Umfrage: Lehrer sind motiviert in ihrem Beruf, brennen aber mit der Zeit aus
„Die große Mehrheit der Lehrer in Deutschland identifiziert sich stark mit dem Lehrerberuf und ist mit dem eigenen Arbeitsplatz und dem konkreten schulischen Umfeld zufrieden“, gibt eine neue Umfrage unter Lehrerinnen und Lehrern an.
Die repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa zur Zufriedenheit der Lehrerinnen und Lehrer ergab insgesamt ein zwiespältiges Bild: Die Lehrkräfte in Deutschland sind zwar sehr motiviert und 91 Prozent der Befragten gehen gern bis sehr gern zur Arbeit. Nur etwa die Hälfte fühlt sich jedoch in ihrer Verantwortung von der Politik ernstgenommen.
Gymnasiallehrer sind besonders zufrieden
Im Fokus der Befragung standen Lehrerinnen und Lehrer allgemeinbildender Schulen. Insgesamt wurden über den Zeitraum Januar bis Februar 2016 1001 Lehrkräfte mithilfe von Telefoninterviews befragt. Demnach gehen über alle Schulformen hinweg die Lehrkräfte in Deutschland zu einem großen Prozentsatz gern bis sehr gern zur Arbeit. Besonders zufrieden sind die Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien. Hier sind es sogar 96 Prozent der Befragten, die diese Frage positiv beantworteten.
86 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich aufgrund des Berufsbildes für das Lehrersein entschieden hätten. Der Spaß am Umgang mit Kindern ist hingegen nur für 69 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer entscheidend.
Mit dem Alter nimmt der Enthusiasmus ab
Interessant ist, dass knapp Dreiviertel der jüngeren Pädagoginnen und Pädagogen bis zum Alter von 39 Jahren ihren Beruf weiterempfehlen würden (71 Prozent). Mit zunehmenden Alter sinkt diese Zahl jedoch bis auf 58 Prozent bei der Altersgruppe ab 60 Jahren. Der Vorsitzende des Verbands für Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, macht hierfür die Politik verantwortlich: „Die Politik nimmt billigend in Kauf, dass sich Lehrerinnen und Lehrer in ihrem geliebten Beruf verschleißen“, sagte er im Zuge der Veröffentlichung der Umfrage. Der VBE hatte diese zur Vorbereitung der internationalen Lehrerkonferenz ISTP vom forsa-Institut durchführen lassen. Er fordert daher von der Politik, den Schulalltag bei politischen Entscheidungen stärker zu beachten. Der fehlende Perspektivenwechsel seitens der Politik wird auch von 85 Prozent der befragten Lehrkräfte als belastend empfunden.
Titelbild: © Kinga/shutterstock.com
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Ich kann nur aus eigener Erfahrung bestätigen, dass man sich in seinem Beruf verschleißt. Ich war vierzig Jahre lang als Lehrer im Angestelltenverhältnis an einem Berufskolleg tätig und war in jedem Jahr an Abiturprüfungen und anderen Abschlussprüfungen beteiligt, teilweise hatte ich bis zu 24 mündliche Abiturprüfungen in den Fächern Geschichte oder Politik als Prüfer durchzuführen und war dazu noch in 10 weiteren Klassen (Jahrgangsstufen 11 und 12) mit den oben genannten Fächern (pro Klasse zwei Wochenstunden) eingesetzt.
Mit 60 Jahren musste ich nach erheblichen gesundheitlichen Problemen in die Altersteilzeit überwechseln; sodass ich bis Mitte des sechsundsechzigsten Lebensjahres im Schuldienst tätig bleiben konnte, die Altersteilzeit war ein Segen für mich, da ich dann nur noch 13 Stunden Unterricht pro Woche erteilen musste.
Es muss endlich eine gerechte Lösung für die sehr unterschiedliche Belastung der Lehrer her; ein Versuch, die mit großem Korrekturaufwand belasteten Lehrer zu entlasten, ist an unserer Schule am Widerstand der Kolleginnen und Kollegen, die dann zusätzliche Stunden hätten erteilen müssen, gescheitert.
Hier muss die Politik aktiv werden.
MfG Eckhard Kupfer
Ich glaube nicht, dass die große Mehrheit der Lehrkräfte mit ihrem Arbeitsplatz und dem konkreten schulischen Umfeld zufrieden sind. Sie sollten die Umfrage einmal gesondert für die Stadt Berlin machen und diese Ergebnisse mit den jetzigen vergleichen. Abgesehen davon ist es mittlerweile schon so klar, dass es bereits die Spatzen von den Dächern pfeifen, in welcher Weise Politik und Bildung zusammenhängen. Was also gibt es Neues in dieser Hinsicht? Und was wird bewegt, um nicht zu sagen: verändert? Und vor allem: Wer interessiert sich eigentlich für die Umfrageergebnisse?
Fazit: nichts Neues, alles altbekannte Tatsachen.
Viele Veröffentlichungen bringen mich (74) immer wieder zum Staunen. Wie gut waren doch unsere Lehrer in der Nachkriegszeit dran. Sie hatten meist über 30 Schüler, fast keine Lehrbücher, mussten viel improvisieren, waren Vertriebene und hatten wenig Wohnraum. Trotz dessen ist aus uns etwas geworden.
Heute wird in der Schule experimentiert, angeblich auch noch wissenschaftlich abgesichert. Die Erfolge werden doch nicht größer. Immer neue Programme von Nichtpraktikern stören die Unterrichtstätigkeit und bringen nur Unruhe.
Wohl dem Lehrer, der sich nicht beirren lässt und ein gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis aufgebaut hat und seinen Strang zieht.