Wie Lehrkräfte das Gehirn von Kindern formen

Lehrerinnen und Lehrer haben einen enormen Einfluss auf die kognitive Entwicklung der Schülerinnen und Schüler. Und sie verändern sogar ihre Gehirne.

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Aber wie genau funktioniert diese Veränderung eigentlich? Das erklärt EdSurge im Artikel I’m a Neuroscientist. Here’s How Teachers Change Kids’ Brains. Denn nach neuen biologischen Erkenntnissen verfeinert sich das menschliche Großhirn – also der massemäßig größte Teil des Gehirns – in der Anatomie und der Funktion das ganze Leben lang.

Wie verändert sich das menschliche Gehirn?

Dieser Vorgang wird in der Wissenschaft „neuronale Plastizität“ oder „Neuroplastizität“ genannt und gliedert sich in drei verschiedene Prozesse:

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Die Proliferation meint das Herstellen von neuen synaptische Verbindungen. Während der Aufbau des Gehirns vor der Geburt stark von den Genen abhängt, üben, sobald das Kind auf der Welt ist, Erfahrungen ihren Einfluss auf das Gehirn aus: Die Sprache oder vertraute Gesichter müssen im Gehirn kartiert und organisiert werden.

Damit das Gehirn aber gleichzeitig effektiv bleibt, müssen nicht relevante und ungenutzte synaptischer Verbindungen wieder abgebaut werden. Auch dieser Prozess hängt stark mit Erfahrungen des jeweiligen Menschen ab und nennt sich Pruning, also Kürzen oder Zurechtschneiden.

Die Konsolidierung ist der dritte Prozess der frühen Hirnreifung. Hier werden Vorgänge automatisiert. Nach Tausenden von Wiederholungen speichert das Gehirn die Gemeinsamkeiten ab und entwickelt so Reaktionsmuster, z. B. eine Tasse zum Mund führen. Es kann dann schneller und effizienter reagieren und minimiert den Aufwand.

Wie beeinflussen Lehrkräfte die Entwicklung des kindlichen Gehirns?

Da diese Prozesse nicht, wie einst angenommen, nach der sogenannten „kritischen Phase“ – also in der frühen Kindheit – abgeschlossen sind, hat auch der Unterricht eine enorme Auswirkung auf die Entwicklung des Gehirn der Schülerinnen und Schüler. So können Lehrkräfte die neuroplastischen Prozesse durch Lerninhalte und Methoden maximieren: Wichtig ist z. B. nicht nur, dass die Bildungsinhalte dem Alter und den Vorkenntnissen der Schülerinnen und Schüler angepasst werden, sondern auch, dass diese im Unterricht ständig wiederholt werden.

Wie verändern Beachtung und Wohlbefinden das Gehirn?

Aber was können Lehrerinnen und Lehrer noch tun, um die neuroplastischen Verbesserungen in den Schüler-Hirnen voranzutreiben? Sie sollten jedem einzelnen Schüler und jeder einzelnen Schülerin Beachtung schenken. Denn die Lernenden nehmen nur etwas aus dem Unterricht mit, wenn die Lehrkraft sich aktiv um sie kümmert, z. B. durch den Augenkontakt oder durch die Kommunikation mit ihnen. Durch diese pädagogische Interaktion werden Neuromodulatoren stimuliert, die für die Arbeitsprozesse im Gehirn unabdingbar sind. Die Schülerinnen und Schüler sind so aufmerksamer und können so den Lernstoff besser verarbeiten.

Auch das Wohlbefinden spielt für die neuronale Plastizität eine wichtig Rolle. So sollten Lehrerinnen und Lehrer darauf achten, dass sich Schülerinnen und Schüler während des Unterrichts wohlfühlen und ihnen als Lehrperson vertrauen. Das erhöht den Serotoninspiegel der Schülerinnen und Schüler. Und Serotonin ist wiederum ein starker Modulator der Neuroplastizität.

Lehrkräfte sollten also nicht nur Inhalte vermitteln, sondern auch neuronale Veränderungen durch die systematische Betrachtung und Wiederholung des Schulstoffs, durch Interaktion und das Herstellen einer guten Arbeitsatmosphäre vorantreiben. So formen Lehrkräfte aktiv die Gehirne ihrer Schülerinnen und Schüler und helfen ihnen, langfristig gut zu lernen.

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Titelbild: © YAKOBCHUK VIACHESLAV/shutterstock.com