie sensibel wir reagieren, wurde jüngst in einer Untersuchung der Universitäten Lübeck, München und London sowie des Uniklinikums Schleswig-Holstein nachgewiesen.
Jede Mahlzeit, die wir zu uns nehmen, enthält Makronährstoffe in unterschiedlichen Zusammensetzungen, also Proteine, Fett oder Kohlenhydrate. Das Verhältnis der Nährstoffe zueinander steuert den Aminosäure-Haushalt.
Dazu sagt die Studienleiterin Prof. Dr. Soyoung Park: „Tier- und Humanstudien haben schon vor vielen Jahren gezeigt, dass die Zusammensetzung unserer Nahrung Einfluss auf die im Gehirn zur Verfügung stehenden Neurotransmitter hat. Bisher war jedoch nicht klar, ob dies in einem Maß geschieht, welches tatsächlich unser Verhalten messbar verändert.“
Unfaire Angebote werden sensibler bewertet
„Um zu erforschen, inwieweit unser tägliches Essen unser Verhalten bestimmt, haben wir zwei separate Studien durchgeführt. In beiden haben wir uns auf das Frühstück konzentriert, da dieses, im Vergleich zu anderen Mahlzeiten, auf nüchternen Magen eingenommen wird und somit mögliche Ergebnisse nicht durch vorherige Mahlzeiten verfälscht werden“, erklärt Dr. Sabrina Strang, Erstautorin der Studie, den Versuchsaufbau. Dabei wurden die Probanden nach dem Frühstück mit einem unfairen Angebot konfrontiert, auf das sie reagieren konnten. Je höher der Anteil an Kohlenhydraten im zurückliegenden Frühstück war, desto sensibler reagierten die Probanden auf unfaire Angebote.
Ergebnisse unter klinischen Bedingungen bestätigt
„Diese Ergebnisse haben uns dazu motiviert, eine weitere gut kontrollierte Studie unter Laborbedingungen durchzuführen, in der wir einen kausalen Zusammenhang zwischen Makronährstoff-Komposition beim Frühstück, biochemischen Abläufen und Verhalten herstellen wollten. Hierzu haben wir den Probanden an zwei verschiedenen Tagen Frühstück mit unterschiedlicher Makronährstoff-Komposition serviert und anschließend ihre biochemische Reaktion mit Hilfe von regelmäßigen Blutabnahmen erfasst. In beiden Versuchsbedingungen sollten sie am späten Vormittag, wie in der ersten Studie auch, auf unfaire Angebote reagieren“, berichtet der ärztliche Studienleiter Prof. Dr. Sebastian Schmid. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse der Studie in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ (PNAS).
Auch hier bestätigte sich die Erfahrung, dass eine kohlenhydratreiche Ernährung mit einer proteinarmen Ernährung und damit mit einem niedrigeren Tyrosin-Spiegel korreliert. Laut Aussage des Mitautoren der Studie, Prof. Dr. Hendrik Lehnert, stehe die Veränderung des Tyrosin-Spiegels in einem direkten Zusammenhang mit den Reaktionen auf unfaire Angebote. „Dieses Ergebnis macht deutlich, dass unsere Ernährung großen Einfluss auf unseren Neurotransmitter-Haushalt hat und dieser wiederum unser Verhalten bestimmt“, so Lehnert weiter.
Schulessen überdenken
Studienleiterin Prof. Dr. Soyoung Park gibt vor dem Hinblick dieser Ergebnisse zu bedenken, dass „das Essen in Großkantinen, wie zum Beispiel in Schulen, Kindergärten, großen Betrieben oder bei der Bundeswehr, in Bezug auf die Makronährstoff-Zusammensetzung überdacht werden [sollte].“
Bereits 2015 konnte eine britische Studie nachweisen, dass eine ausgewogene Zusammensetzung des Frühstücks die Konzentration und die kognitiven Leistungen unter Schülerinnen und Schülern steigern kann. So war es unter Lernenden, die frühstückten, doppelt so wahrscheinlich, dass sie überdurchschnittlich gut in Tests abschneiden als bei denjenigen, die morgens kein Frühstück zu sich nahmen. Die Autorinnen und Autoren der britischen Studie betonten allerdings, dass es wichtig sei, was Kinder vor der Schule essen. Positiven Einfluss auf die schulischen Leistungen hätten demnach nur ein gesundes Frühstück – bestehend aus Getreideprodukten zum Beispiel Müsli, Brot, Obst und Milchprodukten.
Titelbild: © Gyorgy Barna/shutterstock.com
Weitere Verwandte Artikel
Kommentieren
„Je höher der Anteil an Kohlenhydraten im zurückliegenden Frühstück war, desto sensibler reagierten die Probanden auf unfaire Angebote.“
Was heißt das? Das kann man in verschiedene Richtungen interpretieren. So vage ist das für mich eine Nicht-Aussage. Eine Klärung wäre schön.